Silber, Nebel, Blech und Sturzpech Beckert einziger Lichtblick

Medaillenreich sollte der zwölfte Wettkampftag für das deutsche Team sein. Er wird ein Tag reich an Enttäuschungen. Fehlende Form, nicht fehlendes Pech und schlechtes Wetter müssen anschließend als Erklärung dafür herhalten, warum es nicht klappte, wie es klappen sollte. Nur Eisschnellläuferin Stephanie Beckert ist ein Silberstreif am Horizont.

Stephanie Beckert hat auf der Rückreise auf jeden Fall zweimal Silber im Gepäck.

Stephanie Beckert hat auf der Rückreise auf jeden Fall zweimal Silber im Gepäck.

(Foto: dpa)

Nach zweimal Bronze am Vortag wollten die deutschen Athleten in Vancouver wieder richtig zuschlagen, vier Medaillen in sechs Entscheidungen waren das erklärte Ziel. Am Ende wurde es eine Medaille in fünf Entscheidungen, weil der zweite Durchgang des Riesenslaloms aufgrund schlechten Wetters vorerst ausfallen musste.

Tröstlich für die Medaillenzähler: Nach 64 von 86 Entscheidungen behauptete Deutschland im Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem US-Team hauchdünn Platz eins der Länderwertung. Siebenmal Gold, zehnmal Silber und siebenmal Bronze für die deutsche Mannschaft standen bei den Amerikanern sieben Gold-, neun Silber- und zwölf Bronzemedaillen gegenüber. Auch Kanada hat dank des Bob-Sieges von Kaillie Humphries siebenmal Gold gewonnen.

Beckert erneut glänzend

Ihre neue Bestzeit reichte zu Platz zwei über 5000 Meter.

Ihre neue Bestzeit reichte zu Platz zwei über 5000 Meter.

(Foto: AP)

Dass es zur Verteidigung von Platz eins in der Medaillenwertung reichte, dafür sorgte Eisschnellläuferin Stephanie Beckert. Mit Platz zwei über 5000 Meter eroberte die Erfurterin ihr zweites Silber im Eisoval von Richmond. Beckert musste sich über die längste Eisschnelllauf-Strecke der Damen nur der Tschechin Martina Sablikova geschlagen geben, die ihr zweites Gold in Vancouver holte.

Bronze ging an die Kanadierin Clara Hughes. Daniela Anschütz-Thoms wurde wie über 3000 Meter und schon manches Mal zuvor in ihrer Karriere undankbare Vierte. Die dritte deutsche Läuferin Katrin Mattscherodt war wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert worden. In den Kampf um Medaillen hätte sie mit ihrer Zeit aber ohnehin nicht eingreifen können.

Keine Medaillen im Riesenslalom?

Für Maria Riesch und Co. wurde die Entscheidung im Riesenslalom zur nervenzehrenden Hängepartie. Der zweite Durchgang musste wegen Nebels in Whistler immer wieder verschoben werden und soll nun heute stattfinden. Nach dem ersten Durchgang liegt ein deutsches Trio in Lauerstellung. Viktoria Rebensburg hat als Sechste einen Rückstand von 35/100 Sekunden auf die führende Österreicherin Elisabeth Görgl. Kombinations-Gewinnerin Maria Riesch liegt als Siebte 48/100 zurück und besitzt ebenso noch Chancen wie Weltmeisterin Kathrin Hölzl.

Nebel verhinderte den zweiten Lauf im Riesenslalom. Eventuell bleibt der Wettbewerb ohne Sieger.

Nebel verhinderte den zweiten Lauf im Riesenslalom. Eventuell bleibt der Wettbewerb ohne Sieger.

(Foto: AP)

Allerdings drohen die deutschen Damen im Riesenslalom unabhängig von ihrer Leistung ohne Medaille zu bleiben. Sollte der zweite Lauf am Donnerstag nicht nachgeholt werden können, droht ein Ausgang ohne Olympiasiegerin. Das wäre dann der Fall, wenn der zweite Durchgang wegen weiterhin schlechten Wetters und anderer Wettbewerbe nicht mehr im Zeitplan untergebracht werden könnte. Dann würde der Wettkampf ohne offizielles Ergebnis bleiben, bestätigte Renndirektor Atle Skaardal. Der Stand nach dem ersten Lauf könne in keinem Fall als Endergebnis gewertet werde: "Diese Möglichkeit gibt es nicht. Wir müssen zwei Durchgänge gefahren sein." Für US-Star Lindsey Vonn würde eine Absage des Rennens keinen Unterschied machen, der Wettkampf ist für sie vorzeitig beendet. Vonn schied mit bester Zwischenzeit aus und zog sich bei ihrem Sturz auch noch einen Fingerbruch zu.

"Go Canada Go"

Glänzend aufgelegt gegen Russland. Die heimischen Eishockey-Stars spielen nun gegen die Slowakei.

Glänzend aufgelegt gegen Russland. Die heimischen Eishockey-Stars spielen nun gegen die Slowakei.

(Foto: AP)

Wie Vonn am Boden ist Gastgeberland Kanada – allerdings deshalb, weil man seinen Eishockey-Profis zu Füßen liegt. Die zogen durch ein 7:3 gegen Weltmeister Russland ins Halbfinale ein. Schon nach dem ersten Drittel kochte der mit 19.300 Zuschauern ausverkaufte Canada Hockey Place über, immer wieder schallte "Go Canada Go" durch die Arena.

"Die Atmosphäre war elektrisierend. Es war einfach ein Riesenspaß", schwärmte Kanadas Keeper Roberto Luongo. Das können die Russen nicht behaupten: Für sie bedeutete die Niederlage nicht nur das Platzen ihres Goldtraums, sondern auch die zweithöchste Pleite bei Winterspielen. Neben Kanada stehen auch das US-Team und Finnland im Halbfinale, das durch die Slowakei komplettiert wird. Die Slowaken setzten sich überraschend mit 4:3 gegen Titelverteidiger Schweden durch.

Sturz bei 140 km/h

Im Bob ging das Medaillen-Abonnement der deutschen Frauen in Whistler zu Ende. Nach Silber 2002 und Gold 2006 wurde Sandra Kiriasis diesmal Vierte. Cathleen Martini fiel nach einem schweren Sturz bei 140 km/h im letzten Lauf ganz aus der Wertung. Die Pilotin und ihre Anschieberin Romy Logsch blieben bei dem Unfall unverletzt.

Kaillie Humphries holte für die Gastgeber Gold vor ihrer Landsfrau Helen Upperton. Platz drei belegte Erin Pac aus den USA.

Verwachst und zugenäht!

So sehen Besiegte aus: Tobias Angerer und Axel Teichmann steht der Frust über Platz sechs mit der Staffel ins Gesicht geschrieben.

So sehen Besiegte aus: Tobias Angerer und Axel Teichmann steht der Frust über Platz sechs mit der Staffel ins Gesicht geschrieben.

(Foto: DPA)

Dagegen kostete ein Fehlgriff in die Wachskiste Jens Filbrich, Axel Teichmann, Rene Sommerfeldt und Tobias Angerer als Sechste über 4 x 10 Kilometer die erhoffte Medaille. Die Langlauf-Staffel war für das deutsche Quartett schon nach zwei Runden verloren. "Da ist eine kleine Welt zusammengebrochen", sagte Schlussläufer Tobias Angerer: "Ich werde ein, zwei Tage brauchen, um das zu verkraften."

Olympiasieger wurde Schweden vor Norwegen, für das Petter Northug als Schlussläufer noch von Platz vier auf den Silberrang vorstürmte. Bronze ging an die Tschechen.

China feiert, Südkorea tobt

Shorttrack-Gold in der 3000 Meter-Staffel der Damen feierten die Chinesinnen vor Kanada und den USA. Die zunächst siegreichen Südkoreanerinnen wurden nach dem Rennen disqualifiziert. Dies entschieden die Kampfrichter, Grund war ein umstrittener Wechsel. Die deutschen Frauen hatten das Olympia-Ticket verpasst.

Über die Einzelstrecken 500 Meter und 1000 Meter präsentierten sich jedoch die deutschen Starter Tyson Heung und Aika Klein ordentlich. Sie erreichten die Viertelfinalläufe.

Lassilas Sprung ins Glück

Den Sprung-Wettbewerb der Ski-Freestylerinnen gewann Lydia Lassila aus Australien, es war die zweite australische Goldmedaille in Vancouver. Lassilas entscheidender Sprung war ein dreifacher Rückwärtssalto mit doppelter Schraube. "Davon habe ich mein Leben lang geträumt, das war mein Lebenstraum", sagte die 28-Jährige, die ihr sportliches Leben der Ski-Freestyle-Disziplin Springen verschrieben hat.

Auch die Freestyler flogen im Nebel durch die Luft. Am besten flog und wirbelte eine Australierin.

Auch die Freestyler flogen im Nebel durch die Luft. Am besten flog und wirbelte eine Australierin.

(Foto: dpa)

Nach dem ersten Sprung über die furchterregend steil zum Himmel ragenden Schanzen hatte sie noch auf Rang zwei hinter Xu Mengtao gelegen. Doch dann landete Lassila ihren meterhohen zweiten Flug sicher, die Rivalin aus China stürzte bei der Landung und fiel auf Rang sechs zurück. Lassilas zweiter Sprung war wie jener von Xu äußerst riskant, aber die Australierin erfüllte sich auch damit einen Traum: "Seit ich mit meinem Sport angefangen habe, wollte ich springen wie ein Mann." Das gelang ihr besser als all den anderen Konkurrentinnen aus China, wo die Freestyle-Springer gezielt vom Turnen oder vom Trampolin an die Schanze abkommandiert werden. Li Nina und Guo Xinxin holten für das Reich der Mitte immerhin Silber und Bronze.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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