Das bringt der Olympia-Freitag Die Chance auf die ultimative Sensation
05.08.2021, 20:23 Uhr
Selbstbewusster Außenseiter: Dimitrij Ovtcharov und die deutsche Tischtennismannschaft.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Olympia in Tokio biegt auf die Zielgerade ein - und da wartet am Freitag eine ganz komplizierte Chance. Im Tischtennis ist der Mannschaft Silber sicher, Gold scheint unmöglich. Die Sprinterinnen haben viel vor, im Modernen Fünfkampf geht eine deutsche Athletin als Führende in den Endspurt.
Fußball: Ab 4 Uhr suchen die Frauen aus Kanada und Schweden den Nachfolger des deutschen Teams. Das hatte in Rio 2016 noch Gold geholt, für Tokio konnte sich die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gar nicht erst qualifizieren. Bronze haben sich bereits die USA geholt: Die Star-Spielerinnen Megan Rapinoe und Carli Lloyd haben den Weltmeister im "kleinen Finale" zum Sieg geschossen. Dank der zwei Doppelpacks des erfahrenen Duos gewann die USA das Spiel um Platz drei gegen Australien mit 4:3 (3:1). In Kashima profitierte der Favorit von einigen Abwehrpatzern der Australierinnen und verabschiedete sich nach der geplatzten Gold-Mission immerhin noch versöhnlich aus Japan.
Beachvolleyball: Während die Fußball-Frauen spielen, suchen auch die Beachvolleyballerinnen den Nachfolger eines deutschen Teams aus: Kira Walkenhorst und Laura Ludwig hatten im Sand von Rio in einem magischen Finale Gold geholt, diesmal schied Ludwig mit ihrer neuen Partnerin Margareta Kozuch im Viertelfinale aus. Weil auch die Vizeweltmeister Julius Thole und Clemens Wickler im Viertelfinale ausgeschieden waren und Fünfte geworden sind, gibt es erstmals seit 2008 im Beachvolleyball damit keine Medaille für den Deutschen Volleyball-Verband. Ab 4.30 Uhr geht es für Mariafe Artacho/Taliqua Clancy aus Australien und April Ross/Alix Klineman um Gold. Die US-Amerikanerinnen Ross/Klinemann waren nach einem ganz engen Match die Endstation fürs deutsche Damen-Duo.
Moderner Fünfkampf: Annika Schleu liegt nach dem ersten Wettkampf-Tag in Führung. Die Berlinerin erzielte in der ersten Disziplin Fechten die meisten Siege und steht vor dem Finaltag (ab 7.30 Uhr) mit 274 Punkten auf Platz eins. "Fechten verlief für mich in einer Art und Weise, wie ich es noch nie geschafft habe", sagte die Olympia-Vierte von Rio und gab zu: "Vor den Spielen habe ich schon ein bisschen Richtung Medaille geschielt." Jetzt gelte es, die Nerven zu bewahren. "Ich bin plötzlich in einer Situation, in der ich noch nie war." Deutlich schlechter schnitten die deutschen Männer im Fechten ab. Patrick Dogue belegte als Olympia-Sechster von Rio de Janeiro einen enttäuschenden 32. Platz - für Fabian Liebig lief es mit Rang 24 auch kaum besser. "Es ist schade. Die Medaillen sind sehr, sehr weit weg", sagte Dogue.
Neben dem Fechten treten die Athleten auch im Schwimmen, Reiten und einem Kombinations-Wettkampf aus Laufen und Schießen gegeneinander an. In den ersten drei Disziplinen werden erzielte Leistungen in Punkte umgerechnet, um so die Startreihenfolge für den abschließenden sogenannten Laser Run zu ermitteln.
Reiten: Bei der letzten Medaillen-Chance in Tokio setzt Bundestrainer Otto Becker auf die Springreiter Daniel Deußer mit Killer Queen und André Thieme mit Chakaria sowie Maurice Tebbel mit Don Diarado. Tebbel war nicht für das vorherige Einzel nominiert worden, worüber der 27-Jährige aus Emsbüren "riesig" enttäuscht war. Nicht im Team ist Christian Kukuk. Der Reiter aus Riesenbeck war mit Mumbai nach einem Abwurf bereits in der Einzel-Qualifikation wie Thieme gescheitert, der nun für die Freitag beginnende Mannschaftswertung (ab 10 Uhr) den Vorzug erhielt. Die besten zehn Teams qualifizieren sich für das Finale am Samstag (10 Uhr). Anders als bei den vorherigen Spielen besteht eine Olympia-Mannschaft nur noch aus drei statt vier Reitern.
Tischtennis: Die deutsche Mannschaft könnte die vielleicht unwahrscheinlichste Goldmedaille dieser Spiele holen: Einen Tag nach der verpassten Bronzemedaille des Damen-Teams will das Männer-Trio um Dimitrij Ovtcharov den Chinesen ein Schnippchen schlagen. Mit Silber im Finale (12.30 Uhr) wollen sich Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska nicht zufriedengeben. "Wir glauben daran, dass wir den Weg bis zum Ende gehen können", sagte Ovtcharov, der in der Einzel-Konkurrenz Bronze gewonnen hatte. Olympia-Gold hat es für das deutsche Tischtennis noch nie gegeben. Faktisch spricht auch diesmal wenig für einen Coup. Noch nie haben die an eins gesetzten Asiaten in dem 2008 eingeführten Team-Wettbewerb verloren, dreimal triumphierten sie. Nur drei einzelne Matches überließen sie in allen Jahren ihren Kontrahenten. In Tokio gaben sie erst vier Sätze ab, treten mit den Top Drei der Weltrangliste an und haben Einzel-Olympiasieger Ma Long in ihren Reihen.
Leichtathletik: Das deutsche Sprint-Quartett mit Schlussläuferin Gina Lückenkemper hat im Finale viel vor - und will nach der erfolgreichen Qualifikation für den Endlauf (15.30 Uhr) nun eine Medaille holen. In 42,00 Sekunden verwies die EM-Zweite zusammen mit Rebekka Haase, Alexandra Burghardt und Tatjana Pinto im Vorlauf die Schweiz (42,05 Sekunden) und China (42,82) auf die Ränge zwei und drei, im ersten Vorlauf waren Großbritannien und die USA noch schneller. "Auf jeden Fall wollen wir auf einen vorderen Platz, wir wollen eine Medaille", kündigte Pinto an. "Dafür geben wir tausend Prozent." Auch die Männer schafften es in den Medaillenwettstreit. Julian Reus, Joshua Hartmann, Deniz Almas und Lucas Ansah-Peprah wurden zwar nur Vierte ihres Vorlaufs in 38,06 Sekunden. Als eine der beiden zeitschnellsten Staffeln sicherten sie sich aber einen Platz im Finale am Freitag (15.50 Uhr). Im Finale der Speerwerferinnen (13.50) ist die deutsche Meisterin Christin Hussong als amtierende Europameisterin eine Kandidatin für einen Platz unter den ersten Drei.
Quelle: ntv.de, ter/dpa