Das bringt Olympia-Donnerstag Die vier Medaillenchancen für Deutschland
28.07.2021, 21:03 Uhr
Einen neuen deutschen Rekord hat er schon aufgestellt. Nächstes Ziel für Florian Wellbrock: Olympiagold.
(Foto: picture alliance/dpa)
Tag sechs bei den Olympischen Spielen in Tokio: Für die Deutschen sind einige Medaillen möglich. Nachdem im Schwimmen der Knoten geplatzt ist, könnte es in der Nacht wieder erfolgreich werden. Doch auch beim Judo oder Rudern könnte es aussichtsreich werden.
Schwimmen: Eine Hälfte des Haushalts Köhler/Wellbrock hat schon abgeliefert. Die 13 Jahre lange Olympia-Durststrecke der deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer wurde durch Sarah Köhler beendet. Ihre Bronzemedaille über 1500 Meter Freistil in der Nacht ist die erste deutsche seit Britta Steffens Doppelgold in Peking 2008. Ihr Verlobter Florian Wellbrock könnte nun in der Nacht über 800 Meter Freistil der Männer gleichziehen (03.30 Uhr). Bei seinem Vorlauf stellte er genauso wie seine Verlobte in ihrem Finale einen deutschen Rekord auf. Im Finale gegen die Mit-Favoriten Michailo Romantschuk (Ukraine) und Robert Finke (USA) soll es nicht weniger als die Goldmedaille für den Weltmeister sein.
Zum sechsten Mal steht die Staffel der Frauen über 4x200 Meter Freistil im Finale (05.31 Uhr). Doch gegen die Teams aus Kanada, Italien und den Titelverteidigerinnen aus den USA wird eine Medaille eher unwahrscheinlich. Dennoch haben Isabel Gose, Leonie Kullmann, Annika Bruhn und Marie Pietruschka es mit ihrer Finalqualifikation schon weiter als ihre Vorgängerinnen in Rio geschafft.
Für zwei große Schwimmkarrieren war es dann doch der Abschied durch die Hintertür. "Indiskutabel", nannte Bundestrainer Bernd Berkhahn die Leistung von Franziska Hentke im Halbfinale über 200 Meter Schmetterling. Sie blieb ganze sechs Sekunden hinter dem deutschen Rekord. Folglich findet auch das Finale ohne sie statt (04.28 Uhr). Ähnlich geht es Marco Koch, dem Weltmeister von 2015, der im Vorlauf über 200 Meter Brust enttäuschte. Wenn um 03.44 Uhr Anton Schubkow (Russland), Izaac Stubblety-Cook (Australien), Shoma Sato (Japan) um die Medaillen kämpfen, kann er nur zuschauen. Ob sie beide nochmal ins olympische Wasser springen, ist unwahrscheinlich.
Judo: Seit 47 Tagen ist Anne-Maria Wagner Weltmeisterin im Judo. Nach dem Titel in Budapest und einem kurzen Urlaub steht nun das noch größere Ziel an: der Olympiasieg. Die Chancen stehen gut, auch wenn Wagner noch etwas vorsichtiger ist: "Ich würde sagen, dass die Konkurrenz bei Olympia noch ein bisschen schwerer ist, weil wirklich alle da sind." Die Französin Madeleine Malonga beispielsweise trat zur Titelverteidigung bei der WM gar nicht erst an. In Tokio ist sie aber dabei. Es könnte also in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm (ab 11.38 Uhr) einen engen Kampf um Gold geben.
Karl-Richard Frey ist nicht allein in Tokio. Die Familie Frey ist gleich doppelt vertreten. Während Bruder Johannes noch etwas Pause hat, wird es für Karl-Richard am morgigen Donnerstag (ab 12.09 Uhr) schon ernst. Im Finale der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm hat er jedoch nur Außenseiterchancen. Er liebe es, gegen andere Athleten anzutreten und sie zu besiegen, sagte er kurz vor den Spielen. Und wer weiß, vielleicht gibt es dafür sogar eine Medaille.
Kanuslalom: Andrea Herzog macht sich die Dinge nicht schwieriger, als sie eigentlich schon sind. "Ich möchte nicht so viel Druck haben. Ich bin die Jüngste im Team und zwei Medaillen fürs Team sind jetzt schon super", sagte die 21-Jährige: "Ich muss mich jetzt auf mich konzentrieren und sehen, dass ich meine Leistung abrufe." Sie möchte nur auf ihre eigene Leistung schauen, nur das könne sie beeinflussen. Beim Olympia-Testlauf beim Weltcup in Markkleeberg hat das gut geklappt - den gewann sie. Nun, in Tokio, tritt sie auch gegen Jessica Fox, eine echte Ikone des Sports, an. Doch die Australierin leistete sich in ihren beiden Vorläufen Fehler - anders als Herzog. Um 7 Uhr gibt es das Halbfinale, ab 08.45 Uhr geht es in die Medaillenkämpfe. Vielleicht gibt es von den Gold- bzw. Bronzegewinnern Ricarda Funk und Sideris Tasiadis den ein oder anderen Tipp.
Rudern: Der Deutschlandachter gilt als das Paradeboot der Deutschen. Doch auch abseits davon gibt es Medaillenchancen. Zu den Favoriten im Finale des Leichtgewichts-Doppelzweier (2.50 Uhr) gehören Jason Osborne und Jonathan Rommelmann. "Als wir zum ersten Mal zusammen im Boot saßen, hat es sich angefühlt, als würden wir schon lange zusammen rudern", sagten sie, als sie zufällig Anfang 2019 in ein Boot gesetzt wurden. In Paris 2024 wird es die Leichtgewicht-Kategorien wahrscheinlich nicht mehr geben, Tokio ist also wohl ihre letzte gemeinsame Olympia-Fahrt. Hoffentlich wird es eine erfolgreiche.
Schießen: Den größten Erfolg hat Andreas Löw schon geschafft. "Bei den Olympischen Spielen in Tokio im Trap der Herren anzutreten, bedeutet mir sehr viel", sagte der 39-Jährige. Seine ursprüngliche Disziplin, das Doppeltrap, ist nicht mehr olympisch. Für Löw kein Problem, flexibel wie er ist, stellte er sich um. Trotzdem hat er es als Siebter in der ersten Qualifikationsrunde noch Chancen aufs Finale (8.30 Uhr).
Turnen: Beim Turnfinale der Frauen steht im Mehrkampf (ab 12.50 Uhr) eine Teilnehmerin im Fokus, die an dem Wettbewerb gar nicht teilnimmt. Eigentlich hätte es der große Moment der Simone Biles werden sollen. Der unglaublichen Ausnahmeathletin. Was sie so besonders macht, hat die "New York Times" in einem Text mal aufgeschrieben: Sie ließe sich nicht mit Football-Ikone Tom Brady, Tennissuperstar Serena Williams und Golfer Tiger Woods vergleichen. Denn es gebe einen entscheidenden Unterschied: Diese Sport-Größen verlieren hin und wieder - Biles nicht. Das macht es umso mehr zu einem Moment der Größe, als sie erklärte, dass sie wegen mentaler Probleme nicht antreten könne. Damit wird die US-Amerikanerin ihre Goldmedaille nicht verteidigen. Im Finale sind auch Elisabeth Seitz und Kim Bui vertreten. Nach einem enttäuschenden Mannschaftsauftritt soll es im Einzel besser laufen. Favorisiert sind jedoch die Brasilianerin Rebeca Andrade und die Russinnen Angelina Melnikova und Wladislawa Urasova.
Tischtennis: Die Rechnung für Dimitrij Ovtcharov ist denkbar einfach. Gewinnt er eines seiner verbleibenden Spiele, gibt es eine Medaille. Im Halbfinale der Herren (ab 9 Uhr) steht er jedoch vor einer denkbar schweren Aufgabe. Der ehemalige Weltranglistenerste muss gegen die Olympiasieger aus Rio, den chinesischen Weltmeister Ma Long, ran.
Quelle: ntv.de, ses/sid/dpa