Sotschi-Spiele ein "Fest für Sportliebhaber"? Dopingexperte warnt - Putin zähmt Leoparden

Wer ist hier der Boss? Russlands Präsident Wladimir Putin begrüßt IOC-Präsident Thomas Bach in Sotschi.

Wer ist hier der Boss? Russlands Präsident Wladimir Putin begrüßt IOC-Präsident Thomas Bach in Sotschi.

(Foto: AP)

Während ein Sportmediziner dopingverseuchte Winterspiele fürchtet, verspricht Russlands Präsident Putin traumhafte Tage in Sotschi. Menschenrechte, Nachhaltigkeit - alles kein Problem. Ebensowenig wie die Zähmung einer widerspenstigen Wildkatze.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat IOC-Präsident Thomas Bach drei Tage vor Beginn der Winterspiele in Sotschi ein großes Sportfest versprochen. "Ich möchte Ihnen versichern, dass wir alles tun, damit Sotschi eine gastfreundliche Heimat für alle Teilnehmer, für alle Besucher sein wird", sagte Putin bei einem Treffen mit dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees: "Die Hauptaufgabe ist es, die Spiele in Sotschi zu einem Fest für alle Sportliebhaber in der Welt zu machen."

Der deutsche Dopingexperte Perikles Simon warnt indes vor gedopten Spielen. Der Sportmediziner von der Universität Mainz prophezeit, dass mehr als die Hälfte der Athleten bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi gedopt in die Wettkämpfe gehen werde. "Bis zu 60 Prozent aller Olympia-Teilnehmer werden gedopt sein, quer durch alle Sportarten", sagte Simon dem Online-Portal t-online.de.

Mit zahlreichen überführten Betrügern rechnet Simon trotz der Rekordzahl von 2453 Dopingkontrollen in Sotschi nicht. "Es wird in Sotschi nicht viele Dopingfälle geben. Ich rechne mit ein oder zwei Fällen, mehr nicht." Ein offizielles Dopingproblem dürfte den ersten russischen Winterspielen damit erspart bleiben, höchst umstritten bleiben sie dennoch.

Umstrittenes Milliardenprojekt

Die etwa 40 Milliarden Euro teure Veranstaltung ist das bislang größte Prestigeobjekt des russischen Präsidenten, der unter anderem wegen seiner Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung seit Monaten weltweit in der Kritik steht. Als Reaktion darauf hatte der Kreml-Chef schon vor Wochen auch allen homosexuellen Olympia-Besuchern eine Wohlfühlgarantie gegeben - und Bach die Zusicherung, die Olympische Charta zu achten.

Mit den Spielen in Sotschi will Putin der Welt das neue Russland präsentieren.

Mit den Spielen in Sotschi will Putin der Welt das neue Russland präsentieren.

(Foto: dpa)

Am Abend eröffnete Putin die 126. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im Simny Theater. In seiner Rede sagte er, er hoffe, dass alle "das neue Russland" besser verstehen würden. Bach bedankte sich in seiner Rede ausdrücklich bei Putin für die Unterstützung der Winterspiele und dafür, dass er die Kandidatur "bis heute angeführt" habe. Er erinnerte Putin aber auch an seine Zusage, "die Olympische Charta während der Spiele zu respektieren".

Aktuell plagen den Präsidenten noch andere Probleme: In Sotschi musste Putin Gerüchte dementieren, er habe die Wahl des letzten Fackelträgers bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele maßgeblich beeinflusst. "Ich habe davon gehört. Das sind die üblichen Gerüchte", sagte Putin und stellte klar: "Wir haben eine Menge herausragender Personen, die in aller Welt bekannt sind. Und ich werde mich da nicht einmischen."

Das Entzünden des Olympischen Feuers ist der Höhepunkt der Eröffnungsfeier am kommenden Freitag im Fisht Olympic Stadium (17.14 Ortszeit, live im ZDF und im Olympia-Liveticker bei n-tv.de). Im Internet kursierten Spekulationen, wonach die ehemals herausragende Rhythmische Sportgymnastin Alina Kabajewa dafür auserwählt worden sei. Der Olympiasiegerin von 2004 wurde lange Zeit ein Verhältnis zu Putin nachgesagt. Das Gerücht, dass er vielleicht sogar selbst derjenige sei, der das Feuer entzünde, widersprach Putin ebenfalls: "Ich repräsentiere den Wintersport nicht. Ich bin nur ein Fan."

Selbst die Leoparden kuschen

Putin mit dem Leoparden Grom: "Wir mochten einander."

Putin mit dem Leoparden Grom: "Wir mochten einander."

(Foto: AP)

Putin versprach zudem eine sichtbare Nachhaltigkeit der Spiele und kündigte an: "Nach den Olympischen Spielen werden die Sportstätten das Fundament für das erste russische Wintersportzentrum bilden." Zum neuen Russland, das Putin mit den Spielen präsentieren möchte, sollen auch Leoparden gehören, die der Präsident nahe den Sportanlagen von Sotschi auswildern lassen will.

Anders als von Naturschützern immer wieder behauptet, habe sich die Umweltsituation durch die Bauarbeiten für die Sportanlagen nicht verschlechtert, sondern verbessert, sagte Putin vor Vertretern des Internationalen Olympischen Komitees. Diese hatte er am Nachmittag mit seinem eigenen Geländewagen zu einer Aufzuchtstation für die Wildkatzen in dem Naturreservat in den Bergen oberhalb der Schwarzmeerstadt gefahren.

Dabei bot sich dem Präsidenten unverhofft die Gelegenheit, seinen berühmten Männlichkeitsbeweisen live vor Gästen ein neues Kapitel hinzuzufügen: Angesichts der großen Gruppe von Besuchern reagierte einer der Leoparden namens Grom (Donner) verärgert und griff zwei Journalisten in seinem Käfig an. Wie russische Medien berichteten, wurde der eine an der Hand, der andere am Knie verletzt. Dennoch sei Putin anschließend in den Käfig gegangen, um das sechsmonatige Tier zu beruhigen.

Das Fernsehen zeigte den Präsidenten mit Grom auf den Knien, wobei das Tier offenbar nun ruhig war. "Ich mag Tiere, es scheint, ich habe ein Gefühl für sie", sagte Putin: "Wir mochten einander." Auf Fotos ist allerdings zu sehen, dass das Tier zuvor von einem Pfleger beruhigt wurde. Die Spiele des russischen Präsidenten, sie haben womöglich schon begonnen.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid/AFP

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