USA doch nicht Ausrichter 2034? IOC droht im Dopingstreit sogar mit Olympia-Entzug

Die Freude über den Olympia-Zuschlag ist groß in Salt Lake City. Das könnte aber schnell vergehen.

Die Freude über den Olympia-Zuschlag ist groß in Salt Lake City. Das könnte aber schnell vergehen.

(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)

Die Vergabe der Olympischen Spiele 2030 und 2034 macht Frankreich und die USA glücklich. Die Winterspiele sollen wie 2002 in Salt Lake City stattfinden. Es sei denn, ein Streit eskaliert endgültig: der ums Doping. Wegen eines Schlagabtauschs baut das IOC eine Drohkulisse auf.

Um 12.22 Uhr hielt IOC-Präsident Thomas Bach im Palais des Congres das Schild "Salt Lake City 2034" in die Höhe, doch der Jubel der US-Delegation verhallte schnell. Nach einem Schlagabtausch auf der olympischen Bühne droht der Doping-Streit zwischen dem IOC und der WADA auf der einen und den USA auf der anderen Seite noch in Paris zu eskalieren. Das IOC baute eine Drohkulisse auf, die Dopingjäger Travis Tygart konterte.

"Es ist schockierend zu sehen, dass das IOC selbst zu Drohungen greift, um diejenigen zum Schweigen zu bringen, die nach Antworten auf bekannte Fakten suchen", schrieb der Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA.

Einige IOC-Mitglieder und WADA-Präsident Witold Banka hatten die USADA bei der IOC-Session am Mittwoch heftig angegriffen. Zuvor hatte das IOC im Ausrichtervertrag mit Salt Lake City einen Passus verankert, mit dem es den USA die Spiele in zehn Jahren entziehen kann, wenn die Behörden die WADA "nicht vollständig respektieren".

Banka hatte den Angriff gestartet, Tygart wies die Vorwürfe zurück und legte nach: "Die heutige Demonstration hat erneut gezeigt, dass die WADA in ihrer jetzigen Form nur ein Schoßhündchen des Sports ist und saubere Athleten kaum eine Chance haben."

Positive Tests von chinesischen Schwimmern

Der Zoff zwischen der USADA und der WADA war im April nach Recherchen der ARD und der "New York Times" ausgebrochen. Demnach waren vor den Olympischen Spielen in Tokio 23 chinesische Schwimmer positiv auf ein verbotenes Herzmittel getestet, von der WADA allerdings nicht gesperrt worden. Die verließ sich auf eine Untersuchung der chinesischen Behörden, die eine Kontamination in einer Hotelküche als Grund für positiven Proben angab.

"Wenn die WADA nichts zu verbergen hat, würde sie die Chance begrüßen, Fragen zu beantworten, anstatt wegzulaufen und sich zu verstecken", so Tygart. Das IOC forderte er auf, "die Führung zu übernehmen, um den sauberen Sport zu schützen". Es würde "für saubere Athleten auf der ganzen Welt verheerend sein, wenn diese positiven Tests ignoriert werden".

Stellt sich US-Behörde über WADA?

Zuvor war deutlich geworden: Der Doping-Zwist soll zwei Tage vor der Eröffnungsfeier der Spiele von Paris unbedingt abgeräumt werden - und zwar langfristig. "Wenn die USA weiter Gesetze erlässt, die nichts mit ihnen zu tun haben, riskieren sie, dass sie sich irgendwann außerhalb des Anti-Doping-Systems befinden", sagte Banka drohend.

Der Pole bezog sich auf den Rodchenkov Act, ein 2020 erlassenes Gesetz, das der amerikanischen Strafverfolgung erlaubt, gegen Hintermänner von Dopingverstößen bei internationalen Wettkämpfen einzugreifen. Dieses Gesetz sei ein "Werkzeug", so Banka, welches die USADA "über den Rest der Welt erhebt, vielleicht sogar, um die WADA zu ersetzen als globalen Hüter über den Anti-Doping-Kampf." Das dürfe "so nicht stehenbleiben".

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Ohnehin lässt sich das Thema Doping vor den Paris-Spielen aber nicht einfach abstellen. Die siebenmalige Schwimm-Olympiasiegerin Katie Ledecky aus den USA machte sich im Zuge der Kontroverse um mögliche Dopingfälle im chinesischen Team für weltweit einheitliche Tests und eine lückenlose Aufklärung stark. "Jeder hat mitbekommen, was die Athleten denken: Sie wollen Transparenz. Sie wollen weitere Antworten auf die Fragen, die noch offen sind", sagte Ledecky. Sie hoffe dass die Testbehörden bei den Spielen "die Sache im Griff" hätten und für "saubere Wettkämpfe" sorgten.

13 der Anfang 2021 positiv getesteten Chinesen starteten ein halbes Jahr später in Tokio, mehrere gewannen Olympiamedaillen. 11 der 23 sollen auch in Paris an den Start gehen.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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