Olympisches Waterloo für "Großmaul" Parrot Kotsenburg genießt den Gold-Wahnsinn
08.02.2014, 13:15 Uhr
Kanadischer Frust, US-amerikanischer Jubel: Während Sage Kotsenburg sein Olympia-Gold feiert, blickt Maxence Parrot geschlagen zu Boden.
(Foto: REUTERS)
Sage Kotsenburg ist der Slopestyle-King: Der US-Snowboarder schnappt sich bei der olympischen Premiere der Disziplin die erste Goldmedaille der 22. Winterspiele in Sotschi. Dem kanadischen Topfavoriten Maxence Parrot versagen im Finale die Nerven.
Topfavorit Maxence Parrot blickte gegen die Sonne mit zugekniffenen Augen auf die Ergebnistafel, als er plötzlich traurige Gewissheit hatte: Nur Platz fünf im Slopestyle-Wettbewerb der Snowboarder. Der Kanadier wendete sich enttäuscht ab - und sah nicht mehr, dass plötzlich ein langhaariger blonder Derwisch mit der amerikanischen Fahne neben ihm auf und ab hüpfte. Es war Sage Kotsenburg, der gerade etwas überraschend der erste Olympiasieger von Sotschi geworden war.
Dem 20-Jährigen aus Park City im US-Bundesstaat Utah reichten bei der Olympia-Premiere seiner Disziplin seine 93,50 Punkte aus dem ersten Lauf über Rails (Geländer) und Kicker (Schanzen) im Extreme Park von Rosa Khutor. "Es ist Wahnsinn, dass die Jury meine verrückten, kreativen Tricks belohnt hat", sagte der Goldmedaillen-Gewinner immer noch etwas fassungslos.
Knapp 4000 Fans im nicht ganz voll besetzten Stadion jubelten ihm frenetisch zu. Der Norweger Staale Sandbech kam Kotsenburg mit seinem starken zweiten Run (91,75) gefährlich nahe und wurde mit Silber belohnt. Mitfavorit Mark McMorris aus Kanada gewann trotz einer gebrochenen Rippe mit einem ebenfalls guten zweiten Lauf (88,75) Bronze.
Parrot tönt und liefert nicht
Parrot verpasste die Medaillenränge um 1,5 Punkte. Seine Leistung aus der Qualifikation, als er die Konkurrenz mit dem Top-Wert von 97,50 geschockt hatte, hätte locker zu Gold gereicht. Danach hatte sich das "Großmaul" der Szene darüber beschwert, dass US-Superstar Shaun White auf den Wettbewerb verzichtete. "Ich wollte gerne zeigen, dass ich besser bin als er und habe noch mehr drauf", sagte der 20-Jährige. Als es darauf ankam, war Parrot aber nicht einmal besser als Whites Teamkollege Kotsenburg.
Dessen Triumph war gleichwohl keine Sensation. Kotsenburg war 2012 bei den Winter-X-Games, den Winterspielen der Freestyle-Szene, bereits Zweiter im Slopestyle hinter McMorris gewesen. Er entstammt einer Snowboard-verrückten Familie und war der erste Boarder, der im Wettkampf einen "Cab double cork 1440" (rückwärts gesprungener, vorwärts gelandeter Salto mit vier Schrauben) stand.
In Sotschi schrieb Kotsenburg jetzt erneut Geschichte. Bei perfekten äußeren Bedingungen mit Sonne und zwei Grad unter dem Gefrierpunkt war nur ihm ein nahezu fehlerfreier erster Run gelungen. Zwar griff auch Kostenburg bei der Landung des zweiten Sprungs in den Schnee. Alle anderen hatten aber teils massive Probleme mit dem anspruchsvollen Kurs, auf dem ein Sprung auch über eine überdimensionale Matrjoschka (russische Schachtelpuppe) führte. Für Kotsenburg war es der Sprung in die Olympia-Annalen.
Quelle: ntv.de, cwo/sid