"Nicht noch einmal gebraucht" Rebensburg hadert mit Blech - und Patzer

Viktoria Rebensburg verpasst das Podest knapp.

Viktoria Rebensburg verpasst das Podest knapp.

(Foto: dpa)

Skirennfahrerin Viktoria Rebensburg liegt die Aufholjagd. Beim Riesenslalom von Pyeongchang misslingt sie ihr jedoch. Sie hat damit zwar nicht die letzte Chance auf ihre dritte Olympiamedaille verspielt - aber ihre beste.

Mit Blech kennt sich Viktoria Rebensburg ganz gut aus. "Das hätte ich nicht unbedingt noch einmal gebraucht", sagt sie am Ende eines für sie enttäuschenden ersten Olympia-Rennens. Im Zielraum war es kurz davor zum Drei-Mädel-Treffen der Siegerinnen gekommen, aber die 28-Jährige vom SC Kreuth war nicht eingeladen gewesen. Um zwölf Hundertstelsekunden verpasste sie im Riesenslalom, dem ersten alpinen Frauen-Wettbewerb bei diesen Winterspielen, eine Medaille. Sie landete nur auf dem vierten Platz - hinter Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin aus den USA, der Norwegerin Ragnhild Mowinckel und Federica Brignone aus Italien. "Es ist so, wie es jetzt ist. Das ist das Leben, und meins wird trotzdem weitergehen", sagte Rebensburg gefasst.

Feiern dürfen andere.

Feiern dürfen andere.

(Foto: imago/GEPA pictures)

Wie es sich anfühlt, das Podest so knapp verpasst zu haben, hat sie bereits vor fast genau einem Jahr erleben müssen. Bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz war sie ebenfalls Vierte geworden, allerdings im Super-G. Unter ganz anderen Voraussetzungen. Während sie damals eine schwierige Saison hinter sich hatte, war sie nach Südkorea, zu ihren dritten und angekündigten letzten Winterspielen, mit der Gewissheit gereist, Top-Favoritin in ihrer Lieblingsdisziplin zu sein. Nur in zwei von sieben Riesenslaloms in diesem Weltcup-Winter stand Rebensburg nicht auf dem Siegerpodest, einmal war sie krank, das andere Mal passte das Material nicht optimal. Drei Rennen gewann sie, zweimal wurde sie Zweite, außerdem führt sie in der Disziplinwertung.

Sie ist wieder diejenige, die den Ski beherrscht

Die Voraussetzungen für den bis dahin so guten Winter waren bereits im Frühjahr geschaffen worden. Der neue Cheftrainer Jürgen Graller hat die Frauen-Mannschaft umstrukturiert und die Ausnahmestellung von Rebensburg gestärkt. "Einige Puzzleteile" habe er rund um seine Vorfahrerin verändert, sagte Graller. Höhere Trainingsumfänge und mehr Konditionstraining in der Vorbereitung gehören ebenso dazu wie die Forcierung des Riesenslalom-Trainings und bessere Kommunikation. Rebensburg hat ein kleines eigenes Team im Team mit Techniktrainer Rudi Soulard. Dazu kam, dass die Zusammenarbeit mit Servicemann Andrea Vianello nun im zweiten Jahr reibungslos funktioniert. "Vicky hat jetzt ein Umfeld, in dem sie sich sehr wohl fühlt", sagt Graller. "Das ist für sie wichtig."

Aber vor allem hat Rebensburg selbst nach der vergangenen, sehr schwierigen Saison einiges verändert. Sie gehört zu den Athletinnen, die schon immer viel hinterfragt haben und sich nicht scheuen, zu reagieren, wenn es auf dem einmal eingeschlagenen Weg nicht mehr funktioniert. Ihr Fahrtstil war ein paar Jahre das Nonplusultra gewesen, aber nach Materialwechsel und Technikentwicklung hatte die Konkurrenz aufgeholt und sie zum Teil überholt. Sie passte deshalb ihre Position über dem Ski leicht an, "dadurch bin ich diejenige, die den Ski beherrscht" und nicht umgekehrt wie manchmal im vergangenen Winter. "Skifahren und Körpersprache passten richtig gut", sagte sie.

Aufholjagd liegt ihr - normalerweise

Das hat auch im olympischen Riesenslalom zunächst gepasst. Im ersten Durchgang war sie schnell unterwegs, schneller als die vier vor ihr gestarteten Läuferinnen, bis sie im unteren Abschnitt eine Welle übersah, fast quer stand und mit 0,89 Sekunden Rückstand im Ziel ankam und vor dem Finale nur Achte war. Ein Malheur, das ihr als erfahrener Athletin eigentlich nicht hätte passieren dürfen, zumal sie am Start von den Betreuern noch auf die Wellen hingewiesen worden war.

Noch besser als mit Blech kennt sich Rebensburg aber mit dem Aufholen von Rückständen bei wichtigen Rennen aus. Bei ihrem Olympiasieg 2010 war sie nach dem ersten Lauf Sechste gewesen, vor vier Jahren bei ihrer Bronzemedaille ebenfalls, und bei der WM 2015 in Vail verbesserte sie sich sogar vom elften auf den zweiten Platz. Auch dieses Mal schob sie sich nach vorne. Mit einem guten, aber keinem überragenden Lauf - deshalb nur um vier Plätze.

Zum ersten Mal ist für Rebensburg nach dem Riesenslalom Olympia nicht beendet, weil in Pyeongchang die Frauen ausnahmsweise zuerst die technischen Wettbewerbe bestreiten und in der zweiten Woche an die Speed-Strecke nach Jeongseon umziehen. Die schnellen Disziplinen, weiß sie, werden, "so ein bisschen eine Wundertüte." Sie hat noch nicht ihre letzte Chance in Pyeongchang vergeben. Aber ihre beste.

Quelle: ntv.de

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