Brasilianische Schluss-Pointe in Rio? Schmetterhelden wollen Heimspiele krönen

0d6ee099fc78e318e1818600694a4245.jpg

(Foto: dpa)

Nach der Fußballsensation soll nun Gold im Volleyball folgen: Die Brasilianer sind heiß auf das Finale gegen Italien. Dabei war der Medaillentraum beinahe schon früh geplatzt. Für Dutra Santos wäre der Sieg etwas ganz besonderes.

Die letzten zwei Punkte im Halbfinale gegen Russland waren noch zu spielen, da brach es aus Sergio Dutra Santos bereits heraus. Der Libero der brasilianischen Volleyballer konnte seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Eigentlich war der Abwehrchef schon nicht mehr anspielbar, einen klaren Blick dürfte er auf dem Feld nicht mehr gehabt haben. Was aber auch nicht notwendig war, denn die Teamkollegen erledigten den Rest und Brasilien hatte das olympische Finale (18.15 Uhr) gegen Italien erreicht. Sergio hatte keine Hemmungen, seine Tränen fließen zu lassen. "Ich bin so glücklich", sagte er, "ich spiele in meiner Heimatstadt um Gold, was Schöneres kann es nicht geben." Und das im stolzen Alter von 40 Jahren.

Eine Goldmedaille wäre der krönende Abschluss seiner Karriere: Sergio Dutra Santos.

Eine Goldmedaille wäre der krönende Abschluss seiner Karriere: Sergio Dutra Santos.

(Foto: AP)

Für Sergio Dutra Santos ist die Neuauflage des Olympia-Finals von 2004 in Athen der Abschluss einer beeindruckenden Karriere. Gold 2004, Olympia-Silber 2008 und 2012, Weltmeister 2002 und 2006, das sind nur die herausragenden Erfolge mit der Nationalmannschaft. Vor 15 Jahren begann seine Zeit in der brasilianischen Auswahl, damals fing auch Bernardinho de Rezende als Nationalcoach an. Zusammen sind sie die prägenden Figuren, sie sind Ikonen, die Fans lieben sie. 2012 war Sergio nach dem Olympiasieg in London zurückgetreten, für die Heimspiele ließ er sich von Bernardinho zu einem Comeback überreden.

Medaillen-Traum wäre fast geplatzt

Viel hat allerdings nicht gefehlt und ihr Traum von einer Medaille wäre bereits in der Vorrunde geplatzt. In der Maracanazinho-Arena direkt neben dem Fußball-Stadion, wo am Abend zuvor die Kicker die Nation verzückten mit dem Goldgewinn, drohte den Volleyballern ein frühes Aus. Nach Niederlagen gegen die USA und Italien mussten sie unbedingt gegen Frankreich gewinnen, um als Gruppenvierter das Viertelfinale zu erreichen. Italien hatte zudem sein letztes Spiel gegen Kanada verloren, und es damit möglich gemacht, den stärksten Konkurrenten noch mehr unter Druck zu setzen.

Brasilien ist bereit für Italien.

Brasilien ist bereit für Italien.

(Foto: dpa)

Bernardinho zitterten die Lippen während der Partie, so hoch war die Anspannung. Brasilien ist mit der Vorgabe in die Spiele gegangen, vier Goldmedaillen zu holen. Nach dem Aus der Frauen-Auswahl in der Halle, nach der Endspiel-Niederlage bei den Beachvolleyballerinnen von Agatha/Barbara gegen die deutschen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst waren zwei Pfunde verschossen. Erst das Gold von Alison/Bruno im Beach-Turnier der Männer am Donnerstag brachte etwas Erleichterung.

"Fußball ist eine Religion, Volleyball Sport Nummer eins"

Bis Samstagabend hatte Brasilien erst ein halbes Dutzend Goldmedaillen auf der Habenliste, die Volleyballer können die Bilanz noch verbessern. Ary Graca ist seit vier Jahren Präsident des Volleyball-Weltverbandes und war zuvor zwölf Jahre Chef des brasilianischen Verbandes. Der Rechtsanwalt weiß, was sein Volk liebt: "Fußball ist bei uns Religion, aber Volleyball ist der Sport Nummer eins."

Für den die Fans in ihrer Begeisterung Grenzen überschreiten. Wenn Usain Bolt im Olympiastadion den Zeigefinger an den Mund legt und so um Ruhe bittet vor dem Startschuss, dann schweigen rund 45.000 Zuschauer. Wenn Außenangreifer Aaron Russell aus den USA bei den Volleyballern die gleiche Geste macht, als sein Team in der Vorrunde Brasilien mit 3:1 bezwang, werden Hashtags gepostet mit Morddrohungen gegen Russell. Das macht es für Sergio Dutra Santos nicht leichter vor seinem letzten großen Finale gegen die Italiener, die zwar Silber (1996 und 2004) und Bronze (2000 und 2012), aber noch nie Gold gewonnen haben.

Hallenturniere voller Überraschungen

Die Hallenturniere waren in Rio reich an Überraschungen. Im Frauen-Finale am Samstagabend standen nicht die Top-Nationen wie Weltmeister USA und Brasilien, Olympiasieger in Peking und London. Statt derer kämpften China und Serbien um Gold und damit behielt Deutschlands Frauen-Bundestrainer Felix Koslowski Recht, der prognostiziert hatte: "Für Brasiliens Frauen ist das Turnier ein schmaler Grat: Wenn sie den enormen Druck in Euphorie umwandeln können, gewinnen sie Gold.

China hat beim Grand Prix nicht mit der ersten Sechs gespielt. Eigentlich sind sie die beste Mannschaft. Ebenfalls stark beim Grand Prix waren die USA. Mein Geheimfavorit ist Serbien, das in diesem Sommer gegen alle großen Nationen stark gespielt hat." Der Coach des Schweriner SC hat Ahnung. Gold ging an China, Silber an Serbien, die USA holten Bronze. Nur seinen Vorgänger bei der deutschen Auswahl hatte er nicht auf der Rechnung. Der Italiener Giovanni Guidetti wurde mit den niederländischen Frauen Vierter.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen