Erst ist das Wasser zu dreckig, dann sind die Straßen von Paris regennass: Der Triathlon bei den Olympischen Spielen ist arg überschattet. Auch die deutschen Athletinnen stürzen auf dem Rad und müssen ihre Medaillenträume begraben. Bei den Männern ist dann alles trocken, besser läuft es für die Deutschen aber trotzdem nicht.
Auf den Ärger um die Wasserqualität der Seine folgte das Sturz-Chaos auf dem Rad: Der Triathlon der Frauen bei den Olympischen Spielen ist gleich von mehreren Unwägbarkeiten überschattet worden. Sehr zum Leidwesen der Deutschen, sowohl Lisa Tertsch als auch Laura Lindemann stürzten auf den regennassen Straßen von Paris. Der Traum von einer Medaille platzte für sie beide.
Lindemann wurde wie schon 2021 Achte, Tertsch kam als Neunte direkt hinter ihr ins Ziel. Nina Eim lief auf Platz zwölf auf der Brücke über der Seine über die Ziellinie. Bundestrainer Thomas Möller haderte noch vor Rennende in der ARD mit der "Situation wie wir sie natürlich gar nicht wollten, wenn du mit zwei Athletinnen vorn drin sitzt und beide stürzen".
"Immerhin ist noch alles heil"
"Es ging so schnell, dann war es mehr oder weniger vorbei", sagte Lindemann in der ARD. "Nach so einem Sturz verliert man mindestens 30 Sekunden, ich eher mehr. Das kann man auf so schnelle Leute nicht mehr aufholen." Auch Tertsch sagte, es sei "enttäuschend und bitter", so um die Chance gebracht zu werden, "aber immerhin ist noch alles heil, und ich musste nicht in Krankenhaus."
Als Beste kam Cassandre Beaugrand aus dem Wettbewerb, die Französin kürte sich vor feierndem Heimpublikum zur Olympiasiegerin. Silber gewann die Schweizerin Julie Derron, Bronze ging an Beth Potter aus Großbritannien. Kurz vor 8 Uhr wurden die 55 Athletinnen auf den Ponton an der Pont Alexandre III. gelassen, gleich 19 von ihnen legten dann einen Frühstart hin. Sie sprangen zu früh in die Seine, das blieb für sie aber folgenlos. Eine Zeitstrafe, wie es sie etwa gibt, wenn in der Wechselzone etwa der Helm außerhalb der bereitgestellten Box liegen bleibt, wurde den Frühstarterinnen nicht auferlegt.
Tertsch in Crash verwickelt
Die Schwimmstrecke über 1,5 Kilometer war aufgeteilt in zwei Abschnitte mit einem kurzen Landgang zwischendrin. Schon bei dieser Zwischenzeit hatten die drei deutschen Athletinnen einen kleinen Rückstand auf die Spitze. Das Schwimmen in der Seine hatte nicht getestet werden können, da die Wasserqualität zu schlecht war. Am Dienstag hatte deswegen der Wettkampf der Männer abgesagt und auf diesen Mittwoch verlegt werden müssen. Bekannt war den Athletinnen lediglich, dass sie den Hinweg des Rundkurses mit der Strömung schwimmen werden, der Rückweg daher deutlich anstrengender wird.
Flora Duffy, die Olympiasiegerin von Tokio 2021 aus Bermuda, absolvierte die Schwimmstrecke als Schnellste, wechselte als Erste aufs Rad. Doch noch waren die Abstände eng, Tertsch und Lindemann vorn mit dabei. Einzig die dritte Deutsche, Nina Eim, hatte beim Schwimmen deutlich an Zeit verloren. Tertsch gehörte dann aber zu den Ersten, die auf den regennassen Straßen stürzten, sie wurde in einen Crash zweier vor ihr stürzenden Athletinnen verwickelt. Der Abstand zur Spitze war damit schnell zu groß, um noch von einer Medaille träumen zu können.
Lindemann war lange in der Spitzengruppe dabei, stürzte dann aber in der letzten Radrunde ebenfalls und hatte allein keine Chance, wieder an die Spitze heranzufahren. Immerhin konnten die beiden weiterfahren, andere Athletinnen mussten unter Schmerzen aufgeben. So etwa die Luxemburgerin Jeanne Lehar, die in Tränen aufgelöst am Straßenrand saß und an einem der Absperrgitter lehnte. Bitter lief es auch für Lotte Miller, die Norwegerin stürzte und konnte wieder aufs Rad steigen, ehe sie ein zweites Mal zu Fall kam und sich offenbar schwerer verletzte. Sie blieb auf dem Asphalt liegen und musste behandelt werden.
Deutsch-Deutscher Schlusssprint
Auf der abschließenden Zehn-Kilometer-Laufstrecke drehte Beaugrand dann früh auf, die Spitzengruppe fledderte aus, nur drei weitere Athletinnen konnten mithalten. Derron machte lange Druck, konnte ganz zum Schluss aber nicht mehr entscheidend gegenhalten. Beaugrand lief angefeuert von Tausenden euphorischen Fans an der Strecke durch Paris zum Olympiasieg.
Für die drei Deutschen ging es nur noch um Schadensbegrenzung, mit dem Medaillenkampf hatten sie nach dem Sturz-Chaos nichts mehr zu tun. Alle drei gingen gemeinsam in einer größeren Gruppe aus der zweiten Wechselzone auf die Laufstrecke. Lindemann siegte schließlich im Schlusssprint gegen Tertsch, die beiden trennten nur zwei Sekunden. Weitere zehn Sekunden dahinter kam dann auch Eim ins Ziel.
Männer verpassen Medaillen klar
Die Männer profitierten von ihrer späteren Startzeit - die Straßen waren weitgehend abgetrocknet. Doch das half den Deutschen nicht. Tim Hellwig kam als bester des deutschen Trios auf Platz 18, Lasse Lührs und Jonas Schomburg kamen auf die Plätze 21 und 24. Satte 1:46 Minuten fehlten Hellwig zur ersten deutschen Medaille seit 16 Jahren. Zuvor hatten lediglich Jan Frodeno mit seinem Triumph von Peking sowie Stephan Vuckovic mit Silber im Jahr 2000 olympisches Edelmetall gewonnen.
Nach einem überragenden Schlussspurt wurde der Brite Alex Yee Olympiasieger. Da blieb für den lange führenden Hayden Wilde aus Neuseeland nur Silber, Bronze gewann der Franzose Leo Bergere.
Quelle: ntv.de