"Sollen wir lächeln, wenn Blut fließt?" Ukrainerin verweigert Olympia-Start
20.02.2014, 16:04 Uhr
Ein Zuschauer hat sich die Farben der Ukraine über den Mund gemalt.
(Foto: dpa)
Die Gewalt in Kiew holt auch die Olympischen Winterspiele in Sotschi ein: Die ukrainische Skirennfahrerin Bogdana Mazozka verzichtet auf ihre weitere Teilnahme. Sie protestiert damit gegen Präsident Viktor Janukowitsch. Das IOC spielt eine unrühmliche Rolle.
Aus Protest gegen das brutale Vorgehen der Regierung in Kiew (lesen Sie dazu den Liveticker von n-tv.de) gegen die Opposition haben die ukrainische Skirennfahrerin Bogdana Mazozka und ihr Trainer Oleg Mazozki ihre Abreise von Olympia in Sotschi verkündet. "Wir sind entrüstet über die Handlungen des Präsidenten und der Regierung. Wir haben beschlossen, nicht mehr anzutreten, obgleich wir die Ukraine sehr lieben", sagten beide dem ukrainischen TV-Sender "1+1".
Nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) dem ukrainischen Team das Tragen eines Trauerflors untersagt habe, hätten sie sich zur Abreise entschlossen. "Sollen wir lächeln, wenn es in der Ukraine soviel Blut und Opfer gibt? Das ist einfach unmöglich!"
Laut dem Chef des ukrainischen Olympischen Komitees, Sergej Bubka, reist allerdings keiner der Sportler vorzeitig ab. Mazozka und Mazozki würden die Mannschaft weiter als Fans unterstützen. "In diesen schweren Zeiten ist Geschlossenheit wichtig", sagte Bubka.
Verweigerung aus Solidarität
Bogdana Mazozka hatte in Sotschi am Super-G (Platz 27) und am Riesenslalom (Platz 43) teilgenommen und war noch für einen Start im Slalom am Freitag vorgesehen gewesen. Die Ukraine war mit insgesamt 43 Athleten nach Sotschi gereist.
Auf seiner Facebook-Seite schrieb Mazozki über Präsident Viktor Janukowitsch: "Statt den Konflikt in Verhandlungen zu lösen (...), hat er die letzten Hoffnungen der Nation in Blut ertränkt. (...) Aus Solidarität mit den Kämpfern auf den Barrikaden (...) verweigern wir eine weitere Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sotschi 2014."
IOC äußert sich vage
Das IOC hat offenbar den Überblick verloren: "Einige haben sich entschieden, nach Hause zurückzukehren", sagte IOC-Sprecher Mark Adams. Um wie viele oder welche Athleten es sich handelte, sagte Adams zunächst nicht.
Er behauptete auch, das IOC habe den Ukrainern nicht das Tragen eines Trauerflors verboten. Stattdessen habe man bei einem "informellen Treffen" von IOC und NOK "gemeinsam entschieden", dass es andere Arten gebe, der Opfer der Auseinandersetzungen in Kiew zu gedenken. Daraufhin habe sich die Mannschaft entschlossen, im Olympischen Dorf eine Schweigeminute abzuhalten.
Die ukrainische Delegation selbst teilte mit, sie habe ein "Zeichen der Trauer und Anteilnahme" setzen wollen, "aber wir erhielten die Antwort vom IOC, dass dies nicht vereinbar sei mit der Olympischen Charta". Das IOC beruft sich in in diesem Fall erneut auf den umstrittenen Paragraphen 50.3 berufen. Dieser verbietet an Wettkampfstätten "jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassische Propaganda".
Quelle: ntv.de, cba/dpa/sid