Spielen, siegen, Rekord aufstellen DFB-Elf stürmt gegen Fluglotsen
15.06.2012, 17:43 Uhr
Lukas Podolski steht vor seinem 100. Länderspiel.
(Foto: dpa)
Mesut Özil legt einen "Pflegetag" ein, Hansi Flick rechnet nicht herum und Lukas Podolski möchte sein Geburtsland Polen aus dem Turnier werfen: Vor dem Finale in Gruppe B ist die Stimmung im deutschen Lager entspannt. Gegen Dänemark soll der Gruppensieg sichergestellt werden - auch, um ein neuerliches Rendezvous mit ostukrainischen Fluglotsen zu vermeiden.
In Lemberg siegen, in Danzig spielen, einen DFB-Rekord aufstellen – und dann ohne Reisestrapazen vielleicht Co-Gastgeber Polen aus dem Turnier werfen: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist nach den beiden Siegen gegen Portugal und die Niederlande noch nicht satt. Obwohl schon ein Remis zum Gruppensieg reicht, betonte Mittelfeldchef Bastian Schweinsteiger mit dem Rückenwind aus dem Niederlande-Spiel: "Wir werden alles dafür tun, gegen Dänemark zu gewinnen."
Mit einem Erfolg gegen Dänemark am Sonntag (ab 20.45 Uhr / n-tv.de-Liveticker) würde das DFB-Team erstmals alle drei Vorrundenspiele bei einer EM gewinnen. Dass auch der K.o. weiter möglich ist, beschäftigt das Team laut Co-Trainer Hansi Flick nicht übermäßig - "weil wir natürlich auch alles selbst in der Hand haben". Flick strich in Danzig heraus, dass bisher nur das DFB-Team beide Spiele gewonnen habe: "Wir haben das Optimale herausgeholt." Trotzdem brauche es nun noch eine gute Leistung über 90 Minuten gegen Dänemark, "dann haben wir den Schritt, den wir uns alle erwünscht haben, auch gemacht".
Sieg gegen Reisestress
Dieser Schritt ist nicht nur das Erreichen des Viertelfinales, sondern nach dem strapaziösen und verspäteten Rückflug aus Charkow auch weniger Reisestress für die K.o.-Runde. Wird Deutschland Gruppensieger, hat man zunächst ein "Heimspiel" in Danzig. Die PGE Arena ist keine zwölf Kilometer vom Teamhotel Dwor Oliwski entfernt. Für ein mögliches Halbfinale müsste der DFB-Tross nur nach Warschau reisen.
Qualifiziert sich das DFB-Team hingegen als Gruppenzweiter, würde nach einem Viertelfinal-Erfolg in Warschau eine Reise über knapp 1900 Kilometer anstehen – nach Donezk, tief in den Osten der Ukraine, wo sich die Englischkenntnisse der Fluglotsen Mittwochnacht als unerfreulich unausgereift erwiesen hatten, wie Bastian Schweinsteiger leicht genervt berichtet hatte.
Personell gibt es keine Probleme. Alle Spieler sind einsatzfähig. Auch Spielmacher Mesut Özil, der am Freitag mit dem Training aussetzte und einen "Pflegetag" einlegte, wie es Flick formulierte. Die Besetzung der rechten Abwehrseite gegen Dänemark ließ er offen. Jerome Boateng, der sich gegen Portugal und die Niederlande mit starken Leistungen auf dieser Position festgespielt hat, ist nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrt. Der Leverkusener Lars Bender sei aber nur eine von mehreren Alternativen als Ersatz. Die Möglichkeit, dass Kapitän Philipp Lahm für diese Partie von links nach rechts wechselt, wollte Flick nicht kommentieren.
Effektive Defensive
Flick lobte in Danzig noch einmal ausdrücklich die Defensivarbeit des DFB-Teams gegen Portugal und Holland, in die anders als noch in Südafrika auch die Außen Thomas Müller und Lukas Podolski mit klaren Abwehraufgaben explizit eingebunden sind. Vor allem der Noch-Kölner Podolski war nach den Partien für seine fehlende Durchschlagskraft in der Offensive kritisiert worden. In Danzig kommentierte er seine Leistung selbstbewusst und selbstkritisch: "In beiden Spielen war es die Aufgabe, die Defensive zu stärken, die Seite zuzumachen. Ich denke, das ist uns in beiden Spielen sehr gut gelungen. Dass ich von mir in der Offensive viel mehr erwarte, das ist gar keine Frage."
Von seinem Geburtsland Polen erhofft sich Podolski am Samstag den Einzug ins Viertelfinale. Mit einem Sieg gegen Tschechien würde der Co-Gastgeber nach bisher zwei Remis sicher in die K.o.-Runde einziehen. Dort könnte Polen auf Deutschland treffen. Und dann? "Dann ist leider Endstation." Podolski lachte.
Quelle: ntv.de