Torwarttrainer in geheimer Mission? Köpke lupft den Hut vor Pirlo

Lässig. Aber nicht der erste italienische Lupfer vom Punkt. Im Jahr 2000 traf Francesco Totti so im EM-Halbfinale gegen Gastgeber Niederlande.

Lässig. Aber nicht der erste italienische Lupfer vom Punkt. Im Jahr 2000 traf Francesco Totti so im EM-Halbfinale gegen Gastgeber Niederlande.

(Foto: REUTERS)

DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke stand selbst im Tor, als Deutschland 1996 seinen letzten EM-Titel errang. Vom coolen Elfmeter des Italieners Andrea Pirlo zeigt er sich vorm Halbfinal-Klassiker gegen Italien beeindruckt - beruhigt aber mit dem Hinweis, dass Deutschland auf alles vorbereitet ist: "Die Zettelwirtschaft läuft auf Hochtouren."

Es war der Moment, der Englands Halbfinal-Hoffnungen zerstörte. Mit 1:2 lag Italien im Elfmeterschießen zurück. Andrea Pirlo war der nächste Schütze und musste nicht nur treffen. Er musste ein Zeichen setzen, an sein Team, an den Gegner, so empfand er es. Also schoss Italiens genialer Spielmacher nicht, sondern lupfte. Mit einer Sanftheit, die Englands Torwart Joe Hart genügend Zeit ließ, nach seinem Sprung in die rechte Ecke ganz entgeistert dabei zuzuschauen, als der Ball endlich in die Tormitte tropfte. Die Englands weitere Schützen demoralisierte und nicht nur Italiens Presse begeisterte. Das 2:2 von Pirlo, dieser lässige "Panenka-Elfmeter", war der Siegtreffer. Darüber war sich die Fußballwelt einig.

Andreas Köpke sah das auch so. "Der Elfmeter war schon frech, das muss man ganz klar sagen. In dieser Situation, wo Italien dann schon hintenlag. Also wenn der nicht rein geht, ist Italien ausgeschieden", sagte der deutsche Torwarttrainer in Danzig. Jetzt steht Italien im Halbfinale und trifft dort am Donnerstag in Warschau auf Deutschland.

Toptorhüter gegen Toptorhüter

Noch bleibt im Verborgenen, was Köpke und Co. ausgetüfftelt haben.

Noch bleibt im Verborgenen, was Köpke und Co. ausgetüfftelt haben.

(Foto: REUTERS)

Ein "Fußballklassiker", schwärmt DFB-Kapitän Philipp Lahm. Die Revanche für das WM-Halbfinale 2006, hofft Fußballdeutschland. Und ein Duell, in das die DFB-Elf mit dem besseren Keeper geht – behauptet Italiens spielende Torwartlegende Gianluigi Buffon. Köpke wehrte die Fragen nach den Vergleichen zwischen Weltmeister Buffon und Deutschlands unumstrittener Nr. 1 Manuel Neuer höflich ab, er begnügte sich mit der Feststellung: "Bei dieser Europameisterschaft sind eigentlich die drei besten Torhüter mit im Halbfinale, mit Iker Casillas, Buffon und mit Neuer, ohne dass man die Reihenfolge festlegen sollte."

Neuer spiele "eine sehr, sehr gute Europameisterschaft". Der Münchner, beim EM-Auftakt gegen Portugal mit einer spektakulären Parade der Matchwinner, sei "der große Rückhalt" des Teams, ganz einfach ein "Toptorhüter". Sein Gegenüber im Halbfinale allerdings auch, wie Buffon gegen England zeigte: "Es ist sicherlich nicht einfach, einen Buffon zu überwinden. Aber wir sind natürlich auch in der Offensive sehr, sehr gut besetzt und in der Lage, gegen jeden Torwart Tore zu erzielen."

"Haben uns etwas anderes einfallen lassen"

Auch nervlich sieht Köpke das junge DFB-Team gegen die abgezockten Italiener gewappnet: "Wir haben aus der Vergangenheit gelernt. Wir haben zwar eine sehr junge, aber auch trotzdem schon eine erfahrene Mannschaft. Wir sind schon nervenstark, und wir wissen was wir können." Und was die gegnerischen Elfmeterschützen können.

Die Szene vor Deutschlands Elfmeterschießen im WM-Viertelfinale 2006, als Keeper Jens Lehmann ein Zettel mit Infos zu den argentinischen Schützen zugesteckt wurde und er anschließend zweimal pariert, ist so legendär wie es Pirlos Elfmeter noch werden wird. Auch während der EM läuft die deutsche "Zettelwirtschaft auf Hochtouren", sagte Köpke in Danzig: "In solchen Situationen darf man nichts dem Zufall überlassen, es kommt auf Nuancen an. Da gehört natürlich auch das Elfmeterschießen dazu, und da werden wir uns schon drauf vorbereiten." Den "obligatorischen Zettel" werde es diesmal aber nicht geben, "wir haben uns etwas anderes einfallen lassen". Was, soll erst in Warschau herauskommen, sofern der DFB-Maulwurf dichthält.

"Den Torwart ein bisschen verarschen"

Noch lieber wäre es Köpke, wenn dem DFB-Team ein Elferkrimi erspart bleiben würde: "Ich hoffe nicht, dass es zum Elfmeterschießen kommt. Wir möchten es natürlich vorher schaffen, ins Finale einzuziehen." Ein spezielles Elfmetertraining ist nicht vorgesehen, sagte Köpke: "Man kann es sicherlich mal machen, aber so richtig bringen tut es nichts. Weil dieser Druck, der dort herrscht, auch auf den Schützen, den kann ich nicht simulieren."

Er persönlich habe es ohnehin "immer gehasst, wenn man Elfmeterschießen geübt hat. Es geht dann auch manchmal darum, den Torwart so ein bisschen zu verarschen." Eben so, wie es Andrea Pirlo mit Englands Keeper Joe Hart gemacht hat. Nur dass es keine Trainingseinheit war.

Quelle: ntv.de

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