EM-Verbleib ungewiss Kroaten kritisieren Schiri Stark
19.06.2012, 16:02 Uhr
Zunächst gelobt, jetzt Ziel massiver Kritik: Wolfgang Stark.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bislang hatten die Schiedsrichter bei der EM in Polen und der Ukraine gute Noten erhalten. Ausgerechnet dem deutschen Referee Wolfgang Stark unterlief nun aber ein folgenschwerer Fehlpfiff. Die gegen Spanien ausgeschiedenen Kroaten schimpfen auf den 42-Jährigen.
Schimpftiraden des unglücklichen Verlierers und Kritik aus der eigenen Zunft: Nach seinem folgenschweren Fehlpfiff beim Vorrunden-Aus der Kroaten steht Deutschlands Top-Schiedsrichter Wolfgang Stark am Pranger. "Wir sind bestohlen worden. Der Blindfisch hat den Elfer nicht gesehen", wetterte der Leverkusener Bundesliga-Profi Vedran Corluka im Anschluss an das 0:1 gegen Titelverteidiger Spanien über Stark. Das Medienecho in Kroatien fiel ebenfalls verheerend aus. "Schiedsrichter Stark hat Kroatien rausgeworfen", schrieb die kroatische Zeitung "Jutarnji list". Im TV-Sender Nova hieß es: "Kroatien ist tapfer und stolz gefallen: Das war eine Schiedsrichter-Ungerechtigkeit".
Stark hatte in der 27. Minute ein Foul von Sergio Ramos im Strafraum am dreifachen Turnier-Torschützen Mario Mandzukic nicht geahndet. Er gab Eckball statt Elfmeter und wurde so zur Zielscheibe massiver Kritik. "Heroisches Kroatien bei der EM raus! Wurden wir bestohlen?", titelte die Zagreber Zeitung "Danas".
Lutz Wagner, Regelexperte der Schiedsrichterkommission im Deutschen Fußball-Bund (DFB), redete nicht um den heißen Brei herum. "Es war eine Einzelszene, die nach Ansicht der TV-Bilder durchaus hätte anders entschieden werden können, die aber nichts über die Gesamtleistung aussagt", sagte Wagner. Er relativierte aber: "Es war sehr schwer zu sehen, ob zuerst der Ball und dann der Gegner oder nur der Gegner getroffen wurde. Nach der dritten oder vierten Zeitlupe ist man immer schlauer." Außer dieser Szene habe Stark souverän gepfiffen.
"Kleiner Weltmeister-Bonus"
Selbst der frühere Weltklasse-Schiedsrichter Urs Meier sprach von einer Fehlentscheidung und einem klaren Strafstoß für Kroatien. Torrichter Florian Mayer, der nur wenige Meter vom Foulspiel entfernt stand, nahm er dagegen in Schutz. Der Blickwinkel für den zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten, der bei dieser EM erstmals bei einem großen Turnier zum Einsatz kommt, sei laut Meier ungünstig gewesen.
Schon nach der umstrittenen Szene hatte es heftige Proteste der Kroaten gegeben. Am lautstärksten beschwerte sich Corluka, was Stark mit der Gelben Karte ahndete. "Über den Schiedsrichter möchte ich nicht reden", sagte Kroatiens Trainer Slaven Bilic nach dem bitteren EM-Aus seiner Mannschaft. Jeder habe gesehen, dass es ein Foul an Mandzukic war, betonte er dann jedoch und sprach von einem "kleinen Weltmeister-Bonus".
Nach seinem überzeugenden und vielgelobten Auftritt beim Spiel Russland gegen Polen (1:1) ist Starks weitere Turnierplanung nun bis zum Mittwoch ungewiss. Die Schiedsrichterkommission der UEFA unter dem Vorsitz des früheren Unparteiischen Pierluigi Collina wird dann bekanntgeben, für welche Referees das Turnier zu Ende ist und wer auch in den K.o.-Spielen noch auf Einsätze hoffen darf. Starks Verbleib hängt allerdings nicht nur von seinen Leistungen ab. Je länger die DFB-Elf im Turnier ist, desto kleiner werden die Chancen auf einen weiteren Einsatz bei Starks erster und letzter EM.
Quelle: ntv.de, Wolfgang Müller und Thomas Brey, dpa