Da, aber noch nicht präsent Schweinsteiger von der Chefrolle

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(Foto: picture alliance / dpa)

Er soll der "emotionale Leader" sein und ist das Sorgenkind: Bastian Schweinsteiger sucht auch bei der EM seine Topform, die er nach einer Seuchensaison beim FC Bayern verloren hat. Unverzichtbar ist er für Bundestrainer Joachim Löw trotzdem, auch gegen Holland dürfte er spielen. Dabei gibt es eine Anekdote, die für Stellvertreter Kroos spricht.

Auch bei der EM wollen die Deutschen Spieler gegen die Niederlande jubeln, so wie bei der 3:0-Gala im November 2011.

Auch bei der EM wollen die Deutschen Spieler gegen die Niederlande jubeln, so wie bei der 3:0-Gala im November 2011.

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Bastian Schweinsteigers Zustand? Joachim Löw gingen fast die positiven Adjektive aus. "Absolut selbstbewusst", "gute Körpersprache", "ehrgeizig", "siegesgewillt". Außerdem physisch längst wieder voll da. Der Bundestrainer wollte vor dem zweiten EM-Spiel gegen die Niederlande (ab 20.45 Uhr im ntv.de-Liveticker) keinen Platz für Zweifel lassen: Schweinsteiger ist körperlich fit und im Kopf bereit für diese EM. Bereit, die deutsche Mannschaft auf ihrer Titelmission anzuführen. "Es war extrem wichtig, dass er auf dem Platz war", sagte Löw nach dem Portugal-Spiel.

Die Zweifel bleiben. Zum EM-Auftakt quälte der Mittelfeldstratege nicht den Gegner mit seinen Pässen, seiner Spielübersicht. 90 Minuten lang quälte Schweinsteiger sich selbst ins Turnier, er war insgesamt mehr Chefchen als Chef neben einem starken Sami Khedira. Ob er angekommen ist? "Bastian war als Organisator mit Sami Khedira präsent im Mittelfeld. Sie haben das Spiel im Griff gehabt, beide waren stark." So will es Löw gesehen haben. Gefragt worden war er, ob Khedira den Münchner im Moment ein wenig mittragen müsse in der deutschen Mittelfeldzentrale.

Khedira ist als spanischer Meister zur EM gekommen. Er hat seinen Platz bei Real Madrid gefestigt und ist mit seiner Dynamik derjenige, der im deutschen Mittelfeld im Moment unverzichtbar ist. "Auch wenn es nicht so augenscheinlich ist, ist er doch sehr wichtig für eine Mannschaft", sagt DFB-Teammanager Oliver Bierhoff.

Deutschland - Niederlande (20.45 Uhr)

Die Mannschaftsaufstellungen:

Deutschland: Neuer- Boateng, Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger, Khedira - Müller, Özil, Podolski - Gomez

Niederlande: Stekelenburg - van der Wiel, Heitinga, Mathijsen, Willems - van Bommel, N. de Jong - Robben, Sneijder, Afellay - van Persie

Hinter Schweinsteiger, dem etatmäßigen Mittelfeldchef und emotionalen Anführer des Teams, liegt eine Seuchensaison. Dreimal verletzt (Schlüsselbein, Außenband, Wade), dreimal Zweiter mit dem FC Bayern und im Champions-League-Finale "dahoam" den letzten Elfmeter der Münchner verschossen. Das nagt an dem 27-Jährigen, immer noch. Er hat noch keinen großen Titel gewonnen. Und jetzt fehlt auch noch die Form. "Ich weiß auch, dass ich schon mal besser gespielt habe als gegen Portugal. Aber mir geht es gut. Ich fühle mich fit und gesund", bekräftigte Schweinsteiger auf der Pressekonferenz vor dem Niederlande-Spiel: "Natürlich, ich war sehr lange verletzt. Und dann dauert es, bis man wieder seine Topleistung erreicht."

Vabanquespiel für Löw

Dass es anders als in Sturm (Mario Gomez oder Miroslav Klose) und Innenverteidigung (Mats Hummels oder Per Mertesacker) keine größere Personaldebatte um Schweinsteiger gibt, liegt an dessen Ausnahmestellung. Ex-DFB-Kapitän Michael Ballack sang vor der EM eine Hymne auf ihn: "Er bestimmt das Tempo, er gibt den Ton an. Trotz eines Mesut Özil oder eines Thomas Müller - Schweinsteiger ist für mich der Chef."

In Topform ist Schweinsteiger wie Kapitän Philipp Lahm unersetzlich in Löws Spielkonzept. Diese Klasse muss sich Schweinsteiger aber erst wieder erspielen, auch wenn gerade EM ist: "Man braucht dann einfach ein paar Spiele. Ich bin aber sicher, dass ich meine Topform bei diesem Turnier noch erreichen kann. Wann, weiß ich nicht."

Nach seinen gelungenen Umbauarbeiten vor dem Portugal-Spiel hielt sich Löw neue Personalüberraschungen demonstrativ offen, trotzdem gilt: Schweinsteiger ist zwar von der Chefrolle. Seinen Platz in der Startelf gegen die Niederländer hat er sicher. Es ist ein Vabanquespiel für Löw, aber es geht nicht anders, denn es ist auch immer noch so: Schweinsteiger hat zwar noch keinen großen Titel gewonnen – ohne ihn lässt er sich aber auch nicht gewinnen.

Für Toni Kroos, seinen ersten Stellvertreter in Verein und Nationalteam, spricht vor allem eine statistische Anekdote. 2004, als sich Deutschland und Holland zum letzten Mal bei einer EM gegenüberstanden und 1:1 spielten, wurde Schweinsteiger kurz vor Schluss eingewechselt. Für den 19-Jährigen war es sein zweites Länderspiel. Inzwischen kommt er auf 91, nur gegen die Niederländer hat er seitdem nie wieder gespielt. Auch bei der 3:0-Gala im November 2011 fehlte er. Damals spielte Kroos.

Quelle: ntv.de

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