Keine Vorwürfe nach Alptraum-Debüt Ter Stegen ist (noch) kein Titan

Jetzt bloß nicht den Kopf hängen lassen: Marc-André ter Stegen.

Jetzt bloß nicht den Kopf hängen lassen: Marc-André ter Stegen.

(Foto: dpa)

Schlimmer hätte es kaum kommen können: Marc-André ter Stegen erlebt bei seinem Debüt im Nationaltrikot einen schwarzen Tag. In 40 Bundesliga-Spielen für Mönchengladbach kassierte der Torhüter nie mehr als zwei Gegentore, gegen die Schweiz gleich fünf. 1954 hatte ein deutscher Keeper in seinem ersten Spiel letztmals so oft hinter sich greifen müssen.

Als Elfjähriger lief Marc-André ter Stegen an der Hand von Oliver Kahn auf den Rasen des Bökelbergs, neun Jahre später verspielte der Torwart mit einem historisch schlechten Länderspiel-Debüt unter den Augen des "Titans" wahrscheinlich seine EM-Teilnahme. "Ich bin sehr enttäuscht, auch von mir", sagte der geknickte Keeper von Borussia Mönchengladbach nach dem 3:5 (1:2) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im vorletzten EM-Test in der Schweiz.

Fünf Tore beim 3:5 gegen die Schweiz: "Was soll ich dazu sagen?", meinte der geschockte Gladbacher.

Fünf Tore beim 3:5 gegen die Schweiz: "Was soll ich dazu sagen?", meinte der geschockte Gladbacher.

(Foto: AP)

Zuvor hatte ter Stegen die meisten Gegentore eines Torwart-Debütanten seit 1954 kassiert. Damals unterlag die deutsche Mannschaft mit Heinrich Kwiatkowski zwischen den Pfosten 3:8 bei der WM gegen Ungarn. "Es war sicherlich nicht mein bester Tag. Wir haben fünf Gegentore bekommen, das tut schon weh. Ich habe auch meine Fehler gemacht. Und dass die zu Gegentoren führen, ist beim Torwartspiel nunmal so", kommentierte der 20-Jährige seine Leistung in Basel: "Ich habe es nicht extra gemacht, aber es passiert halt."

Obwohl ter Stegen nur den vierten Gegentreffer komplett auf seine Kappe nehmen musste und ansonsten von seinen indisponierten Vorderleuten im Stich gelassen wurde, scheint der Torwart nun keine Alternative mehr für die Endrunde in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) mehr zu sein. Die Gewinner des Spiels waren die Torhüter, die nicht spielten.

Tim Wiese und Ron-Robert Zieler dürfen sich nun große Hoffnungen darauf machen, als Ersatz für Manuel Neuer zur EM zu reisen - auch wenn Bundestrainer Joachim Löw, der am Dienstag einen Torwart aus dem Kader streichen muss, den Gladbacher noch nicht öffentlich fallen lassen wollte. "Er muss den Kopf nicht hängen lassen. Er hat eine Riesensaison gespielt und hat unglaubliche Anlagen. Marc-André ter Stegen jetzt zu kritisieren, wäre völlig falsch. Er ist ein guter Torwart", sagte Löw, der dem 51. Debütanten in seiner Ära in Basel eigentlich die Chance geben wollte, sich für die EM zu empfehlen.

Wie Kwiatkowski '54

Ein ähnlicher Versuch ging aber schon mit Zieler in die Hose. Der damals 50. Debütant unter Löw kassierte im November des vergangenen Jahres in der Ukraine (3:3) drei Treffer und hielt damit bis zum Samstag den negativen Kwiatkowski-Nachfolgerekord.

Neben Löw nahmen aber auch die Teamkollegen ihren Torwart, der in 40 Partien in der Bundesliga nie mehr als zwei Tore kassiert hat, in Schutz. "Es ist eben so, dass ein Fehler des Torwarts sofort bestraft wird. Im Training sieht man aber, wie gut er ist", sagte der schwache Innenverteidiger Mats Hummels, der ter Stegen mit am meisten in Schwierigkeiten gebracht hatte. Lukas Podolski schlüpfte in die Rolle des Trösters: "Es ist natürlich bitter, wenn man im ersten Spiel fünf Tore bekommt. Jetzt muss er den Kopf wieder hochnehmen."

Auch ter Stegen selbst sah das Ende seiner EM-Träume noch nicht gekommen. "Ich habe sicherlich kein gutes Spiel gemacht. Aber wir werden schauen, was passieren wird", sagte der Keeper, für den die Schweiz einfach kein gutes Pflaster ist: "Wir haben schon 2009 mit der U17 bei der WM gegen die Schweiz verloren. Das war ganz bitter, mit 3:4 in der Verlängerung sind wir aus dem Turnier ausgeschieden - und die Schweiz wurde schließlich Weltmeister."

Quelle: ntv.de, Jürgen Zelustek und Alexander Sarter, sid

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