Fünf Gegentore, kein Punkt: Bei der Fußball-Europameisterschaft tritt die Niederlande vollkommen enttäuschend auf und scheidet sang- und klanglos aus. Einen Wechsel auf der Trainerbank soll es dennoch nicht geben, heißt es zunächst. Nach Streitereien über die Ursachen des frühen Turnierendes zieht Coach van Marwijk jetzt von sich aus die Konsequenzen.

Dem EM-Debakel folgte der Rücktritt von Bert van Marwijk: Der ehemalige Dortmunder Bundesliga-Trainer hat überraschend seinen Posten als Bondscoach der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft aufgegeben. Dies gab der Verband KNVB in einer Presseerklärung bekannt.

Zuvor hatte sich van Marwijk mit Vertretern des Verbandes getroffen, um die EM aufzuarbeiten. Dabei traten offenbar so große Meinungsunterschiede zutage, dass der 60-Jährige die Konsequenzen zog. Im Dezember vergangenen Jahres hatte van Marwijk, der Oranje 2010 noch ins WM-Finale geführt hatte, seinen Vertrag bis 2016 verlängert.

Bei der EM in Polen und der Ukraine war der Vize-Weltmeister in der Vorrundengruppe mit Deutschland ohne Punktgewinn sang- und klanglos ausgeschieden. Dem 0:1 zum Auftakt gegen Dänemark folgte ein 1:2 gegen den Erzrivalen Deutschland und ein 1:2 gegen Portugal. Die hochgelobten holländischen Stars blieben deutlich hinter ihren Erwartungen und denen der Oranje-Fans zurück. Immer wieder wurde über interne Querelen berichtet.

Koeman vorübergehend im Gespräch

Dennoch hatten die Zeichen zuletzt auf Weiterbeschäftigung von van Marwijk gestanden. "Ein Abschied steht nicht auf der Tagesordnung. Ich finde, dass er Kredit verdient hat", hatte KNVB-Chef Bert van Oostveen nach dem Turnier-Aus noch erklärt.

Van Marwijk habe sich in den vergangenen Jahren als gute Wahl erwiesen, hatte van Oostveen klargestellt. Das EM-Aus mit drei Niederlagen sei allerdings "unwürdig" für Oranje: "Null Punkte, fünf Gegentore. Das ist uns noch nie passiert", sagte van Oostveen.

Wer van Marwijk ersetzt, ist unklar. Spekulationen über mögliche Nachfolger hatte es bereits gegeben. Zu den genannten Namen zählte auch Feyenoord-Trainer Ronald Koeman. Der Vizemeister hatte jedoch schon deutlich gemacht, Koeman nicht freizugeben.