Apples dünne Versuchung Ausdauer des iPhone Air reicht normalerweise dicke


Apple hat fast die gesamte Elektronik im Kamerabuckel untergebracht.
(Foto: kwe)
Das iPhone Air ist ein Smartphone, das man haben möchte, sobald man es in die Hand nimmt: Es ist dünn, leicht und sehr attraktiv. Dafür muss man zwar Kompromisse eingehen, das Gerät ist aber absolut alltagstauglich. Sogar die Ausdauer erweist sich im Praxistest als erstaunlich gut.
Nicht begeistert zu sein, wenn man das iPhone Air das erste Mal in die Hand nimmt, ist schwer. Das bis auf den Kamerabereich 5,6 Millimeter dünne und rund 165 Gramm leichte Gerät fühlt sich einfach klasse an und sieht fantastisch aus. Es ist völlig neu, aufregend anders und - für viele wichtig - jeder kann das sofort sehen. Man sollte aber gut überlegen, ob die Begeisterung auf Dauer ausreicht, um die Kompromisse zu akzeptieren, die man für "das dünnste iPhone aller Zeiten" eingehen muss.
Dünn, aber nicht empfindlich
Auf ein stabiles, robustes Gerät muss man definitiv nicht verzichten. Mit einem Titanrahmen lässt sich das Air kaum verbiegen, was Apple Journalisten mit einem Labortest demonstrierte, bei dem das Gerät einer Belastung von mehr als 60 Kilogramm, ohne Schaden zu nehmen, widerstand. Das Display des nach IP68 staub- und wasserdichten Air wird von besonders kratzfestem Abdeckglas Ceramic Shield 2 geschützt, die Rückseite besteht immerhin aus Ceramic Shield der ersten Generation.
Das 6,5 Zoll große Display mit einer adaptiven Bildwiederholfrequenz von 1 bis 120 Hertz (Hz) kommt durch das dünne Design nicht nur besonders gut zur Geltung, es glänzt zudem mit tollen Farben und Kontrasten sowie einer Spitzenhelligkeit von 3000 Nits. Bessere Panels haben auch die Pros nicht.
Starke Leistung
Was die Leistung betrifft, bewegt sich das Air mit dem A19 Pro ebenfalls auf Top-Niveau und überflügelt das iPhone 17. Dass die Grafikeinheit (GPU) des Chips einen Rechenkern weniger als bei den Pros hat, fällt kaum ins Gewicht. Das Gleiche gilt für die fehlende Dampfkammer zur Kühlung, womit Apples Spitzen-Duo länger Höchstleistung bringen kann. Dafür ist das Air einfach nicht gemacht.
Apple hat nach eigener Aussage seinem Dünni die Pro-Variante des A19 vor allem wegen der höheren Effizienz eingebaut. Sehr stromsparend arbeiten aber auch das neue, überwiegend in München entwickelte C1X-Modem und der für WLAN und Bluetooth zuständige N1-Chip.
So lässt sich zum großen Teil erklären, warum sich die Ausdauer des iPhone-Flunders im Praxistest als überraschend gut herausgestellt hat. Außerdem hat Apple fast die gesamte Elektronik im Kamerabuckel auf der Rückseite untergebracht, um den Bereich darunter für eine extrem flache Batterie mit hoher Energiedichte freizuhalten.
Erstaunlich ausdauernd
Der Akku ist zwar trotzdem kleiner als bei den anderen neuen iPhones, aber in Kombination mit A19 Pro, N1 und C1X ist die Laufleistung doch alltagstauglich. Apple gibt sie mit bis zu 27 Stunden Videowiedergabe an. Das sind zwar drei Stunden weniger als beim 17 Pro, entspricht aber unter anderem der Ausdauer des iPhone 16 Plus, was bemerkenswert ist.
Der Praxistest hat gezeigt, dass das Air tatsächlich genug Reserven hat, um normalerweise locker über den Tag zu kommen. Nachdem es um 8:30 Uhr morgens in Betrieb genommen worden war, wies der Akku des Smartphones um 23 Uhr noch einen Füllstand von 26 Prozent auf.
Dabei wurde das Gerät intensiv genutzt. Der Bildschirm war 4,5 Stunden aktiv, unter anderem wurden 2,5 Stunden Musik und 1,5 Stunden lang Videos gestreamt, das Gerät war lange ohne WLAN und ntv.de nahm zahlreiche Fotos und Videos auf. Da kann man nicht meckern.
Wenn man an freien Tagen mit dem iPhone Air unterwegs ist, kann es abends trotzdem knapp werden, speziell, wenn man die Kameras häufig nutzt. Für diesen Fall bietet Apple einen magnetisch anhaftenden Huckepack-Akku für das Air an, der allerdings 115 Euro kostet.
Sehr gute Hauptkamera
Für ambitionierte Filmer und Fotografen ist das Air allerdings nicht die beste Wahl, denn das Gerät hat nur eine Kamera auf der Rückseite. Dabei handelt es sich aber immerhin um die gleiche Hauptkamera mit 48 Megapixeln (MP), die auch die anderen Neulinge an Bord haben.
Wie erwartet, hat sie im Test ausgezeichnete Fotos und Videos produziert. Farben, Kontraste und Details sind klasse, die Stabilisierung top, auch wenn nicht die neueste Sensorverschiebung wie beim Pro zum Einsatz kommt. Auf Ultraweitwinkel-Aufnahmen, Makros und vor allem auch Bildern mit großer optischer Vergrößerung müssen Air-Nutzer allerdings verzichten.
Top Frontkamera
Nicht verzichten müssen sie auf die ziemlich geniale Center Stage Frontkamera. Sie hat einen quadratischen Sensor, wodurch man das iPhone nicht mehr drehen muss, um ein Selfie im Querformat zu machen.
Bei Gruppenfotos wechselt sie bei Bedarf automatisch die Ausrichtung oder erweitert das Sichtfeld. Die Videostabilisierung der Frontkamera ist beeindruckend und mit ihr sind in Kombination mit der Rück-Kamera Bild-in-Bild-Videos möglich.
Eine kleinere Einschränkung ist der fehlende SIM-Karten-Einschub, beim Air ist man gezwungen, eine eSIM zu verwenden. Für viele Nutzerinnen und Nutzer ist sie aber ohnehin schon Standard.
Apple ist es gelungen, alle Tasten inklusive Kamerasteuerung und Aktionstaste im superdünnen Rahmen unterzubringen, ein passender USB-C-Anschluss wurde 3D-gedruckt. Neben ihm war aber kein Platz für einen Lautsprecher, weshalb das iPhone Air keinen Stereosound bietet. Der Klang ist aber ansonsten gut und wer Musik oder Videos genießen möchte, nutzt sowieso Kopfhörer.
Fazit
Für das iPhone Air muss man mindestens rund 1200 Euro hinblättern und bekommt dafür letztlich deutlich weniger geboten als beim iPhone 17 Pro, das 100 Euro teurer ist. Wenn einem das schlanke Design das Geld und die Kompromisse wert sind, bekommt man aber nicht nur ein außergewöhnliches, sondern auch ein sehr gutes und alltagstaugliches Gerät.
Quelle: ntv.de