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Open World ohne Stützräder "Dragon's Dogma 2" bietet unvergleichliches Fantasy-Spektakel

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Wie der Titel verrät, hat der Protagonist im Spiel eine besondere Beziehung zu Drachen.

Wie der Titel verrät, hat der Protagonist im Spiel eine besondere Beziehung zu Drachen.

(Foto: Capcom)

Der Hype um "Dragon's Dogma 2" ist groß - das Fantasy-Rollenspiel weckt Erinnerungen an "Herr der Ringe" und "Game of Thrones". Entwickler Capcom hat im Spiel viele Ideen umgesetzt, die sowohl Fans des Genres als auch Gelegenheitsspieler abholen sollen. ntv.de hat getestet, ob der Ansatz funktioniert.

Edle Ritter, mystische Kreaturen, intrigierende Königshäuser und riesige Drachen: Genreblaupausen gibt es bei Fantasy viele. "Der Herr der Ringe" oder "Game of Thrones" legten im cineastischen Bereich die Latte extrem hoch. Das Videospiel "Dragon's Dogma 2" hat mit Film und Serie nichts zu tun und verbindet doch deren beste Elemente mit interessanten Ansätzen für Rollenspiele. Ob Entwickler Capcom mit seiner Open World ein Fantasy-Schwergewicht auf die Beine gestellt hat, hat ntv.de getestet.

Den Vorgänger, der vor 13 Jahren erschienen ist, muss man nicht kennen. Capcom lässt die neue Hauptfigur einfach ihr Gedächtnis verlieren - so startet man frisch ins neue Abenteuer. Die Fantasywelt voller Mythen und Monster orientiert sich aber schon am ersten Teil. Der Spieler schlüpft in die Rolle des "Erweckten" - eine Mischung aus Drachentöter und Thronfolger des Königreichs Vermund. Auf dem Thron sitzt allerdings ein anderer Souverän, der sich als Erweckter ausgibt und mithilfe von Magie ähnliche Fähigkeiten zu haben scheint. Entsprechend muss man erst einmal seine eigenen Fähigkeiten als Erweckter unter Beweis stellen und den falschen Fürsten entlarven. Klingt einfach, die Story ist aber gespickt mit Wendungen und Überraschungen, die mit dem Volk der Bestrien - eine Mischung aus Mensch und Löwe - zu tun hat. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, um in der Geschichte voranzukommen - und auch mehrere Enden.

Die Mischung macht's

Der erste Aha-Moment wartet bereits bei der Charaktererstellung. Die eigene Figur lässt sich so detailliert darstellen, dass sich mit etwas Aufwand beliebte Fantasy-Figuren nachbauen lassen. Bilder von "The Witcher" Geralt, Link und Zelda oder Legolas machten bereits im Netz die Runde - in unserem Test konnten wir Ziggy Stardust rekrutieren, der dann den Namen Bowie trug. Eine Figur nach dem eigenen Abbild zu schaffen, ist natürlich auch drin. Ausführliche Editoren gab es zwar bereits, aber noch nie waren die Resultate so zufriedenstellend. Der Spieler wählt nach der Optik noch zwischen den vier Startklassen Kämpfer, Bogenschütze, Magier und Dieb (im späteren Verlauf gibt es noch mehr) und verteilt die ersten Fähigkeiten. Das sind dann spezielle Angriffe, Zauber und passive Skills.

Austoben im Charaktereditor - Geralt lässt grüßen.

Austoben im Charaktereditor - Geralt lässt grüßen.

Steht der erste Charakter, muss auch schon ein zweiter her. Denn "Dragon's Dogma 2" setzt auf ein Vasallen-System, durch das der Spieler immer einen bis drei treue Begleiter an seiner Seite hat. Das erinnert ein wenig an die "Gefährten" aus Herr der Ringe. Ähnlich bunt kann man sein Gefolge auch zusammenstellen und Charakterklassen mischen. Einer der Vasallen ist der dauerhafte Begleiter der Hauptfigur und der levelt mit, dessen Aussehen und Charakterklasse muss man entsprechend vorab bestimmen. Eine gute Kombination der Gefolgschaft ist für den Erfolg im Spiel entscheidend. Eine Horde aus Kämpfern a lá Kommando Dampfwalze ist zwar ganz nett, gegen Flugwesen aber nicht sonderlich effektiv. Im Test hat sich die Kombi aus zwei Kämpfern, Magier und Bogenschütze bewährt.

Grübeln ja, Verzweifeln nein!

Dann geht's aber auch schon rein in die Welt voller Goblins, Minotauren, Riesengreife - und natürlich Drachen. Während die Entwickler den Spieler zu Beginn in Hinblick auf Tutorials und Quests noch Open-World-typisch an die Hand nehmen- Zielmarker auf der Karte oder vorauslaufende NPCs zeigen den Weg - werden die Stützräder relativ zügig abmontiert. Es gibt viele Quests, die nur zu lösen sind, indem man wie in Old-School-Rollenspielen die vielen Nebenfiguren ausfragt und Hinweise zusammenträgt. Und jede Figur, die im Spiel auftaucht, ist zumindest ansprechbar, hat mal mehr oder weniger Zeit für den "Erweckten". Die unterschiedlichen Aufgaben für den Spieler sind dann aber eher vom Reißbrett: Gebiet von Monstern befreien, Informationen oder Objekte sammeln, Schatzkisten finden, Hindernisparcours bewältigen und vieles mehr.

Die Entwickler klapperten für die Monsterwelt im Spiel verschiedene Mythologien ab.

Die Entwickler klapperten für die Monsterwelt im Spiel verschiedene Mythologien ab.

(Foto: Capcom)

Auch wenn das aus unzähligen Action-Rollenspielen bekannt ist, schafft "Dragon's Dogma 2" eine herrliche Balance, die den Spieler ins Grübeln, bei schwereren Quests aber nicht zum Verzweifeln bringt. Denn wenn es mal nicht vorangeht, kommen wieder die Vasallen ins Spiel. Es gibt zwar keinen Online-Koop-Modus, von anderen Zockern erstellte Gefährten streifen aber durch die Lande und können rekrutiert werden. Sollten diese schon Quest-Erfahrung gesammelt haben, geben sie nützliche Tipps.

Im Vergleich zu anderen Open-World-Spielen ist "Dragon's Dogma 2" zudem nochmal einen Tick lebendiger. Das liegt zum einen an NPCs, die plötzlich auf den Spieler zugehen, um mit einer Nebenquest zu locken. Zum anderen an Wetter- und Tag-Nacht-Wechseln. Flora und Fauna sind dann unterschiedlich aktiv - und gefährlich. In der Nacht trifft man nicht nur andere, sondern auch stärkere Monster an.

Rauf auf den Zyklopen

Das erzeugt das Gefühl, dass so ziemlich alles passieren kann und alles möglich ist. Beispiel: Attackiert man einen friedlich am Himmel fliegenden Greif, findet man sich schnell in einem halbstündigen Bosskampf wieder. Besiegt man den Greif, kann man ihn als Reittier nutzen, um die Welt zu erkunden. Klettert man während des Kampfes an dem Riesengeschöpf hoch, wird man zum Nest getragen. Hier gibt es dann allerhand seltene Objekte zu finden.

Was die Vielfalt angeht, hätte das Spiel durchaus noch variantenreicher ausfällen können - gerade in den ersten Spielstunden. Da gibt es vorwiegend Duelle mit Goblins und Echsenwesen. Kleinvieh macht eben auch Mist, so richtig spaßig sind dafür die Auseinandersetzungen mit teilweise haushohen Kolossen.

Hinsichtlich kleiner und riesiger Kreaturen ist das Kampfsystem recht simpel, aber von den Charakterklassen abhängig. Während der Kämpfer und Dieb einen Ausweichsprung hinlegen oder mit dem Schild blocken können, fehlen diese Eigenschaften den Fernkämpfern. Der Bogenschützer erzeugt dafür mit diversen Sprungkombinationen, bei denen er sich von den Gegnern wegkatapultiert, akrobatische "Legolas"-Vibes. Der Magier kann mit flächendeckenden Angriffen punkten. Neben einer Basisattacke kann man vier Speziallangriffe auswählen, je nach Ausdauerbalken kann man diese dann beliebig oft einsetzen.

Only Teamwork Makes The Dream Work ...

Only Teamwork Makes The Dream Work ...

(Foto: Capcom)

Außerdem gibt es die Möglichkeit, an großen Monstern hochzuklettern und diesen dann ordentlich zusetzen. Das lässt ein Oger oder Zyklop natürlich nicht lange mit sich machen und schüttelt den unnötigen Ballast ab oder schleudert ihn zu Boden. Spannend dabei: Je nachdem wie weit oder wogegen der Spieler geschleudert wird, wirkt sich das auf die Gesundheit und Zustand aus. Bei einem Sturz oder eine heftige Kollision kann der Spieler erst mal nur wegkrabbeln, muss hoffen, dass einer der Vasallen zu Hilfe eilt.

Wie schon erwähnt, ist in Kämpfen das kollektive Zusammenspiel entscheidend und sorgt auch für das nötige Actionspektakel. Vier Akteure nehmen es so mit ganzen Horden oder eben riesigen Monstern auf. Der Magier wirkt einen Heilzauber, der Kämpfer stürmt voraus, aus der Distanz erledigt der Bogenschütze mehrere Gegner.

"Dragon's Dogma 2" hat auch Mängel

Sind die Gegner besiegt, lassen sie natürlich Loot fallen. Aber auch in der Natur, Dörfern und Städten lassen sich viele nützliche Ressourcen finden, mit denen man Tränke brauen, Waffen und Rüstungen verbessern kann. In das Crafting-System abzutauchen ist aber kein Muss. Es gibt einige story-relevante Objekte, die man einsammeln muss, abseits davon geht es aber auch ohne Loot-Wahnsinn.

"Dragon's Dogma 2" ist ein fantastisches Spiel, aber auch kein perfektes. Die Grafik ist - zumindest was den Test auf der Playstation 5 angeht - nicht das Non-Plus-Ultra. Die Welt wirkt zwar in sich stimmig, allzu genau sollte man bei vielen Texturen aber nicht hinschauen. Zudem gibt es keinen Performance-Modus der über die Bildrate von 30 FPS hinausgeht.

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Die Zwischensequenzen sind grafisch gut aufgelöst, wechseln zwischen Ingame-Auflösung und teilweise auch schemenhaftem Comic-Look. Wären da nicht die kleinen störenden Schwarzblenden, die auf - wenn auch kurze - Ladezeiten hinweisen, die Geschichte hätte noch mehr Dynamik. Was noch fehlt, ist eine deutsche Synchronisation. Untertitel, Menü- und Indextexte sind zwar alle auf Deutsch, bei einem Spiel, was viele Informationen über Gespräche zwischen den Charakteren transportiert, ufert das schon mal in intensive Lesestunden aus.

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Das sind aber alles keine bestimmenden Faktoren, die darüber entscheiden sollten, ob man sich "Dragon's Dogma 2" zulegt. Fans von Fantasy-Rollenspielen bekommen hier wirklich alles - außer eben den Mehrspieleraspekt. Wer den fabelhaft-bezaubernden "Herr der Ringe"-Charme fühlt und/oder die Intrigen aus "Game of Thrones" feiert, wird auch als Gelegenheitszocker im Spiel viele Ankerpunkte finden, obwohl die beiden Franchises nichts mit "Dragon's Dogma" zu tun haben. Es ist schlichtweg eines der besten Spiele des noch jungen Jahres - eine wahrhaft fantastische Reise, bei der man sich auch der Solomodus wie Teamwork anfühlt.

"Dragon's Dogma 2" erscheint am 22. Februar für PS5, Xbox Series X|S und PC.

Quelle: ntv.de

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