Technik

Open World für Zauberlehrlinge "Hogwarts Legacy" ist ein Traum für Harry-Potter-Fans

"Harry Potter" begeistert seit Jahren ein riesiges Publikum. Nach Büchern und Filmen kommt nun die erste große Videospieladaption. ntv.de hat das Open-World-Adventure getestet. Wie viel Zauber kann "Hogwarts Legacy" letztlich auf Konsolen und PC übertragen?

Einmal durch die heiligen Hallen von Hogwarts spazieren - davon träumt wohl jeder "Harry Potter"-Fan. Mit dem Videospiel "Hogwarts Legacy" ist das jetzt möglich, wenn auch ohne die beliebten Charaktere aus den Filmen und Büchern. Im Test von ntv.de entpuppt sich das Werk aus dem Hause Avalanche Software als eine riesige Open World rund um die berühmte Schule für Hexerei und Zauberei, in der man seine ganz eigene Geschichte schreiben kann. An Anspielungen auf Figuren, Geschichten aus den Filmen mangelt es wahrlich nicht.

Der Zauberstab wird klassisch bei Ollivanders in Hogsmeade gekauft, im verbotenen Wald werden düstere Höhlen erforscht oder Wettrennen auf dem Hexenbesen absolviert - gleich neben dem Quidditch-Stadion. Ja, selbst eine der Professorinnen hört auf den Namen "Weasley" und erweckt vom Aussehen Erinnerungen an den Familienclan des besten Kumpels von Harry Potter. Wer jetzt nur Bahnhof versteht und dabei nicht direkt das Gleis 9 ¾ denkt, den wird "Hogwarts Legacy" wohl nicht in einen regelrechten Nostalgierausch stürzen. Ein handwerklich hervorragend gemachtes Open-World-Spiel bekommt man trotzdem.

Nun wurde die Veröffentlichung des Spiels von der Debatte um die Schöpferin J.K. Rowling und deren mutmaßlich transphobe Haltung begleitet. Auf Twitter und in Foren wurde zum Boykott von "Hogwarts Legacy" aufgerufen, weil Rowling an diesem Triple-A-Titel zwar nicht mitgewirkt hat, aber durch Lizenzen weiterhin kräftig mitverdient. Das Spiel selbst hat im Charaktereditor keine Geschlechtsvorgaben - die Wahl beschränkt sich auf Hexe oder Zauberer. Einer Hexe mit weiblichem Aussehen kann eine tiefe männliche klingende Stimme verliehen werden. Das ist von den Entwicklern bewusst frei gehalten, Rowlings Einstellung zu Rechten von Transmenschen relativiert das natürlich nicht.

sc8kvf.jpg

Die heiligen Hallen von Hogwarts sind ein zentrales Element im Spiel.

(Foto: Avalanche Software)

Die Rezension soll sich vielmehr auf die Adaptation des Harry-Potter-Universums in Videospielform beziehen. Denn diese magische Welt ist eine Form von Popkultur geworden, die auch ohne J.K. Rowling existiert und weiter existieren wird.

Die Handlung spielt einige Jahrzehnte bevor Harry Potter, Professor Dumbledore und Co. überhaupt in Erscheinung treten. Als angehende Hexe oder Zauberer in der fünften Klasse starten Spieler in das Abenteuer zu neuen und bekannten Orten, erforschen und entdecken magische Bestien, stellen Tränke her, meistern das Zaubern, verbessern Talente und passen ihren Charakter an.

ANZEIGE
Hogwarts Legacy (PlayStation 5)
821
58,76 € 74,99 €
Zum Angebot bei amazon.de

Punkte für Gryffindor

Nach einem sehr langen Tutorial zu den Bewegungsmechaniken und wichtigsten Aktionen im Spiel landet man schließlich in Hogwarts und wird einem der vier Häuser zugewiesen. Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin - ein Fragenkatalog zu den Spielinteressen entscheidet, wo man landet. Aber keine Angst: Man kann letztlich frei auswählen, unter welchem Banner man durch die Schulflure schlendert. Die Hauptstory hat hier bereits eingesetzt und umfasst einen Komplott dunkler Magier und aufsässiger Goblins, dem die Zocker nachgehen müssen. In Harry-Potter-Manier ist man als Hauptfigur aufgrund außergewöhnlicher magischer Fähigkeiten natürlich mit verwickelt.

Open-World-typisch gibt es natürlich eine ganze Reihe an Nebenquests zu absolvieren. Neue Zaubersprüche lernen, Rätsel um den Magier Merlin lösen, Zauberduelle mit anderen Schülern, das Sammeln von Ressourcen und Objekten. In diesem Hogwarts wird es dem Spieler eigentlich nie langweilig.

sc8kvh.png

Neben dem Besen gibt es in "Hogwarts Legacy" auch Reittiere - wie den famosen Hippogreif.

(Foto: Avalanche Software)

Je mehr Aufgaben erfüllt werden, desto mehr Talentpunkte sammelt man. Damit lassen sich letztendlich die einzelnen Zaubersprüche verbessern, die Agilität steigern oder die Wirkung von Tränken aufwerten.

Dazu kann man seinen eigenen "Raum der Träume" gestalten und dekorieren. Das geht von Zimmer- und Wanddekoration über Alchemiebaukästen bis hin zu Kleingarten, in dem sich Kräuter und Pflanzen für Tränke anbauen lassen. Ein weiteres Element der Individualisierung ist die Ausrüstung der Zauberlehringe: Umhang, Schale, Brille, Hut, Handschuhe und Outfit - dazu noch ein Griff für den Zauberstab. Das ist wie die Fähigkeitenbäume im Talentbereich überschaubar, aber wichtig, weil damit Offeniv - und Defensivwerte gepusht werden. Lästig ist zu Beginn das kleine Inventar, das man erst einmal leeren muss, will man neue gefundene Ausrüstung mitnehmen. Da heißt es: Wegwerfen oder zum Händler düsen und verkaufen.

Das muss nicht auf dem fliegenden Besen passieren, denn die Entwickler haben jede Menge Ortsmarker gesetzt, die eine Schnellreise ermöglichen. Und hier hat das sensationell gelungene Schloss Hogwarts seine wohl einzige Schwäche. In den Katakomben ist es oft schwierig, den nächstgelegenen Wegpunkt beim Questziel zu finden, da die Zoomfunktionen recht eingeschränkt sind. Jeder Wegpunkt hat zwar eine Beschreibung, die erläutert, wo man gerade hinkommt, aber intuitiv ist nicht immer der optisch nächste auch der richtige.

Von "Wingardium Leviosa" bis "Expelliarmus"

Neben der gelungenen Welt und der Story funktioniert das Kampfsystem überraschend gut. Während in den Filmen das große Highlight zwei aufeinander treffende Energiestrahlen waren, sorgt das Spiel für deutlich mehr Abwechslung. Neben einer Basisattacke ist man als Zauberschüler mit einer Basispalette an Zaubersprüchen ausgestattet, die sich im Kampf dauerhaft einsetzen lassen. Eine Abklingzeit von mehreren Sekunden verhindert, dass man nicht dauerhaft einen bestimmten Zauber einsetzt. Vom Schwebezauber "Wingardium Leviosa", dem entwaffnenden "Expelliarmus" über den Beschwörungszauber "Accio" bis hin zu Flüchen wie "Crucio" kann der Spieler so ein Set von vier Zaubersprüchen auf die Schnellwahltasten legen.

sc8kvg.jpg

Zauberunterricht bei Professorin Hercat

(Foto: Avalanche Software)

Auf eine breitere Palette an Zaubertypen zu setzen, ist Pflicht. Viele Gegner haben einen farbigen Schutzschild, der sich nur durch den Einsatz der richtigen Zaubersprüche auflösen lässt. Dazu kann der Spieler mit dem "Protego" selbst kurzzeitig einen Schutzschild erzeugen, der im richtigen Moment eingesetzt Angriffe abwehren kann. In Duellen mit Gegnerscharen, Mini- oder Endbossen werden die Angriffskombinationen mitgezählt - so lädt sich ein besonders wirkungsvoller Zauber der "alten Magie" auf. Ein Blick auf das Schlachtfeld lohnt sich ebenfalls. Irgendwo liegen immer Felsbrocken, Fässer und Kisten, die man zu Ablenkung auf die Gegner schleudern kann.

Mehr zum Thema

Abgesehen von den sehr dynamischen Kämpfen muss man dafür allerdings die Gegnervielfalt bemängeln. In den ersten Stunden des Spiels sind es vorwiegend Kobolde, Spinnen und verzauberte Riesenritter, die dem Zauberlehrling entgegentreten.

Im Test sind aber auch negative Aspekte aufgefallen. Es gab es dann mehrere kleinere Grafikbugs, die durch freie Kameraschwenks entstanden sind und freischwebende besiegte Gegner als Texturen klebten in Dauerrotation an Wänden fest. Dazu - und das mag der riesigen Open World geschuldet sein - gibt es viele kleine Ladepassagen. Jede Tür braucht ihren Moment, um das Dahinterliegende zu offenbaren, viele Perspektivenwechsel in Gesprächen werden mit kleinen Schwarzblenden überbrückt. Das sind alles Dinge, die mit der neuen Konsolengeneration eigentlich passé sein sollten.

In "Hogwarts Legacy" funktioniert insgesamt aber vieles sehr gut - vor allem, weil die Vorlage stimmt. Die grafische Aufbereitung der Welt, die Charaktere, die musikalische Untermalung und die große Liebe zum Detail lassen das Herz der Fans von Büchern und Filmen aufgehen. Es ist ein magisches Abenteuer mit dem faden Beigeschmack, dass jemand mitverdient, dessen Einstellungen nicht so offen sind wie die Harry-Potter-Welt selbst.

"Hogwarts Legacy" erscheint am 10. Februar für Playstation, Xbox und PC.

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen