
Die PSVR 2 kann mit den leistungsstärksten VR-Brillen auf dem Markt mithalten.
(Foto: mba)
Als klobig und zu schwer sind VR-Brillen oft verschrien. Auch fehlt die Power, um in Spielen eine echte Immersion zu erzeugen. Sony will es mit der PSVR 2 nun besser machen. ntv.de hat getestet, ob den Entwicklern der große Wurf gelungen ist.
Virtuelle Realität klingt nach Zukunft und wird seit Jahren als nächstes großes Ding der Videospielindustrie angepriesen. Die breite Masse können die technischen Umsetzungen bislang nicht erreichen. Mit der PSVR 2 bringt Sony nun eine neue VR-Brille für die Playstation 5 auf den Markt. ntv.de hat das Gerät getestet und geschaut, ob sich der Kauf lohnt.
Während Meta bereits mit der Oculus seit Jahren regelmäßig tragbare VR-Headsets auf den Markt bringt, hat die VR-Variante der Playstation 4 bereits sieben Jahre auf dem Buckel. Die neue PSVR 2 ist entsprechend dem technischen Fortschritte in fast jeder Hinsicht eine massive Verbesserung gegenüber der Vorgängerin. Die externen Kamera- und Prozessorboxen sind verschwunden. Jetzt kann man das Headset einfach direkt an der Vorderseite einer PlayStation 5 anschließen. Die alten Move-Controller wurden ebenfalls zu robusteren Sense-Controllern aufgerüstet.
Eine der größten Hürden für VR ist der Komfort. Ein großes Headset, das so bequem sitzt, dass man gar nicht merkt, dass man es trägt - mit der PSVR 2 gelingt Sony dieser Balanceakt, vor allem weil die Einrichtung und die Modifizierung so einfach sind. Von außen ist das im Schwarz-Weiß der Konsole gehaltene Headset sicher etwas sperrig, mit 560 Gramm aber leichter als der Vorgänger. Das Brillenmodul kann entlang einer Schiene nach vorne oder hinten geschoben werden und der Kopfbügel ist stabil genug, um festen Halt zu gewährleisten und das Gewicht zu verteilen. Auf der Rückseite befindet sich ein großer Drehknopf, mit dem man den Kopfbügel nach Belieben festziehen kann. Im Vergleich zur Quest von Meta ist die PSVR 2 insgesamt etwas komfortabler.
Leistungsstarker Auftritt
Die Linsen im Inneren des Headsets können mit einem Drehknopf an der Außenseite eingestellt werden, um sie näher oder weiter auseinander zu ziehen. Ein enorm wichtiger Regler, schließlich lässt sich so die Schärfe der VR-Sicht anpassen. Mit im Paket ist neben dem 4,5 Meter langen Anschlusskabel noch ein Paar Ohrstöpsel, das an der Rückseite des Headsets angeschlossen wird. Dort lässt sich aber auch jeder andere Kopfhörer mit 3,5-mm-Stecker verbinden. Das ist vielleicht auch keine schlechte Option, denn die Audioqualität ist mit den mitgelieferten kabelgebundenen Ear Buds eher mittelmäßig. Für die VR-Erfahrung ist ein guter Sound aber eigentlich unabdingbar.
Anders als bei anderen Anbietern wird das VR-Bild gleichzeitig über die Konsole an den angeschlossenen Fernseher gestreamt. So kann das ganze Wohnzimmer zusehen, wie und warum man gerade so wild mit den Armen herumfuchtelt.
Einmal aufgesetzt, entfaltet sich dann der Zauber der PSVR 2. Vor allem das Eye-Tracking ist ein herausragendes Merkmal. Nach einer kurzen anfänglichen Kalibrierung ist das Headset in der Lage, zu erkennen, wohin Sie schauen. Es funktioniert so genau, dass man mit den Augen im Menü einen Mauscursor steuern kann. Für den Anfang ist das zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber es erlaubt ein enorm schnelles Navigieren in den Menüs.
Bei der Bildqualität liefert Sonys neues Prachtstück voll ab. Die OLED-Displays erlauben HDR und eine Auflösung von jeweils 2000 x 2040 Bildpunkten pro Auge. Kombiniert mit einer Bildfrequenz von 120 Hertz (HZ) sorgt das für enorm scharfe und trotz der vielen Bewegungen flüssige Bilder. Unterstützt wird das vom "Foveated Rendering", ein Trackingsystem, das den Fokus des Brillenträgers verfolgt und anschließend in diesem Bereich eine höhere Auflösung bietet.
Überall vibriert es
Die Controller der PSVR 2 sind ähnlich innovativ, obwohl sich das meiste für PS5-Besitzer ziemlich standardmäßig anfühlen wird. Das haptische Feedback bei den Tasten und die punktgenauen Vibrationen sorgen für tolle Momente. Beispielsweise wenn man mit dem Bogen einen Pfeil abfeuert, spürt man das Nachschwingen der Sehne. Ja selbst das Headset vermittelt mit Vibrationen im Kopfbereich Erschütterungen oder Einschläge.
In begrenztem Umfang kann auch die Bewegung einzelner Finger verfolgt werden. Offene Handfläche, Faust, das Peace-Zeichen, den Zeigefinger auf etwas richten - es sind typische Handbewegungen, die sich so in Videospielen integrieren lassen. Ein kleiner negativer Aspekt ist die Akkulaufzeit der Controller. Denn die halten bei voller Ladung gerade einmal drei Stunden. Das ist für eine VR-Erfahrung allerdings schon eine lange Zeit.
Und im Bereich der Spiele hat die PSVR 2 leider (noch) ihre große Schwäche. Es gibt noch wenig hochwertige Titel, die eine starke Immersion bieten, also dafür sorgen, dass der Nutzer die virtuelle für die neue Realität hält. Immerhin hat Sony mit "Horizon: Call of the Mountain" gleich einen Exklusivtitel mitentwickelt, der VR-Brille gekonnt in Szene setzt. Von cineastischen Passagen, über Klettereinlagen bis hin zur Action mit Pfeil und Bogen ist dieses Spiel wohl die beste Werbung für die PSVR 2. Teilweise reagieren Charaktere auf den Blickfokus: Schaut man in einer Unterhaltung seinem Gegenüber lange starr in die Augen, wendet dieser unruhig seinen Blick ab. Das vermittelt das Gefühl, dass die virtuelle Figur eine echte Präsenz hat.
Der Preis könnte abschrecken
Abgesehen von "Call of the Mountain" konnten wir "Gran Turismo 7" testen. Für dieses Spiel gibt es ein kostenloses VR-Upgrade und auch im Rennsport funktioniert die PSVR 2 sehr gut, wenn auch mit leichten grafischen Abstrichen. Mit dem Release der VR-Brille haben viele Entwickler neue Spiel angekündigt. Wer bereits VR-Spiele für die alte PSVR gekauft hat, schaut in die Röhre: Die PSVR 2 ist nicht abwärtskompatibel.
Und so läppert sich einiges zusammen, will man diese geniale VR-Erfahrung machen. Eine PS5 braucht man ohnehin (550 Euro), die PSVR 2 selbst (600 Euro) und ein passendes Spiel wie "Call of the Mountain" (70 Euro). Das stolze Starterpaket würde so bei über 1200 Euro liegen. Der Preis relativiert sich ein wenig, wenn man andere hochwertige VR-Brillen wie die Meta Quest Pro betrachtet. Denn die ist nochmal eine Ecke teurer, aber nur bedingt leistungsstärker als die PSVR 2. Vielleicht ist aktuell nicht der optimale Zeitpunkt, um zuzuschlagen. Mit jedem neuen hochwertigen Spieltitel wird das Headset aber deutlich attraktiver. Und die Erfahrung mit der PSVR 2 wirkt tatsächlich wie ein Blick in die Zukunft der Videospiele.
Quelle: ntv.de