"Schlechte Stimmung" Deutsche Wirtschaft schrumpft laut DIHK 2025 um 0,5 Prozent
06.02.2025, 13:53 Uhr
Immer mehr Betriebe erwägen laut einer DIHK-Umfrage eine Produktionsverlagerung ins Ausland (Symbolbild).
(Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dp)
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) blickt weit pessimistischer auf die heimische Konjunktur als die Bundesregierung und führende Institute. Die Organisation prognostiziert für dieses Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent, wie die neue Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov dem "Handelsblatt" laut Vorabmeldung sagte.
"Ich habe so eine schlechte Stimmung und so schlechte Zahlen noch nie gesehen", sagte sie. Die Prognose basiert auf einer Umfrage unter den 23.000 IHK-Mitgliedsunternehmen.
Die Bundesregierung rechnet in ihrem Jahreswirtschaftsbericht mit einem Wachstum von 0,3 Prozent für 2025. Von den führenden Forschungshäusern ist das Institut für Weltwirtschaft aus Kiel (IfW) besonders pessimistisch: Es traut Europas größter Volkswirtschaft nur eine Stagnation zu. Schon 2023 und 2024 ist die Wirtschaft um 0,3 und 0,2 Prozent geschrumpft. Kommt es zum dritten Rezessionsjahr in Folge, wäre dies die längste Flaute in der Geschichte der Bundesrepublik.
Melnikov fordert umfassende wirtschaftspolitische Reformen von der künftigen Bundesregierung. "Wir rasen jetzt auf die letzte Ausfahrt zu", sagte die Juristin, die seit Jahresbeginn DIHK-Chefin ist. Sie hält nicht nur Union und FDP zu einer Wirtschaftswende imstande: "Auch SPD und Grünen ist das zuzutrauen." Die "Agenda 2010" sei schließlich auch von der SPD mit Unterstützung der Grünen gekommen.
Melnikov warnt zugleich vor wirtschaftlichen Schäden durch Grenzkontrollen. "Die deutsche Wirtschaft lebt von Offenheit, nicht von Abschottung", sagte sie. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz will zur Beschränkung der illegalen Migration Kontrollen an den deutschen Außengrenzen einführen. Melnikov zufolge ist Deutschland wirtschaftlich stark geworden, indem die Unternehmen im Ausland Waren kaufen, weiterverarbeiten und wieder exportieren. "Das geht nur mit offenen Grenzen, und nicht mit Zäunen hoch", betonte die DIHK-Hauptgeschäftsführerin.
Quelle: ntv.de, RTS