Rückzug aus Magdeburg Ökonomen begrüßen Intels Verzicht auf subventioniertes Chip-Werk in Deutschland
25.07.2025, 10:15 Uhr
Der juristische Streit zwischen EU-Kommission und Intel geht seit gut 15 Jahren hin und her.
(Foto: Andrej Sokolow/dpa)
Ökonomen begrüßen den Intel-Verzicht auf den mit milliardenschweren Subventionen geplanten Bau eines Chip-Werks in Magdeburg. "Intel ist im Mikrochip-Markt derzeit nicht wettbewerbsfähig und muss nun umstrukturieren", sagte die Leiterin des Forschungsbereichs "Digitale Ökonomie" am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, Irene Bertschek, am Freitag. "Daher kommt die Absage noch zur rechten Zeit. Schlimmer wäre es gewesen, die zehn Milliarden Euro wären schon ausgezahlt worden."
Ähnlich wird das am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) gesehen. "Der Staat sollte sich auf die allgemeinen Rahmenbedingungen konzentrieren und es den Marktprozessen überlassen, welche Wirtschaftsstrukturen sich herausbilden", sagte der Direktor des IfW-Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum, Stefan Kooths, der Nachrichtenagentur Reuters. "Der umgekehrte Weg, Strukturziele politisch vorzugeben und diese dann über Subventionen und Vorschriften herbeizuregulieren, führt in die Sackgasse." Interventionistische Industriepolitik koste nicht nur viel Steuergeld, sondern auch Wachstum, weil die Ressourcen in Bereiche gelenkt würden, die im Wettbewerb nicht tragfähig seien.
Staatlichen Akteuren fehle das relevante Wissen und das richtige Anreizmuster. "Anders als private Investoren tragen sie nicht das Geschäftsrisiko", sagte Kooths. Zugleich sind sie massivem Lobbyismus ausgesetzt, über den Partikularinteressen in die Staatskasse greifen. "Immerhin ist der größte Schaden im Fall Intel noch vermieden worden, weil das Unternehmen nun selbst die Reißleine gezogen hat", sagte Kooths.
Quelle: ntv.de, rts