Wirtschaft

Zu groß zum Scheitern 28 Banken dürfen nicht fallen

Die Schieflage einer von insgesamt 28 Banken weltweit könnte aus Sicht der wichtigsten Bankenaufseher zu einem Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems führen. Daher sollen sich diese Institute mit mehr eigenem Kapital absichern. Noch ist die Liste der Finanzhäuser geheim, doch neben der Deutschen Bank gilt auch die Commerzbank als systemrelevant.

Die Deutsche Bank gilt unter Branchenexperten als zweifellos systemrelevant.

Die Deutsche Bank gilt unter Branchenexperten als zweifellos systemrelevant.

(Foto: REUTERS)

Weltweit 28 Banken sind nach Ansicht ihrer Aufseher derzeit so groß, dass ihr Zusammenbruch das ganze Finanzsystem ins Wanken bringen könnte. Sie sollen daher mit einem Eigenkapitalaufschlag daran gehindert werden, zu große Risiken einzugehen und noch mächtiger zu werden, erklärten der Baseler Ausschuss und der Finanzstabilitätsrat (FSB) unter Führung des nächsten EZB-Chefs Mario Draghi in einem Diskussionspapier. Sie bereiten damit den Boden für die Politiker der G20-Staaten, die im November auf einem Gipfel in Cannes über die engeren Fesseln für diese systemrelevanten Banken entscheiden sollen.

Die Namen dieser Institute wollen die Aufseher nicht veröffentlichen. Die Deutsche Bank gilt in dem Kreis aber als gesetzt. Vorstandschef Josef Ackermann rechnet sogar damit, dass sie neben anderen Instituten den größten Zuschlag von 2,5 Prozent aufbringen muss. Insgesamt müsste das Institut damit seine Bilanzrisiken spätestens Ende 2018 mit 9,5 Prozent reinem Eigenkapital in Form von Aktien und Gewinnrücklagen unterlegen. Wer am Anfang dazugehört, soll spätestens im Januar 2014 feststehen.

Auch die Commerzbank werde als systemrelevant eingestuft, berichtete die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf mit der Entscheidung vertraute Personen. Die Commerzbank wollte den Bericht nicht kommentieren. Im Vorfeld war mit einer Zahl von 16 bis 30 Instituten gerechnet worden. Die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse haben wegen ihrer Bedeutung für die Wirtschaft des Landes ohnehin bereits höhere Eigenkapitalquoten auferlegt bekommen.

Anreize zum Schrumpfen

Die Bankenaufseher ziehen mit den verschärften Regeln die Konsequenz aus der Finanzkrise, in der die Pleite von Lehman Brothers die Branche in den Grundfesten erschüttert hatte. "In den Jahren vor der Krise gab es keine ordentliche Marktdisziplin, was die Bewältigung der Krise erschwert hat", sagte Draghi. Die erhöhten Eigenkapitalanforderungen sollten das Finanzsystem mit der Zeit sicherer und gesünder machen. Mit der möglichen Systemrelevanz großer Versicherer wollen sich die Aufseher später befassen.

Wie hoch die Aufschläge für die Banken sind, richtet sich nach einem Punktesystem, das ihre Größe, ihre Verflechtung im System, ihre Komplexität, den Grad ihrer Internationalität und die Frage bewertet, inwieweit sie bei einem Ausfall ersetzbar wären. Je nachdem liegt der Aufschlag bei 1,0, 1,5, 2,0 oder bei 2,5 Prozentpunkten. Bläht sich eine Bank noch stärker auf, kann sie auch mit einem Strafzuschlag von 3,5 Prozent belegt werden. Alle Banken weltweit sollen von 2013 an über sechs Jahre ohnehin ein Kernkapital-Polster von sieben Prozent aufbauen.

Nicht in Stein gemeißelt

Die 28 Banken wurden aus einer Liste von 73 Instituten aus 17 Ländern ausgewählt. Eines der 28 sei von seinen nationalen Aufsehern als systemrelevant gesetzt worden, ohne nach der Rangliste dazu zu gehören, hieß es von Seiten des FSB. Welche Institute mit den Aufschlägen leben müssen, soll nicht in Stein gemeißelt sein. Einmal im Jahr werde überprüft, ob ihre Systemrelevanz so weit abgenommen hat, dass sie aus der Liste herausfallen könnten.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass systemrelevante Banken in den Augen ihrer Investoren als besonders sicher gelten: Sie trügen schließlich einen offiziellen Stempel, dass sie so groß wären, dass sie vom Staat nicht fallengelassen würden - und das könnte ihnen finanzielle Vorteile bei der Refinanzierung bringen. Um falsche Anreize zu vermeiden, will der FSB Regeln einführen, wie solche mächtigen Institute in der Krise geordnet und damit gefahrlos für die Branche auch über die Grenzen hinweg abgewickelt werden könnten. Das soll auf jeden Fall mit Einbußen für Aktionäre und Anleihenkäufer verbunden sein.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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