Magna plant größeren Stellenabbau 4100 Jobs bei Opel auf der Kippe
12.09.2009, 17:14 UhrAuf die Beschäftigten von Opel kommt nach dem Zuschlag für den Käufer Magna offenbar ein deutlich höherer Arbeitsplatzabbau zu als bislang angenommen. Neben den 3000 Arbeitsplätzen in der Produktion sollen nach Informationen des "Spiegel" auch 1100 Stellen in der Verwaltung gestrichen werden. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sagte, die Befürchtung sei allen Beteiligten seit dem Frühjahr bewusst gewesen. Der Opel-Betriebsrat forderte mehr Mitbestimmung und ein Vetorecht etwa bei Stellenabbau als Gegenleistung für die Sanierungsbeiträge der Opelaner. Die Kritik an dem von der Politik eingefädelten Verkauf hielt an.
"Der Spiegel" berief sich auf Pläne des künftigen Mehrheitseigners Magna, der mit seinem russischen Partner Sberbank 55 Prozent an Opel übernehmen soll. Bei dem kanadischen-österreichischen Zulieferer war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Guttenberg sagte der "Bild am Sonntag", allen sei durch seine Hinweise bekannt gewesen, dass sich die von Magna genannte Zahl von 3000 Jobs auf den Produktionsbereich bezogen habe und im Verwaltungsbereich weiterer Stellenabbau durch Magna zu erwarten gewesen sei. Außenminister Frank-Walter Steinmeier verteidigte das Magna-Konzept. Damit würden nicht nur alle deutschen Standorte, sondern auch die größtmögliche Zahl an Arbeitsplätzen erhalten, sagte der SPD-Kanzlerkandidat der "Super Illu".
Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte der "Welt am Sonntag", die Belegschaft sei bereit, einen Beitrag zur Sanierung in Milliardenhöhe zu erbringen. Sie könnten über eine Mitarbeiterkapitalgesellschaft binnen fünf Jahren 1,2 bis 1,6 Milliarden Euro beisteuern. Der Betrag solle über Lohneinbußen oder Stellenabbau aufgebracht werden: "Dafür verlangen wir für die Zukunft ein Vetorecht, was Themen wie Stellenabbau, Verlagerungen von Produktion oder Werkschließungen angeht."
Unmut im EU-Parlament
Gefahr droht dem Opel-Verkauf dem "Spiegel" zufolge noch aus Brüssel. So sei zu befürchten, dass andere EU-Länder mit Opel-Standorten wie Großbritannien, Belgien oder Polen in Brüssel Beschwerde gegen die deutschen Beihilfen einlegen würden. Diese überschritten mit 4,5 Mrd. Euro die zulässige Größenordnung, da als Obergrenze für gewöhnlich die Lohnsumme gelte, die bei Opel aber geringer ausfalle, hieß es in dem Magazinbericht. Zudem habe die EU-Kommission bei der Prüfung der Unterlagen entdeckt, dass das Werk in Antwerpen, das geschlossen werden soll, wirtschaftlicher sei als das in Bochum, das erhalten bleiben soll. Eine betriebswirtschaftlich unsinnige Entscheidung sei aber nach EU-Recht untersagt, wenn der Staat mit Bürgschaften eingreife.
Das Europäische Parlament wird am Montag über den Opel-Verkauf debattieren. Liberalen-Fraktionschef Guy Verhofstadt sagte, dass ein Staat Finanzhilfen gewähre gegen die Zusage, dass Fabriken in dem Land nicht geschlossen würden, verstoße gegen EU-Recht. Er habe Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso aufgefordert sicherzustellen, dass durch die deutschen Hilfen GM-Werke in anderen EU-Ländern nicht benachteiligt würden, sagte der belgische Ex-Regierungschef.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, die EU-Kommission habe dem Kredit- und Bürgschaftsprogramm, in dessen Rahmen die Hilfen fließen sollen, bereits die behilferechtliche Genehmigung erteilt. Allerdings müssten wegen der europäischen Tragweite des Falles Opel noch weitere Gespräche mit der Brüsseler Behörde geführt werden, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung".
Steinmeier lehnte unterdessen weitere staatliche Hilfe für Opel über die zugesagten 4,5 Milliarden Euro hinaus ab. Unter anderem der Vertreter der Bundesländer in der Opel-Treuhand, Dirk Pfeil, hatte Zweifel geäußert, dass die 4,5 Milliarden Euro ausreichen werden.
Pfeil kritisierte erneut, der Zuschlag an Magna sei eine ausschließlich politische Entscheidung gewesen, die betriebswirtschaftliche Aspekte völlig vernachlässigt habe. Die Prüfung durch die EU sei voraussehbar gewesen. "Der von Magna geplante Arbeitsplatzabbau begünstigt Deutschland, das werden sich die anderen europäischen GM-Standortländer nicht einfach gefallen lassen", sagte er der "Bild"-Zeitung. Pfeil hatte sich bei der Entscheidung enthalten. Der Vertreter des Bundes, Manfred Wennemer, hatte sogar gegen den Verkauf an Magna gestimmt.
Quelle: ntv.de, nne/rts/dpa
 
   
   
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            