Wirtschaft

Flugaufsicht alarmiert Mechaniker A380 müssen in die Werkstatt

Bei der fieberhafte Suche nach dem Auslöser für das Triebwerksversagen bei einer Qantas-Maschine über Singapur nähern sich Experten offenbar der Ursache an: Auslaufendes Öl soll im Inneren der Turbine eine Kettenreaktion ausgelöst haben. Die europäische Flugaufsicht verschärft umgehend die Vorschriften für alle betroffenen Triebwerke.

In der Luft darf nichts schiefgehen: Links eine Trent-900-Turbine, rechts das etwas kleinere Modell Trent-500 (Archivbild).

In der Luft darf nichts schiefgehen: Links eine Trent-900-Turbine, rechts das etwas kleinere Modell Trent-500 (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Ursache für das Versagen eines Triebwerks an einem Airbus A380 scheint gefunden. Ausgelaufenes und in der Hitze des Triebwerks entzündetes Öl habe vermutlich zum Versagen der Mitteldruckturbine des Trent-900-Triebwerks geführt, teilte die europäische Flugaufsichtsbehörde EASA in einer Direktive an Fluggesellschaften und Wartungseinrichtungen mit.

Die Aufseher ordneten neue Untersuchungen bei allen A380 mit Trent-900-Triebwerken vom Hersteller Rolls-Royce an. Fluggesellschaften müssen damit für ihre Maschinen neue Standzeiten in der Wartung einplanen. Die Tests müssen den EASA-Angaben nach maximal zehn Flügen durchgeführt werden. Als Stichtag wird der 10. November angegeben. Die Tests müssen anschließend nach jeweils 20 Einsätzen wiederholt werden. Das System Trend-900 kommt hauptsächlich, aber nicht ausschließlich unter den Flügeln des Riesenjets A380 von Airbus zum Einsatz. Einige A380 fliegen mit Antriebseinheiten anderer Hersteller.

In der Direktive wurden zusätzliche Sicherheitsuntersuchungen an bestimmten Bauteilen angeordnet. Vorgeschrieben sind unter anderem ein ausführlicher Leerlauftest am Boden und eine anschließende Inspektion des Turbineninneren und der Turbinenschaufeln im Bereich der Mitteldruckturbine. Für den Fall, dass bei den Tests Auffälligkeiten auftauchen, müssen die Maschinen am Boden blieben. "Werden während der Inspektion Abweichungen festgestellt (...) ist der weitere Betrieb des Triebwerks untersagt", heißt es wörtlich in der Direktive, die n-tv.de vorlag. Trent-900-Triebwerke werden gegenwärtig von Lufthansa, Singapore Airlines und der australischen Qantas verwendet.

Herausforderung für Flugplaner

Für die Fluglinien bedeutet der neuen Wartungsplan, dass sie voraussichtlich ihre Flugpläne überarbeiten müssen, um den längeren Aufenthalten zwischen Flügen Rechnung zu tragen. Die Vorgaben, die in enger Abstimmung mit dem europäischen Flugzeughersteller Airbus und dem britischen Triebwerkshersteller Rolls-Royce entwickelt wurden, sind für alle Fluglinien bindend. Airbus wollte dazu zunächst keine Stellung nehmen.

Singapore Airlines zeigte sich zufrieden, dass nach weiteren vorbeugenden Tests die A380-Flotte weiterfliegen könne. Dies gilt auch für den Zuständigkeitsbereich der europäischen Flugaufsicht, wenn bei den Tests keine Auffälligkeiten auftauchen. An den Triebwerken der Qantas-A380 gehen die Checks unterdessen weiter. Die Riesenflugzeuge von Qantas bleiben vorerst am Boden, teilte die australische Fluglinie am Donnerstag in Sydney mit.

Vorläufige Erkenntnisse

Ein Triebwerk des A380 von Qantas war vor einer Woche kurz nach dem Start in Singapur stark beschädigt worden, Teile des Antriebs stürzten zu Boden. Die Maschine musste in Singapur notlanden. Die Experten der EASA hatten zusammen mit Ingenieuren von Rolls-Royce, von Airbus und der Fluggesellschaften die gefundenen Teile des explodierten Triebwerks analysiert.

Im vorläufigen Untersuchungsergebnis der Behörde deutet alles auf Öllecks als Ursache für den Vorfall hin. Wie aus dem jüngst veröffentlichten Bericht der EASA hervorgeht, soll sich im Inneren des Triebwerks unentdeckt Öl angesammelt haben, das kurz nach dem Start Feuer fing. Es folgte eine Kettenreaktion, die letztlich zur Explosion der Turbine führte. Der A380 hatte daraufhin mit 433 Passagieren und 26 Besatzungsmitgliedern an Bord zum Flughafen in Singapur zurückkehren müssen.

Auch bei weiteren Tests an anderen Triebwerken des Typs Trend-900 wurden Öllecks festgestellt. Die EASA hatte bereits im August vor Abnutzungserscheinungen in diesen Triebwerken gewarnt, die zu einem Ölbrand führen könnten.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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