Hochtief-Hauptversammlung ACS kann mit Mehrheit rechnen
08.05.2011, 12:48 UhrAuf der Hauptversammlung von Hochtief am 12. Mai wird es mit Sicherheit hoch her gehen. Dennoch besteht wohl keine Gefahr für die Übernahme des MDax-Unternehmens durch den spanischen ACS-Konzerns. Hochtief hat sich lange dagegen gewehrt.
Trotz der voraussichtlich turbulenten Hauptversammlung von Hochtief kann ACS-Chef und Hochtief-Großaktionär Florentino Perez der Veranstaltung wohl gelassen entgegensehen. Den Anmeldungen für die Aktionärsversammlung am 12. Mai in der Essener Grugahalle zufolge dürften rund 70 Prozent des Hochtief-Kapitals vertreten sein, berichtete die "Wirtschaftswoche". Da die Spanier bereits mehr als 42 Prozent des gesamten Hochtief-Kapitals hielten, seien dem Konzern deutliche Abstimmungsmehrheiten nun nicht mehr zu nehmen.
"Wir werden die Präsenz erst zur Hauptversammlung veröffentlichen", sagte eine Hochtief-Sprecherin. Auch ACS wollte sich nicht zu dem Bericht äußern.
Experten hatten Hochtief wegen der Erfahrungen von früheren Aktionärstreffen schon vor Wochen schlechte Chancen für einen Sieg im Kampf gegen ACS eingeräumt. Vor einem Jahr waren knapp 64 Prozent der Stimmrechte vertreten. ACS werde sich auf der Hauptversammlung durchsetzen, prognostizierte daher ein Analyst.
Langer Kampf um das Sagen
Hochtief hatte sich lange erbittert gegen die Übernahme durch den spanischen Konzern gewehrt. Dieser sammelte jedoch unbeirrt Aktien ein, woraufhin mehrere Manager des deutschen Bauriesen das Handtuch geworfen hatten, darunter auch Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter, der zur Hauptversammlung seinen Posten verlässt. Sein Nachfolger wird das bisherige Vorstandsmitglied Frank Stieler. Der 52-Jährige gehört dem Führungsgremium seit März 2009 an und leitet bislang den neu geschaffenen Europa-Bereich des Konzerns mit dem deutschen Baugeschäft - und hat den Segen von ACS.
Stieler wolle nun als erstes der Belegschaft die Ängste vor dem spanischen Großaktionär nehmen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". An seinem ersten offiziellen Tag im Amt, dem kommenden Freitag, wolle er die Belegschaft auf einer Versammlung überzeugen, dass Hochtief seine deutsche Identität behalten, die Zentrale in Essen und das Unternehmen eine eigene Aktiengesellschaft bleiben werde. Noch am selben Tag werde er dann nach Australien fliegen, um die zuletzt Probleme machende Tochter Leighton zu besuchen.
Stühlerücken im Aufsichtsrat
Auch um die künftige Besetzung des Hochtief-Aufsichtsrats war Streit ausgebrochen: Das aktuelle Gremium um Detlef Bremkamp legte eine Kandidatenliste für Neubesetzungen im Aufsichtsrat vor, die den Wunsch der Spanier nach einer Verdoppelung ihrer Mandate auf vier Sitze demonstrativ ignorierte.
Bremkamp fuhr damit einen harten Kurs gegen ACS. Dies könnte ihn sein Mandat kosten: Es zeichne sich ab, dass er seinen Posten verlieren werde, hatte es im Umfeld des Aufsichtsrats geheißen. Nachfolger könnte der ehemalige Continental-Chef Manfred Wennemer werden, der bereits im Hochtief-Aufsichtsrat sitzt und ACS nahestehen soll. Zudem sei TUI-Chef Michael Frenzel als weiterer Kandidat im Gespräch, berichtete die FASZ. Der Manager stehe aber nur bereit, wenn er sich keiner Kampfabstimmung stellen müsse.
Quelle: ntv.de, rts