Beileid für gebeutelte Aktionäre AIG für immer staatlich?
30.06.2009, 19:45 UhrDie US-Regierung wird nach den Worten des Chefs des angeschlagenen US-Versicherungskonzerns AIG, Edward Liddy, womöglich für immer der Haupteigentümer des Konzerns bleiben. Bei der ersten Hauptversammlung nach der AIG-Implosion sagte der von der Regierung im September eingesetzte Manager, es gebe keine Garantie dafür, dass sich an der staatlichen Beteiligung von knapp 80 Prozent jemals etwas ändern werde.

(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Wahrscheinlichkeit sei jedoch groß, dass AIG die staatlichen Kredite über 83 Mrd. Dollar irgendwann zurückzahlen könne. Gebeutelten Aktionären - deren Papiere im Sog der Finanzkrise von 100 Dollar auf gut ein Dollar gefallen sind - sprach Liddy sein Beileid aus.
An dem nur knapp einstündigen Aktionärstreffen nahmen im Gegensatz zu den Massenaufläufen der Vergangenheit weniger als 200 Aktionäre teil. Die Stimmung unter den Anlegern war erwartungsgemäß gedrückt, aber nur wenige nutzten die Gelegenheit, um ihrem Ärger über den Kollaps des einst wertvollsten Versicherers der Welt Luft zu machen. Das Aktionärstreffen fand in einem AIG-Gebäude an der New Yorker Wall Street statt, das - ebenso wie so viele andere Firmenteile - bald verkauft werden soll, um Regierungskredite zurückzuzahlen. Anstatt eines Hochglanz-Jahresberichtes gab es für die Aktionäre nur Kopien auf billigem Zeitungspapier.
AIG wurde unter anderem zum Verhängnis, dass der Konzern im großen Stil Banken gegen den Ausfall von Krediten versicherte. Deshalb musste der Versicherer im vergangenen Jahr den kolossalen Verlust von 99 Mrd. Dollar verbuchen.
Weiter tiefe Sorgenfalten
Indes warnte AIG vor neuen massiven Risiken in seinem Geschäft mit europäischen Banken. Bei einer weiteren Talfahrt der Märkte drohten durch Wertpapiere im Umfang von fast 193 Mrd. Dollar (137 Mrd. Euro) zusätzliche Verluste in noch unbekannter Höhe.
Die Risiken könnten länger bestehen als erwartet und den Konzern zusätzlich belasten, räumte AIG in einer Pflichtmitteilung an die Börsenaufsicht SEC ein. Die Gefahren durch an Banken in Europa verkaufte Papiere stammen aus genau jenem Bereich, der AIG an den Rande des Abgrunds gebracht hatte.
Aus Angst vor einem Kollaps mit globalen Folgen war der einst weltgrößte Versicherer vergangenes Jahr weitgehend verstaatlicht worden. Die gesamten öffentlichen Finanzhilfen summieren sich bislang auf rund 180 Mrd. Dollar.
Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa