Japans Premier besucht die USA Abe will Trump Twitter-Stoff liefern
08.02.2017, 11:07 Uhr
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe
(Foto: REUTERS)
Japans Regierungschef Abe bereitet sich auf ungewöhnliche Art auf das Treffen mit US-Präsident Trump vor: Unternehmen sollen Details zu US-Investitionen liefern, um den twitternden Staatschef zu umschmeicheln. Und eine Runde Golf ist auch geplant.
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe möchte beim bevorstehenden Treffen mit US-Präsident Donald Trump offenbar nicht mit leeren Händen dastehen: Die Regierung in Tokio habe heimische Unternehmen aufgefordert, Details ihrer Investitionspläne in den USA zu übermitteln, berichtet die "Financial Times" und beruft sich dabei auf Manager in drei führenden japanischen Unternehmen. Ein Zweck sei, dass Abe Trump eine per Tweet verbreitbare Zahl liefern könne.
Der US-Präsident nutzt seinen Twitter-Account mit mehr als 24 Millionen Followern ausgiebig, um Gegner zu attackieren – und sorgt damit regelmäßig für Gesprächsstoff. Per Tweet kritisiert er auch gerne Unternehmen, wenn sie in den USA verkaufte Produkte anderswo produzieren - auch Toyota wurde von Trump schon abgewatscht. "Toyota hat angekündigt, eine neue Fabrik in Mexiko zu errichten, um dort Corolla-Modelle für die USA zu bauen. NIEMALS! Baut eine Fabrik in den USA oder zahlt eine hohe Grenzsteuer", twitterte Trump Anfang Januar.
Doch Trump teilt nicht nur aus. Gelegentlich lobt er auch Unternehmen per Twitter - beispielsweise wenn sie ankündigen, Jobs in den USA zu schaffen. Und darauf scheint Abe zu setzen.
Der Premier wird am Freitag in den USA eintreffen. Begleitet wird er vom Außenminister sowie den Ministern für Handel und für Finanzen. Nach einer Begegnung in Washington wird er am Samstag mit Trump Golf spielen - auf einem Platz in Florida, der dem US-Präsidenten gehört. Nach seinem Wahlsieg hatte Trump von der japanischen Regierung einen rund 3700 Dollar teuren goldenen Golfschläger geschenkt bekommen.
Aus Sicht beider Seiten gibt es wohl jede Menge Gesprächsbedarf: Neben der Kritik an Toyota hat die neue US-Führung der japanischen Regierung vorgeworfen, die Währung abzuwerten und sich so Vorteile beim Export zu verschaffen. Außerdem hat Trump das transpazifische Handelsabkommen TPP nicht ratifiziert - damit kann das jahrelang ausgehandelte Projekt nicht umgesetzt werden.
Nach der Kritik von Trump hatte Toyota angekündigt, in den USA in den kommenden fünf Jahren insgesamt zehn Milliarden Dollar zu investieren. Dabei handelt es sich offensichtlich um bereits vor der US-Wahl getroffene Entscheidungen. Auch andere Firmen haben auf öffentliche Kritik von Trump damit reagiert, bestehende Investitionspläne herauszustellen.
Die japanische Regierung stellt derzeit der "FT" zufolge ebenfalls lediglich bereits existierende Investitionsvorhaben zusammen. "Die Wahl von Donald Trump, bedeutet nicht, dass wir sofort unseren Businessplan ändern", zitiert die Zeitung einen Top-Manager. "Wir können nur in Fabriken investieren, die wir tatsächlich brauchen."
Quelle: ntv.de, jga