Auftragseinbruch im japanischen Maschinenbau Abe will Unternehmen entlasten
13.08.2013, 07:02 Uhr
Stahl für Japans Maschinenbau: Die Orderbücher des wichtigen Industriezweigs füllen sich langsamer.
(Foto: REUTERS)
Mit 38 Prozent ist die japanische Unternehmenssteuer eine der höchsten in den Industrieländern. Gleichzeitig gehört die Mehrwertsteuer zu den niedrigsten. Ministerpräsident Abe will das ändern. Einen Grund liefern die aktuellen Daten aus dem Maschinenbau.
Japans Kernindustrie komme nicht recht auf die Beine: Im Juni mussten die Maschinenbauer im Vergleich zum Vormonate einen Rückgang ihrer Order verzeichnen. Er lag saisonbereinigt bei 2,7 Prozent, wie die Regierung bekanntgab.
Das deutet nach Einschätzung von Experten darauf hin, dass einige Unternehmen des Landes ungeachtet der neuen Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Shinzo Abe weiterhin nicht bereit sind, wieder mehr zu investieren. Die Daten zu den Maschinenbauaufträgen - mit Ausnahme der für Schiffe und von Stromunternehmen - gelten als ein Indikator für die Investitionsbereitschaft der japanischen Unternehmen.
Abe will mit einer Mischung aus massiven schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen, einer extrem lockeren Geldpolitik und Reformen die Wirtschaft gesunden und die jahrelange Deflation mit stetig fallenden Preisen beenden. Doch Kritiker vermissen weiterhin überzeugende Schritte zur Umsetzung nötiger Strukturreformen.
Unternehmenssteuer runter, MwSt rauf
Nun erwägt Abe einem Zeitungsbericht zufolge, die Unternehmenssteuern zu senken. Mit diesem Schritt solle den potenziell negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der geplanten Mehrwertsteuer-Erhöhung entgegengesteuert werden, berichtete die Wirtschaftszeitung "Nikkei" unter Berufung auf Regierungskreise. Abe wolle prüfen lassen, ob mit einer Senkung der Unternehmenssteuern mehr Investoren in die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft gelockt werden könnten, hieß es weiter.
Die Unternehmenssteuer in Japan von gut 38 Prozent gehört zu den höchsten in den Industrieländern. Die Mehrwertsteuer ist hingegen vergleichsweise niedrig. Nach bisheriger Planung der Regierung soll sie im April kommenden Jahres von fünf auf acht Prozent angehoben und im Oktober 2015 auf 10 Prozent steigen. Eine endgültige Entscheidung soll im September oder Oktober fallen. Es wird befürchtet, dass eine höhere Mehrwertsteuer die wirtschaftliche Erholung Japans belasten könnte.
Es geht um Vertrauen
Die Kritiker bekamen zu Wochenbeginn neues Futter, als bekannt wurde, dass das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft Asiens im 2. Quartal einen unerwarteten Dämpfer verzeichnen musste. Daraufhin waren der Yen zum Dollar gestiegen und der japanische Leitindex Nikkei gefallen.
Japan ist das am höchsten verschuldete Industrieland der Welt. Der Internationale Währungsfonds sieht in der Erhöhung der Mehrwertsteuer einen "essenziellen ersten Schritt", um die Finanzprobleme in den Griff zu bekommen. Bleiben Reformen aus, könne das Vertrauen in das Land verloren gehen und letztlich auch die Weltwirtschaft leiden, warnte der IWF jüngst.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa