Wirtschaft

Inside Wall Street Abwrack-Streit in den USA

In Deutschland steht die Abwrackprämie schon wieder unter Beschuss, seit sich Ökonomen gegen eine "Subventionsspirale" wehren und die Summe von 5 Milliarden Dollar kritisieren, die die Regierung in das Programm stecken will. In den USA hingegen erwärmt man sich gerade erst für das Konzept, das nun auch den Krisenläden GM, Ford und Chrysler helfen soll.

Präsident Berack Obama hat sich bereits für ein Programm ausgesprochen, dass der "Abwrackprämie" nach deutschem Muster entsprechen soll. Das ist ungewöhnlich, denn die USA übernehmen selten Konzepte aus dem Ausland. Allerdings weht mit der neuen Regierung eben ein neuer Wind durch Washington. Gute Ideen von fernen Stränden scheinen durchaus auf Interesse zu stoßen, seit die Finanz- und Wirtschaftskrise der amerikanischen Arroganz ein Ende gemacht hat.

Dabei ist durchaus umstritten, wie gut die deutsche Idee für Amerika wäre. Der Kongress diskutiert etwa darüber, ob eine Prämie allgemein beim Kauf eines neuen oder nur beim Kauf eines amerikanischen Autos gezahlt werden soll. Letzteres wäre ein weiterer Schritt in Richtung eines gefährlichen Protektionismus - und nicht einmal so einfach durchführbar. Denn zurecht stellt sich die Frage: Was ist überhaupt ein amerikanischer Wagen? Einer der von einem US-Hersteller gebaut wird, etwa von General Motors und womöglich in einem Werk in Mexiko? Oder einer der in einer Fabrik in Georgie hergestellt wird, möglicherweise von Toyota?

Kritiker einer Abwrackprämie fürchten außerdem, dass das Konzept ungewollte Schäden bei den niedrigen Einkommensschichten anrichten könnte. Wenn etwa reihenweise alte Autos verschrottet werden, steigen die Preise für die übrigen Gebrauchtwagen. Doch gibt es Millionen von Verbrauchern, die sich einen Neuwagen - mit oder ohne Prämie - nicht leisten können und auf billige Alternativen angewiesen sind.

Ein dritter Kritikpunkt: Was die Amerikaner in ihre aktuelle Krise geführt hat, ist vor allem die ungestillte Kauf- und Konsumlust und die Sorglosigkeit, per Kreditkarte mehr Geld auszugeben als verfügbar ist. Es mag nun viele Amerikaner geben, die ein altes Auto fahren, weil sie eingesehen haben, dass sie sich ein neues nicht leisten können. Diese mit einem Zuschuss von zur Zeit diskutierten 3000 bis 5000 Dollar zu einem Kauf zu verleiten, ist mit Blick auf die gewaltige Überschuldung des Volkes hochriskant.

Dabei ist unumstritten, dass die Automobilbranche in den USA nur gerettet werden kann, wenn die Nachfrage nach Autos wieder steigt. Doch stellt man berechtigt die Frage, ob und wie lange die Nachfrage künstlich angekurbelt werden kann, wenn sie zumindest nach den aktuell angebotenen Modellen nicht wirklich besteht. Dickes Umsatzwachstum in Deutschland - um 22 Prozent im Februar und um 40 Prozent im März - ist den Amerikanern bekannt, doch dürfte im Kongress in den nächsten Wochen heftig debattiert werden, ob das Konzept für den US-Markt kompatibel ist.

Quelle: ntv.de

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