Wegen Absage an den Bundestag Ackermann attackiert Jain
27.11.2012, 06:55 Uhr
Keine Harmonie zwischen Vorgänger und Nachfolger.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es passiert nicht oft in der Wirtschaftswelt, dass ein amtierender Vorstandschef vor seinem Vorgänger angegriffen wird. Bei der Deutschen Bank ist das der Fall: Ex-Chef Ackermann kritisiert seinen Nachfolger Jain für dessen Umgang mit dem Skandal um Zinsmanipulationen.
Der frühere Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat seinen Nachfolger Anshu Jain wegen dessen Absage, dem Bundestagsfinanzausschuss zum Skandal um Zinsmanipulationen der Branche Rede und Antwort zu stehen, ungewöhnlich offen kritisiert. "Ich habe mich immer diesen Aufgaben gestellt", sagte Ackermann auf einer "Handelsblatt"-Veranstaltung in Frankfurt/Main. "Ich finde, dass der Chef hier auf die Bühne gehört."
Der vom Bundestag vorgeladene Jain zieht es jedoch vor, seinen Vorstandskollegen Stephan Leithner zu schicken. Leithner soll als der für Rechtsfragen zuständige Vorstand dem Finanzausschuss in Berlin an diesem Mittwoch die Sicht der Deutschen Bank erläutern. Darüber hinaus ist auch der frühere Risikovorstand Hugo Bänziger geladen.
In dem beispiellosen Skandal um die Manipulation von Referenzzinssätzen ermitteln Behörden seit Monaten weltweit gegen Großbanken, darunter die Deutsche Bank. Den Geldhäusern wird vorgeworfen, zwischen 2005 und 2009 Zinssätze wie Libor und Euribor zu ihren Gunsten manipuliert zu haben, um ihre Refinanzierungskosten zu verschleiern und Handelsgewinne zu kassieren. Allein auf dem Libor beruhen Finanztransaktionen im Volumen von schätzungsweise 500 Billionen Euro. Ackermann nannte die Manipulationen "kriminell und absolut unentschuldbar". Er selbst hätte nie gedacht, dass so etwas möglich sei, sagte er.
Im Blickfeld der Bafin
Im Falle der Deutschen Bank läuft schon länger eine Sonderprüfung der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Sie untersucht, ob das Institut strukturell genug getan hat, um Manipulationen im eigenen Hause zu verhindern. Die Libor-Vorwürfe betreffen das Investmentbanking, das jahrelang von Jain selbst geleitet wurde. Das Dax-Unternehmen verneinte bislang aber jegliche Mitverantwortung der Führungsspitze. Die Vergehen seien das Werk einzelner Mitarbeiter, von denen einige Insider-Kreisen zufolge bereits suspendiert sind.
Die britische Bank Barclays hatte als erstes Institut eine Beteiligung an den Manipulationen eingeräumt und dafür fast eine halbe Milliarde Dollar Strafe gezahlt. Das Top-Management musste dafür abtreten.
Quelle: ntv.de, rts