Wirtschaft

2011 soll geerntet werden Ackermann peilt Rekordjahr an

Deutsche-Bank-Chef Ackermann ruft nach einem "Jahr des Säens" zum Erntefest. Befreit vom Ballast schwerer Abschreibungen soll der Vorsteuergewinn 2011 auf zehn Milliarden Euro ansteigen, so viel wie noch nie. Branchenexperten bezweifeln jedoch, dass der Konzern diese hohe Hürde reißen kann.

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(Foto: dapd)

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann muss sich für sein großes Gewinnziel ganz auf die Fortune von Top-Investmentbanker Anshu Jain verlassen. Zu den zehn Mrd. Euro Gewinn vor Steuern, die die größte deutsche Bank - von Sonderfaktoren abgesehen - in diesem Jahr verdienen will, soll das von dem Inder geführte Kapitalmarktgeschäft 6,4 Mrd. Euro beisteuern. "Trotz verbleibender Risiken und Unwägbarkeiten hinsichtlich des wirtschaftlichen Umfelds sind wir zuversichtlich, dass wir dies schaffen werden", sagte Ackermann auf der Bilanzpressekonferenz. "Wir sind heute in vielerlei Hinsicht stärker als vor der Finanzkrise."

Ackermann blickt aber schon über 2011 hinaus: "Wir werden 2012 und 2013 noch ambitioniertere Ziele haben", versprach er. In drei Jahren soll das Investmentbanking nur noch die Hälfte des Gewinns ausmachen. Angesichts dieser Zuversicht drehte die Aktie der Deutschen Bank ins Plus.

Großreinemachen

Im vergangenen Jahr sank der Gewinn von Deutschlands größtem Bankhaus vor Steuern von 5,2 auf 4,0 Mrd. Euro. Das Kapitalmarktgeschäft wuchs aber gegen den Branchentrend und steuerte nach 3,5 Mrd. Euro im Vorjahr nun 5,1 Mrd. Euro den Löwenanteil bei. "Das Jahresergebnis 2010 zeigt, dass wir in der Lage sind, auch mit weniger Risiko gut zu verdienen", sagte der Vorstandschef. Trotz der Verunsicherung der Anleger in der Schuldenkrise einiger Euro-Staaten verbuchte die Sparte mit Aktien und Anleihen im vierten Quartal Rekorderträge. Rivalen wie Morgan Stanley oder die Citigroup mussten dagegen empfindliche Einbußen hinnehmen. Innerhalb von zwei Jahren haben die Investmentbanker der Deutschen Bank die Verluste des Krisenjahrs 2008 damit wettgemacht.

Der Gewinn nach Steuern brach 2010 im Konzern von 5,0 auf 2,3 Mrd. Euro ein. Grund dafür waren Abschreibungen von 2,3 Mrd. Euro wegen der Übernahme der Postbank, nach der die Deutsche Bank nun mehr als 100.000 Menschen beschäftigt. Der Umbau der auf reiche Privatkunden spezialisierten Tochter Sal. Oppenheim schlug mit 400 Mio. Euro negativ zu Buche. "2010 war ein Jahr des Säens und 2011 soll das Jahr der Ernte werden", sagte Ackermann. Mit den Zukäufen verbessere die Deutsche Bank ihre Ertragskraft in weniger schwankungsanfälligen Bank-Geschäften. "Wir ergänzen unser weltweit erfolgreiches Investmentbanking durch eine zweite starke Ertragssäule."

Milliardenrückstand

Ackermann beziffert den Rückstand, den die Deutsche Bank in diesem Jahr auf ihr "ehrgeiziges" Gewinnziel noch aufholen müsse, auf fast drei Mrd. Euro. Dabei müssen Jain und seine Leute helfen. Einschließlich des ebenfalls von ihm geführten Global Transaction Banking ist der Inder für fast drei Viertel des geplanten Gewinns des Instituts verantwortlich. Jain wird als Nachfolger von Ackermann gehandelt, der spätestens 2013 von Bord gehen will. Er ist aber in und außerhalb der Bank nicht unumstritten.

In dem jüngst mit der Postbank gestärkten Filial- und Firmenkundengeschäft hat der Vorstandschef 1,6 Mrd. Euro eingeplant, 2010 waren es gerade 890 Mio. Das Geschäft mit Fonds und reichen Kunden soll in diesem Jahr eine Mrd. Euro beisteuern. Im vierten Quartal schrieb die Sparte Verluste, Sal. Oppenheim soll 2011 allenfalls eine schwarze Null liefern. Mit den Zukäufen steigen allerdings auch die Kosten.

Branchenexperten zweifeln

Analysten, die der Deutschen Bank für 2011 im Schnitt bisher nur einen Vorsteuergewinn von 8,6 Mrd. Euro zutrauen, fassen allmählich Vertrauen in Ackermanns Ziele: "Das wird eine Herausforderung, aber die Ziele sind nicht außer Reichweite", sagte Matthew Clark von KBW. "Wenn das Marktumfeld tatsächlich sehr gut ist, kann sie das erreichen - wenn nicht, dann nicht", sagte Peter Thorne von Helvea. Zuversichtlich stimmt die Analysten auch, dass die Bank in das vierte Quartal offenbar viele Sonderlasten infolge der Übernahmen gepackt hat, die ihr den Start ins Jahr 2011 erleichtern.

Enttäuscht zeigten sich Marktteilnehmer allerdings von der Dividende, die bei 75 Cent stabil bleiben soll. Die Bank hält angesichts höherer Eigenkapitalanforderungen ihr Geld zusammen. Zwar liegt die harte Kernkapitalquote nach der zehn Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung im Herbst mit 8,7 Prozent schon jetzt über den ab 2019 geltenden Hürden, doch drohen wichtigen Banken - zu denen die Deutsche gehört - noch höhere Auflagen. Für 2007 - vor der Finanzkrise - hatte die Deutsche Bank noch 4,50 Euro je Aktie ausgeschüttet.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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