Diskussion mit Occupy-Leuten Ackermann stellt sich Kritikern
22.11.2011, 21:08 UhrJosef Ackermann ist für seine Kritiker die Personifizierung der kalten, herzlosen Bankenwelt. Nun hat er auf einer Veranstaltung in Hamburg eine Begegnung mit Aktivisten der Occupy-Bewegung. Und siehe da: Es werden Argumente ausgetauscht. Natürlich sind der Schweizer und seine Diskussionspartner nicht als dicke Freunde auseinandergegangen.
Aktivisten der bankenkritischen Occupy-Bewegung haben Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann persönlich für die Finanzkrise verantwortlich gemacht. Mehrere Demonstranten unterbrachen in Hamburg eine Rede des Schweizers zur Verantwortung globaler Unternehmen mit Sprechchören und Pfiffen. Eine Occupy-Vertreterin sagte, die "irrwitzigen Renditevorgaben" der Banken seien Hauptgrund für die Finanzkrise. Ackermann selbst habe diese Vorgaben für die Deutsche Bank vorangetrieben.
Ackermann entgegnete, er habe es immer als seine Aufgabe empfunden, dass Deutschland zumindest eine Bank habe, die im internationalen Wettbewerb bestehen könne. "Das wäre uns wahrscheinlich nicht gelungen, wenn wir uns Ihren Vorstellungen angeschlossen hätten."
Der Manager hatte die teils mit Theatermasken verkleideten Demonstranten zuvor aufs Podium gebeten und aufgefordert, Fragen zu stellen. Er lehnte es jedoch ab, ihnen Raum für eine vorbereitete Erklärung zu geben. "Etwas hinter einer Maske vorzulesen, finde ich feige." Darauf gaben die Demonstranten die Blockade des Podiums auf und setzten sich ins Publikum. Von dort stellten einige von ihnen dann Fragen. Die Occupy-Sprecherin warf der Deutschen Bank vor, sie spekuliere ohne Rücksicht auf Hunger, Umwelt und die Stabilität der Finanzmärkte. Die Bank fördere "Investitionen in Waffen, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen und vereitelt eine wirkliche Lösung der Finanzkrise". Das wies Ackermann entschieden zurück.
Kritik an Investmentbankern
Zugleich ging Ackermann mit dem Investmentbanking - dem traditionellen Hauptgewinnbringer seines Hauses - hart ins Gericht. Nicht jedes Finanzprodukt aus den Jahren vor der Krise habe Nutzen gestiftet, räumte er auf der "Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg" ein. Manches Produkt sei denn auch zu Recht vom Markt verschwunden. Richtig sei aber auch, dass die allermeisten Dienstleistungen des Investmentbanking der Welt viel Nutzen brächten, betonte der einstige Investmentbanker.
Die Euro-Staaten forderte Ackermann erneut auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen. "Eines der Probleme ist, dass man in der ganzen Welt nicht mehr das Gefühl hat, dass wir die Kraft haben, diese Probleme zu bewältigen." Es müsse gelingen, Griechenland so zu restrukturieren, dass es seine Schulden tragen könne. Auch die anderen Länder müssten ihre Haushalte entschulden, um wieder glaubwürdig zu werden.
Quelle: ntv.de, wne/rts