Wirtschaft

"Die Bedingungen sind perfekt" Adidas freut sich auf die EM

"Wir kommen für den Sport", sagt Herbert Hainer. "Darauf wollen wir uns konzentrieren."

"Wir kommen für den Sport", sagt Herbert Hainer. "Darauf wollen wir uns konzentrieren."

(Foto: REUTERS)

Schon Wochen vor der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine klingelt bei Adidas die Kasse: Im ersten Quartal steigt der Fußball-Umsatz um 23 Prozent. Im Gesamtjahr 2012 rechnet Adidas-Chef Hainer mit einem Rekordumsatz von über 1,5 Mrd. Euro.

"Definitiv keine negativen Auswirkungen": ..

"Definitiv keine negativen Auswirkungen": ..

(Foto: dpa)

Der Sportartikelhersteller Adidas setzt wenige Wochen vor dem Anpfiff der Europameisterschaft große Hoffnungen auf sein Fußballgeschäft. "Wir haben das klare Ziel eines neuen Umsatzrekordes für Fußball", sagte Firmenchef Herbert Hainer. Zwar wollte er die bislang für 2012 geltende Prognose nicht offiziell anheben. "Aber wir werden definitiv mehr als die 1,5 Mrd. Euro erreichen, und meine Zuversicht steigt Tag für Tag." Im ersten Quartal hatte der Dax-Konzern seine Erlöse mit Fußballartikeln bereits um 23 Prozent gesteigert.

"Wir sind auf einem sehr guten Weg, das ist überhaupt keine Frage", sagte Hainer bei n-tv. "Die Bedingungen sind perfekt für uns, um unseren Marktanteil auszubauen." Adidas rüstet sechs der 16 EM-Teams aus und damit weniger als der Erzrivale Nike, wenn man dessen Tochter Umbro einrechnet.

Dafür hat Adidas aber die beiden Top-Favoriten Spanien und Deutschland unter Vertrag. Deren Trikots könnten im Sommer - bei entsprechenden Ergebnissen - zum Verkaufsschlager werden. Zur letzten WM 2010 in Südafrika hatte die Marke mit den drei Streifen gut 1,5 Mrd. Euro umgesetzt, bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz waren es 1,3 Mrd. Euro.

Die derzeitige Debatte um Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine und einen möglichen Boykott durch Politiker dürften den positiven Einfluss der EM auf die Absatzzahlen nicht schmälern. "Wir sehen definitiv keine negativen Auswirkungen", sagte Hainer. Zu den jüngsten EM-Boykottaufrufen wollte sich der Dax-Konzern offiziell zunächst nicht weiter äußern. "Wir kommen für den Sport. Darauf wollen wir uns konzentrieren", sagte Hainer lediglich. Mehrere hochrangige Politiker wie EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hatten zuletzt wegen der Inhaftierung der erkrankten Oppositionsführerin Julia Timoschenko Stadion-Besuche in der Ukraine abgelehnt.

Im Interview bei n-tv erklärte Hainer die Haltung des Sport-Konzerns: "Ich glaube, die Vergangenheit hat gezeigt, dass Boykotte nie wirklich geholfen haben". Der Konzernchef verwies auf die Protestgeschichte im Umfeld der Olympischen Spielen in den vergangenen Jahrzehnten. "Deswegen glaube ich auch nicht, dass es hier hilft. Es muss ein konstruktiver Dialog geführt werden", forderte er. Adidas gehe davon aus, dass "man auch anders Zeichen setzen kann und nicht durch  Boykott, sondern durch konstruktiven Dialog."

"Wir haben eine Menge Momentum, die Marken sind unheimlich nachgefragt und die Fußball-Europameisterschaft, das Champions-League-Endspiel, die Olympischen Spiele werden uns definitiv helfen, dieses Momentum auch weiterzuführen."

Probleme haben die Franken hingegen mit ihrer Tochter Reebok in Indien. Zu Wochenbeginn hatte Adidas die Entdeckung von zurückliegenden Unregelmäßigkeiten bekanntgegeben. Nun kündigte Hainer unter anderem an, die Zahl der rund 1000 von Partnern betriebenen Reebok-Läden in Indien um etwa ein Drittel reduzieren zu wollen.

Der Konzern mit weltweit knapp 47.000 Mitarbeitern hatte seine Quartalszahlen . In den ersten drei Monaten erzielte Adidas ein Umsatzplus von 17 Prozent und erreichte 3,8 Mrd. Euro. Der Gewinn stieg auch aufgrund einer niedrigeren Steuerquote um 38 Prozent auf 289 Mio. Euro. Daraufhin hob Adidas seine Prognose an und stellt nun ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von fast zehn Prozent und eine Gewinnsteigerung um 12 bis 17 Prozent auf 750 bis 785 Mio. Euro in Aussicht.

Kein zusätzlicher Umbau bei Reebok

Hainer betonte zudem, Reebok brauche keinen weiteren Umbau - die schwächelnde US-Tochter machte im Auftaktquartal sieben Prozent weniger Umsatz. Managementwechsel seien ebenfalls nicht geplant. Nur das Reebok-Geschäft in Indien steht vor einer Restrukturierung, nachdem dort zuletzt Unregelmäßigkeiten bekanntgeworden sind. Bis August will Adidas mehr Klarheit über die dortigen Ereignisse haben, die den Konzern mit bis zu 200 Millionen Euro belasten könnten.

Die Umbaumaßnahmen dürften dazu führen, dass ein Drittel der 1000 Franchise-Läden von Reebok in Indien geschlossen wird. Der Subkontinent gehört zwar nicht zu den drei größten Märkten für den Konzern in Asien. Japan, China und Korea sind deutlich wichtiger. Reebok ist in Indien aber traditionell stark und sogar Marktführer. Das ist die US-Tochter sonst nirgendwo auf der Welt. 2013 soll Reebok in Indien eine weiße Weste haben.

Hohe Wachstumsraten verzeichnete Adidas unterdessen weiter in China, wo die Erlöse von Januar bis März währungsbereinigt um 26 Prozent anzogen - in einem Markt, in dem kleinere Anbieter wie Puma zuletzt schwächelten. Auch im Gesamtjahr erwartet Hainer zweistellige Zuwachsraten. Positiv dürften sich auch die Olympischen Sommerspiele im Sommer in London auswirken. Im ersten Quartal erhöhte sich der Adidas-Umsatz in Großbritannien um 19 Prozent, das Geschäft mit Lauf-Artikeln legte um 16 Prozent zu.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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