Wirtschaft

Gut vier Millionen für Hunold Air Berlin fliegt tiefer

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Keine leichte Aufgabe für Hartmut Mehdorn: Gleich bei seiner ersten Jahresbilanz am Steuer von Air Berlin muss der frühere Bahnchef noch mehr Schulden und noch größere Verluste erklären. Sein Vorgänger kann sich dagegen über eine bemerkenswerte Abfindung freuen.

"Die Performance steigt sichtbar": Der Parkplatz von Air Berlin in Tegel.

"Die Performance steigt sichtbar": Der Parkplatz von Air Berlin in Tegel.

(Foto: REUTERS)

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin zahlt die Zeche für den rasanten Expansionskurs der Vergangenheit. Im vergangenen Jahr hat die Airline ihren Verlust vervielfacht, der Schuldenberg ist stark gewachsen. Das Eigenkapital schmolz fast auf die Hälfte ab. Doch Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn gibt sich zuversichtlich. "Die Performance in allen Bereichen steigt sichtbar; die Talsohle ist damit durchschritten", machte er Mitarbeitern und Anlegern Mut.

2011 weitere sich der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 247 Mio. Euro aus. Im Vorjahr waren es nur minus 9,3 Mio. Euro. Obwohl Air Berlin dank steigender Passagierzahlen den Umsatz um 14 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro steigern konnte, schwoll der Nettoverlust auf 272 Mio. Euro an. Im Vorjahr war das SDax-Unternehmen unterm Strich auf einen Fehlbetrag von 97 Mio. Euro gekommen.

Insgesamt blieb Air Berlin 2011 deutlich hinter den Expertenschätzungen zurück. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ebit von minus 185 Mio. Euro und einem Fehlbetrag von 179 Mio. Euro gerechnet. Air Berlin begründete die Ergebnisentwicklung mit der Einführung der und einem Anstieg der Treibstoffpreise, die zu Sonderbelastungen von etwa 395 Mio. Euro geführt hätten.

Laut Plan soll Air Berlin ab 2013 wieder profitabel fliegen: Hartmut Mehdorn (Archivbild).

Laut Plan soll Air Berlin ab 2013 wieder profitabel fliegen: Hartmut Mehdorn (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Der ehemalige Bahn-Chef Mehdorn hatte im Spätsommer das Steuer von Firmengründer übernommen. Die Fluglinie hat nach Jahren ständiger Expansion und Übernahmen einen Schuldenberg von mehr als 800 Mio. Euro (Stand: Jahresende 2011) angehäuft. Die Trendwende will Mehdorn mit einem harten Sparkurs erzwingen.

Erste Erfolge seien bereits spürbar, sagte Mehdorn. Trotz der gestiegenen Treibstoffpreise werde die Fluglinie im laufenden ersten Quartal ein besseres Ergebnis als im Vorjahreszeitraum erzielen. So dünnt Air Berlin beispielsweise ihr Streckennetz aus und verschiebt die Bestellung neuer Flugzeuge.

Das operative Ergebnis solle dadurch dieses Jahr um mehr als 200 Mio. Euro nach oben gehievt werden. Schwarze Zahlen erwartet Mehdorn nach früheren Angaben erst 2013.

Mehdorn bleibt noch eineinhalb Jahre

Weiteren Aufwind erhofft sich Mehdorn vom Beitritt zur Flugallianz Oneworld am 20. März. Air Berlin will so ihre Position im Kampf mit der Lufthansa verbessern. Durch den Betritt erhalten die Passagiere der Berliner Zugang zu einem weltweiten Netzwerk von Partnergesellschaften wie British Airways, Iberia oder der australischen Qantas. Innerhalb der Airline-Clubs gibt es eine enge Zusammenarbeit bei Anschlussflügen, Vielfliegerprogrammen, der Nutzung von Lounges an Flughäfen und der Harmonisierung der Flugpläne.

Um über die Runden zu kommen, hatte Air Berlin kurz vor Weihnachten die kapitalkräftige Airline Etihad an Bord geholt. Die Araber greifen den Berlinern finanziell kräftig unter die Arme und halten knapp 30 Prozent an der Fluggesellschaft.

Wie im Rahmen der Bilanzpräsentation bekannt wurde, will Mehdorn bis Ende 2013 bei Air Berlin im Chefsessel bleiben. Der 69 Jahre alte frühere Bahn-Chef hatte vor einem halben Jahr die Führung des angeschlagenen Unternehmens übernommen. Damals hieß es, er trete den Posten des zurückgetretenen Chefs Hunold nur übergangsweise an.

Goldener Handschlag für Hunold

Seine 20 Jahre an der Spitze von Air Berlin enden für Joachim Hunold mit einem goldenen Handschlag: Der im August 2011 als Firmenchef zurückgetretene Manager bekommt eine Abfindung von rund 4,1 Mio. Euro, wie aus aktuellen Geschäftsbericht hervorgeht.

Sein Grundgehalt hatte 1,0 Mio. Euro betragen. Außerdem erhöhte die Fluggesellschaft die Pensionsansprüche des 62-Jährigen im vergangenen Jahr um 204.000 Euro auf nun 438.000 Euro jährlich.

Hunold hatte die Fluggesellschaft zur deutschen Nummer zwei hinter der Lufthansa ausgebaut. 2011 schrieb das Unternehmen aber zum vierten Mal in Folge rote Zahlen. Hunolds Paket an Air-Berlin-Aktien ist etwa 5,2 Mio. Euro wert.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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