Warten auf den Flugunfallbericht Air France spart Gewinn an
19.05.2011, 12:54 Uhr
Weltweit unterwegs: Eine Maschine aus der Flotte von Air France-KLM.
(Foto: Reuters)
Nach einer anspruchsvollen Flugstrecke durch Asche, Schnee und hohe Spritkosten landet die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM wieder in der Gewinnzone. Strikte Sparmaßnahmen und ein lebhaftes Cargo-Geschäft hieven die Airline zurück in die schwarzen Zahlen.

Gemeinsame Präsentation: Air-France-KLM-Chef Pierre-Henri Gourgeon (links), hier an der Seite von KLM-Chef Peter Hartman.
(Foto: Reuters)
Die Fluggesellschaft Air France-KLM hat im Geschäftsjahr 2010/11 Schwierigkeiten wie der Aschewolke, dem strengem Winter und höheren Kerosinpreisen getrotzt und den im März endenden Berichtszeitraum mit einem Gewinn abgeschlossen. Der Umsatz des französisch-niederländischen Unternehmens stieg um 12,5 Prozent auf 23,62 Mrd. Euro. Beim operativen Ergebnis landete die Airline mit 122 Mio. Euro wieder klar in der Gewinnzone. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern operativ noch einen Verlust von knapp 1,29 Mrd. Euro hinnehmen müssen.
Unter dem Strich verdiente Air France dank einer höheren Nachfrage insbesondere im Frachtgeschäft 613 Mio. Euro. Im Jahr zuvor hatte der Konzern tiefrote Zahlen ausgewiesen: Der Verlust belief sich auf 1,56 Mrd. Euro. An seinem Sparkurs will der Konzern festhalten. Im laufenden Jahr will Air France insgesamt 470 Mio. Euro einsparen.
Im Geschäftsjahr 2011/12 dürfte sich das operative Ergebnis verbessern, ließ Unternehmenschef Pierre-Henri Gourgeon mitteilen. Um den Verschuldungsgrad zu verringern, verzichte der Konzern für das abgeschlossen Geschäftsjahr auf die Zahlung einer Dividende. Neben einem günstigeren wirtschaftlichen Umfeld habe sich auch der Sparkurs bezahlt gemacht.
Eine offene Flanke droht der Fluggesellschaft womöglich aus den Ermittlungen um den nach wie vor ungeklärten Absturz einer Air-France-Maschine im Frühsommer 2009. Das Rätsel um Flug AF 447 vor rund zwei Jahren soll Ende Juni gelöst werden. Dann könne mit den Ergebnissen der Auswertung der Flugschreiber gerechnet werden, sagte der französische Verkehrsstaatssekretär, Thierry Mariani. Bisher hieß es lediglich, sie seien im Laufe des Sommers zu erwarten.
Ermittler kritisieren die Medien
In Medienberichten hieß es zu Beginn der Woche, die Ermittler hätten bei der Auswertung keine Hinweise auf technische Mängel am Flugzeug entdeckt. Die französische Luftfahrtermittlungsbehörde BEA hatte dagegen vor voreiligen Schlüssen gewarnt und Spekulationen in den Medien in scharfer Form kritisiert. "Die Bedienung der Sensationslust durch die Veröffentlichung von nicht bestätigten Informationen ist eine Verletzung des Respekts vor den verstorbenen Passagieren und Besatzungsmitgliedern", hieß es in einer BEA-Mitteilung. Dies führe "zu Aufregung bei den Familien der Opfer, die bereits zahlreiche sensationelle Medienankündigungen erlitten haben."
Im aktuellen Stadium der Untersuchung könne noch keine Schlussfolgerung gezogen werden, erklärten die Experten. "Die Sammlung der gesamten Daten, die in den Stimmrecordern und Flugdatenschreibern enthalten sind, lässt uns heute praktisch sicher davon ausgehen, dass dieser Unfall vollkommen aufgeklärt werden kann." "Ich denke, wir werden es Ende Juni wissen", ergänzte Staatssekretär Mariani.
Intensive Suche nach der Ursache
Der Hersteller der Unglücksmaschine Airbus durfte seine Kunden allerdings bereits informieren, dass die erste Auswertung keine Hinweise auf grundlegende Mängel an der Maschine vom Typ Airbus A330-200 erbracht hätten. Erste Auswertungsergebnisse der beiden Flugschreiber ergaben keine großen Pannen an der Maschine, bestätigte Alain Bouillard von der Luftfahrtermittlungsbehörde BEA. Damit liegt die Verantwortung für den Absturz des Airbus A330-200 wohl entweder bei den Piloten oder bei der Fluggesellschaft Air France-KLM.
Bouillard wies allerdings darauf hin, dass schon morgen neue Erkenntnisse doch zu Nachbesserungen am A330 führen könnten. Eine erste Untersuchung von Proben der beiden Leichen, die das Bergungsteam aus dem Wrack geholt hatte, ergab, dass die Opfer anhand ihres Genmaterials noch identifiziert werden können. Nun sollten alle Leichen geborgen werden, "bei denen das noch geht", teilte die Polizei mit. Vor zehn Tagen hatte die französische Justiz entschieden, die besonders stark entstellten Toten auf dem Meeresgrund zu lassen.
Bei dem Absturz am Pfingstmontag 2009 waren alle 228 Menschen an Bord ums Leben gekommen, unter ihnen 28 Deutsche. Klar ist bis heute nur, dass es auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris in einer Unwetterfront Probleme bei der Geschwindigkeitsmessung gab. Die Flugschreiber des abgestürzten Airbus waren Anfang April auf dem Grund des Atlantiks entdeckt worden. Ihre Daten werden derzeit in Frankreich ausgewertet.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa