Schwere Luftfahrtkrise Airbus drosselt Produktion
14.06.2009, 14:17 UhrAngesichts der schweren Luftfahrtkrise senkt Airbus die Produktion. In diesem Jahr kommt der europäische Konzern aufgrund des großen Auftragspolsters aber noch relativ ungeschoren davon.
Angesichts der schweren Luftfahrtkrise senkt Airbus die Produktion. In diesem Jahr kommt der europäische Konzern aufgrund des großen Auftragspolsters aber noch relativ ungeschoren davon. "Wir werden etwa genauso viele Flugzeuge abliefern wie 2008", sagte der Chef des Airbus-Konzerns EADS, Louis Gallois, vor dem Start der Luftfahrtmesse auf dem traditionsreichen Flughafen Le Bourget in Paris. "2010 und 2011 werden kritischer." Für 2010 sei die Produktion von Mittelstreckenflugzeugen der A320-Klasse sogar noch überbucht.
Airbus-Chef Tom Enders erwartet für 2011 einen Rückgang der Auslieferungen um 15 bis 25 Prozent. Schon jetzt drückt Airbus auf die Bremse. So sollen in diesem Jahr nur 14 statt 18 Exemplare des weltgrößten Verkehrsflugzeugs A380 gebaut werden. Pro Monat sollen zudem statt 40 nur 34 Mittelstreckenjets und statt zehn nur 8,5 Langstreckenflugzeuge A330/A340 fertig werden.
Probleme mit Transporter
Der mit zahlreichen Pannen und Verspätungen kämpfende neue Militärtransporter Airbus A400M dürfte sich für den Luft- und Raumfahrtkonzern EADS erst spät rechnen. Bislang seien für das europäische Projekt bereits 2,3 Milliarden Euro an Rückstellungen gebildet worden, sagte Vorstandschef Gallois "Ich bin mir nicht sicher, ob wir das Geld für die ersten A400M wieder hereinholen."
Mit den bislang vorliegenden 180 Bestellungen aus den am Projekt beteiligten Ländern werde es jedenfalls schwierig, räumte Gallois ein. Dennoch habe die A400M eine große Zukunft vor sich, da viele alte Flugzeuge des Typs Hercules C130 ersetzt werden müssten. "Die A400M ist das Flugzeug der Zukunft. Daran habe ich keinen Zweifel."
Derzeit werde mit den Auftragsstaaten intensiv über die Zukunft des Projekts verhandelt, sagte Gallois. Dabei gehe es unter anderem um technische Standards, Langzeitpläne und verschiedene Vertragsbestandteile. "Das ist natürlich ein langwieriger Prozess." An ein Aus für den Flieger glaube er aber nicht. "Ich gehe nicht davon aus, dass das Flugzeug nicht startet. Wir rechnen damit, dass es Ende des Jahres fertig sein wird - mit ein paar Wochen Spielraum." Da die erste Auslieferung rund drei Jahre nach dem ersten Testflug vorgesehen ist, gehen Branchenkenner von einer Lieferung des Flugzeugs erst ab etwa 2013 aus.
Fristverlängerung
Deutschland und Frankreich hatten vor wenigen Tagen vorgeschlagen, EADS eine Verlängerung der Ende Juni auslaufenden Kündigungsfrist für das Projekt bis zum Jahresende zu gewähren. Derzeit ist das Programm drei Jahre in Verzug und die Kundenstaaten haben im Prinzip Anrecht auf eine Milliardenentschädigung. EADS ist unter diesen Umständen nicht bereit, die A400M zu bauen, und fordert neue Verträge. Seit Jahren ist die A400M das Sorgenkind des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns. Kritisiert wurde, dass die Aufgabenverteilungen, so der Triebwerksbau, politisch beeinflusst worden sei.
Bislang hat der Konzern 5,7 Mrd. Euro an Anzahlungen erhalten, die er zurückzahlen müsste, sollte das Projekt platzen. Von den Vorschüssen jedenfalls sei nichts mehr da, betonte Gallois. "Wir haben das Geld ausgegeben." Pro Monat seien bislang rund 100 Mio. Euro in die Entwicklung des Transporters geflossen.
Quelle: ntv.de, dpa