Neues Werk in der Heimat von Boeing? Airbus zieht es nach Alabama
29.06.2012, 12:04 Uhr
Logistisch anspruchsvolle Produktion: Mit den werkseigenen A300-600 ST "Beluga" kann Airbus tonnenschwere Bauteile verlegen.
(Foto: dapd)
Der europäische Flugzeugbau wagt sich tief hinein in die Höhle des Löwen: Bislang unbestätigten Angaben zufolge steht Airbus bei der Suche nach einem Standbein im Dollar-Raum kurz vor dem Durchbruch. Im Süden der USA könnten schon bald Maschinen vom Typ A320 entstehen - zum Ärger des Erz-Rivalen Boeing.
Der europäische Flugzeughersteller Airbus plant im Heimatmarkt des wichtigsten Wettbewerbers den Bau eines Montagewerks für A320-Jets. Der Beschluss soll den Airbus-Betriebsräten zu Beginn kommender Woche vom neuen Airbus-Chef Fabrice Brégier verkündet werden, berichtet die gewöhnlich gut unterrichtete französische Wirtschaftszeitung "Les Echos". Das Blatt beruft sich auf "interne Quellen".
Ein Airbus-Sprecher wollte die Angaben nicht weiter kommentieren. "Wir hatten schon immer die Absicht nach Möglichkeiten zu suchen, wie wir unsere globale Marktpräsenz erweitern können", hieß es bei Airbus lediglich. "Es gibt aber keine endgültige Entscheidung." Ein klares Dementi konnten Beobachter in diesen Aussagen nicht erkennen. Sie werteten das Airbus-Statement damit als inoffizielle Bestätigung.
Zuvor berichtete bereits die "New York Times" über entsprechende Pläne des europäischen Flugzeugbauers. Airbus stehe kurz vor einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen mit den Behörden des US-Bundesstaates Alabama. Die Gespräche dauerten demnach bereits seit sieben Jahren an.
Das Werk in der Stadt Mobile soll Jets des zweistrahligen Typs A320 produzieren, hieß es. Die Maschine erweist sich für Airbus in seiner modernisierten Sparversion als umsatzstarker Verkaufsschlager.
Nach den Produktions-Standorten Hamburg, Toulouse in Frankreich und Tianjin in China wäre es das vierte Montagewerk des europäischen Herstellers. Hintergrund der Pläne sind die Absicherung von Währungskurs-Schwankungen und eine erweiterte Präsenz auf dem US-Markt.
Ein Standbein in die USA brächte Airbus zudem möglicherweise entscheidende Vorteile bei der Vergabe von lukrativen Regierungsaufträgen. Der Sicherung und dem Aufbau von Arbeitsplätzen wird in den USA innenpolitisch erhebliche Bedeutung beigemessen.
Bei dem Streit um die für die US-Luftwaffe hatte Konkurrent Boeing ausgiebig auf das Arbeitsplatzargument hingewiesen - und letztlich doch noch den Zuschlag bekommen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa