Cash is king Aktienumfeld bleibt negativ
18.12.2018, 16:02 Uhr
(Foto: dpa)
Politische und wirtschaftliche Ereignisse treiben die Finanzmärkte vor sich her. Das dürfte erst einmal so bleiben. Anleger sollten deshalb ihre Aktienbestände absichern oder in Barmittel tauschen.
An den deutschen und europäischen Börsen ist derzeit ein klarer Abwärtstrend zu beobachten: Die Tiefstände fallen immer tiefer aus, und die zwischenzeitlichen Hochs liegen unter den zuvor erreichten Spitzen. Eine Bodenbildung ist nicht erkennbar. Zwar könnte der vergleichsweise große Abstand zwischen dem Dax und seiner 50-Tage-Linie für eine kurzfristige technische Gegenbewegung sorgen. Der Index bewegt sich deutlich unter dem Durchschnitt der zurückliegenden 50 Handelstage. Doch auch durch eine kleine Weihnachtsrally würde der Dax seinen generellen Abwärtstrend vorerst nicht verlassen.
Dass die Stimmung der Aktieninvestoren derzeit ganz überwiegend negativ ist, hat vor allem politische Gründe. Dass aktuell Anlagealternativen Mangelware sind, macht die Situation für den Anleger nicht einfacher.
Bei der Trennung Großbritanniens von der EU wird ein Austritt ohne Vertrag immer wahrscheinlicher. Ein No-Deal-Brexit hätte vor allem für das Vereinigte Königreich verheerende Folgen. Aber auch Kontinentaleuropa würde wirtschaftlicher Schaden entstehen. Selbst ein geordneter Austritt, also das mit der EU ausgehandelte Szenario, verschiebt die Probleme eigentlich in weiten Teilen nur auf den Zeitraum der kommenden zwei Jahre.
Italien ohne Lösung, Griechenland dito
Auch bei den Verhandlungen zwischen der EU und Italien über dessen Staatshaushalt zeichnet sich keine Einigung ab. Die Krux ist, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im großen Stil italienische Staatsanleihen hält. Auch europäische Banken sind hier umfangreich investiert. Das verschafft der populistischen Regierung in Rom ein erhebliches Droh- und Druckpotenzial.
Für die exorbitante Verschuldung und die niederliegende Wirtschaft Griechenlands zeichnet sich auch keine Besserung ab, wenngleich das vollkommen aus dem Wahrnehmungsradar gerutscht ist.
Schließlich zeigen sich auch andere Euroländer weniger stabil als in früheren Zeiten. In Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron den Konflikt mit den Gelbwesten eindeutig verloren. Durch die Geschenke, die der Staatschef jetzt verteilen will, wird die Neuverschuldung wieder über die Drei-Prozent-Marke steigen. Selbst Italien bleibt da noch drunter. Auf mittlere Sicht kann Macron seine Schlappe die Präsidentschaft kosten. Dann droht die rechtsextreme Marine Le Pen als Nachfolgerin.
Zinsen machen Ärger
Auch in den USA läuft es nicht wirklich rund. Dort hat die Notenbank Fed angedeutet, bei ihren Zinserhöhungen einen moderateren Kurs einzuschlagen. Normalerweise lässt so etwas die Börsianer jubeln. In dem negativen Stimmungsumfeld könnte es allerding durchaus passieren, dass die Anleger vorsichtigere Leitzinserhöhungen als Zeichen einer sich andeutenden Konjunkturschwäche interpretieren. Das würde wahrscheinlich zu Kursrückgängen führen.
Schließlich herrscht im Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China derzeit nur Waffenstillstand. Auch wenn sich aktuell eine Deeskalation andeutet, ist ein einvernehmliches Handelsabkommen ohne Strafzölle noch nicht in Sicht. Und auch die jüngsten Wirtschaftsdaten Chinas zeigen ein sich eintrübendes Bild.
Die Anleger stehen derzeit vor dem Dilemma, dass es zu Aktien kaum vernünftige Anlagealternativen gibt. Deutsche Bundesanleihen mit zehn Jahren Restlaufzeit werfen zurzeit nicht einmal 0,3 Prozent Zinsen ab. Bei einer Inflationsrate von 2,3 Prozent sind entsprechende Investments kaum zu empfehlen. Zudem drohen Kursverluste. Sollte die Rendite nur um einen Prozentpunkt steigen, würden Bunds rund neun Prozent an Wert verlieren.
Bei Immobilien sieht es kaum besser aus. Angesichts der rasant gestiegenen Preise lässt sich mit fremdvermieteten Wohnungen kaum mehr Geld verdienen. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW liegt die durchschnittliche Rendite privater Immobilienanleger in Deutschland bei nicht einmal zwei Prozent. Fast ein Drittel von ihnen geht sogar völlig leer aus.
Mit Barmittel überwintern
Vor diesem Hintergrund spricht derzeit viel dafür, um Anleihen sowie Immobilien einen weiten Bogen zu machen und Aktien-Bestände in signifikantem Umfang abzusichern oder eben keine großen Bestände zu halten. Die Alternative ist Cash, da risikolose Anlageklassen mit positivem Ertrag wie aufgeführt derzeit einfach nicht zu finden sind. Kommt es an den Aktienmärkten zum finalen Ausverkauf, sind es vor allem Anleger mit umfangreichen Barmitteln, die dann die wieder günstigen Einstiegsgelegenheiten nutzen können.
Mark-Uwe Falkenhain verfügt über insgesamt 30 Jahre Berufserfahrung bei der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden. Nach verschiedenen Stationen bei deutschen und internationalen Großbanken ist er bei Geneon seit zehn Jahren als Vorstand tätig. www.geneon-vermoegen.de
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Quelle: ntv.de