Santander schnappt sich Zachodni Allied Irish verkauft Perle
11.09.2010, 14:55 UhrDie angeschlagene Allied Irish Bank verkauft zur eigenen Sanierung die drittgrößte polnische Bank Zachodni. Nutznießer ist die spanische Großbank Santander, die mit der milliardenschweren Übernahme Zugang zum Wachstumsmarkt Osteuropa erhält.
Die spanische Großbank Santander will für bis zu 4,2 Mrd. Euro die polnische Bank Zachodni kaufen. Mit der Übernahme der drittgrößten polnischen Bank verschafft sich das spanische Institut Zugang zum wachstumsstarken Markt Osteuropas. Finanzexperten lobten die Akquisition.
Santander zahlt der bisherige Zachodni-Eigentümerin, der Allied Irish Banks, rund drei Milliarden Euro für ihren Anteil von 70 Prozent. Die Iren verkaufen ihr Kronjuwel, um sich aus dem Krisensumpf zu retten und einer Verstaatlichung zu entgehen. Gleichzeitig wird das spanische Institut auch den restlichen Aktionären ein Angebot unterbreiten. Insgesamt könnte das Geschäft Santander damit bis zu 4,2 Mrd. Euro kosten.
Die Investition werde vom ersten Jahr an zum Gewinn des Hauses beitragen und binnen drei Jahren eine Rendite von elf Prozent abwerfen, teilte Santander am Freitagabend mit. In Finanzkreisen war auch der Deutschen Bank Interesse an Zachodni nachgesagt worden.
Lange Shoppingtour
Die größte Bank der Euro-Zone rundet mit dem Vorstoß ihre Einkaufstour ab, die sie nach der Finanzkrise begonnen hat: Im August schnappte sich Santander für zwei Mrd. Euro mehr als 300 Filialen der angeschlagenen Royal Bank of Scotland. Im Juli kaufte sie das verlustreiche deutsche Geschäft der schwedischen Bank SEB und ist seither hierzulande die Nummer Vier auf dem Markt. Auch in Mexiko brachte das Geldhaus kürzlich eine Tochter vollends unter seine Kontrolle. In allen Fällen hat es Santander auf das Privatkundengeschäft abgesehen, mit dessen Hilfe das Institut die Finanzkrise besser als viele Konkurrenten überstanden hat.
Zachodni passt in dieses Programm. "Das ist das Puzzleteil, das Santander bei seiner ausländischen Expansion noch gefehlt hat", hieß es unter Branchenexperten. "Der Kauf ist strategisch ausgesprochen sinnvoll", meinte auch Nuria Alvarez von Renta 4. "Santander dringt damit in ein Land mit klaren Wachstumsperspektiven vor."
Allied Irish erzielt ein Drittel des nötigen Kapitals
Für die angeschlagene irische Bankengruppe Allied Irish (AIB) bedeutet der Milliarden-Deal Rettung aus größter Not. Das hochverschuldete Institut muss sich bis Jahresende sanieren, um einer Teil-Verstaatlichung zu entgehen. Das Geschäft bringe Kernkapital (Tier 1) von 2,5 Mrd. Euro ein, teilte die zweitgrößte Bank Irlands mit. Das ist rund ein Drittel der 7,4 Mrd. Euro, die AIB nach massiven Verlusten im Immobiliengeschäft und unter strengeren Eigenkapitalregeln aufbringen muss. Irlands Finanzminister Brian Lenihan begrüßte die Entscheidung. AIB komme den Anforderungen der Aufsicht nach, betonte er.
Zachodni galt als attraktives Übernahmeziel für Geldhäuser, die in Osteuropa expandieren wollen. Auch der französischen Großbank BNP Paribas wurde Interesse nachgesagt. Polen hatte sich Regierungskreisen zufolge zunächst gegen einen Verkauf an ausländische Investoren gesträubt. Die Regierung wolle verhindern, dass die ohnehin starke Präsenz ausländischer Banken im Land ausgeweitet werde, hieß es damals in Warschau. Rund 70 Prozent der polnischen Vermögenswerte im Bankenbereich sind in der Hand ausländischer Häuser, darunter UniCredit, Commerzbank oder Citigroup.
Quelle: ntv.de, rts