Wirtschaft

Lichtblicke an der Ladenkasse American Express holt auf

Der Kreditkartenanbieter American Express blickt auf ein starkes Quartal zurück, und Analysten entnehmen dem Zahlenwerk vor allem eines: Es wird wieder pünktlich bezahlt. Vor dem Hintergrund der schwachen Vergleichsmonate aus dem Vorjahr schnellt der Gewinn steil in die Höhe.

Der Kunde beginnt wieder zu lächeln: American Express berichtet von einer wachsenden Konsumbereitschaft.

Der Kunde beginnt wieder zu lächeln: American Express berichtet von einer wachsenden Konsumbereitschaft.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein Rückgang der Kreditausfälle und die gestiegene Kauflaune unter Kreditkartenkunden haben dem US-Finanzkonzern American Express (Amex) einen kräftigen Gewinnanstieg beschert. Das Nettoergebnis stieg im dritten Quartal um 71 Prozent auf 1,1 Mrd. Dollar, wie der US-Konzern am Donnerstag nach Börsenschluss in New York mitteilte. Das entspricht einem Gewinn je Aktie von 90 Cent. Analysten hatten im Schnitt 86 Cent erwartet. Die Aktie des Visa-Konkurrenten stieg nachbörslich leicht an.

American Express muss sich immer seltener mit säumigen Schuldnern herumärgern. Seitdem sich die wirtschaftliche Lage entspannt, zahlen die Kunden ihre Rechnungen wieder verlässlicher. Bei aller Freude über den steilen Gewinnanstieg von 71 Prozent muss das Unternehmen allerdings auch die ungewöhnlich Einbrüche im krisengezeichneten Vorjahreszeitraum in Erinnerung behalten.

Deutliche Zeichen

Trotz dieses Basiseffekts erkennen Beobachter in den Zahlen Anzeichen für eine grundsätzliche Verbesserung der Lage: Das Geschäft springt offenbar wieder an. Konzernchef Kenneth Chenault sprach davon, dass vor allem die Geschäftskunden wieder mehr mit Karte zahlten. In der Wirtschaftskrise hatten viele Firmen ihre Ausgaben drastisch zurückgefahren und etwa Geschäftsreisen stark eingeschränkt. Auch die Privatkunden sparten und verzichteten etwa auf einen Urlaub in der Ferne.

Die Belege dafür: Nachdem der Knoten sich gelöst hat, stieg der Umsatz um 17 Prozent auf 7,0 Mrd. Dollar. Vor allem das in der Krise eingebrochene, inländische Geschäft legte kräftig zu. Das Auslandsgeschäft hatte sich die ganze Zeit als stabiler Anker erwiesen. Die Rückstellungen für unbezahlte Rechnungen lagen mit 373 Mio. Dollar nur noch ein Drittel so hoch wie vor einem Jahr.

Die Konkurrenz zieht nach

Anders als die Wettbewerber Visa und Mastercard muss American Express platzende Rechnungen selbst verkraften. Bei den zwei Rivalen liegt das Risiko bei den Partnern, die die Karten ausgeben. Das sind zumeist Banken, aber auch Fluggesellschaften oder Autoverleiher. Visa legt seine Zwischenbilanz am 27. Oktober vor, Mastercard am 2. November.

Accessoire aus dem amerikanischen Alltag: Diese vielleicht pophistorisch interessante Karte lag einst in den Händen eines selbsternannten "Material Girls".

Accessoire aus dem amerikanischen Alltag: Diese vielleicht pophistorisch interessante Karte lag einst in den Händen eines selbsternannten "Material Girls".

(Foto: REUTERS)

In der Wirtschaftskrise waren viele Menschen arbeitslos geworden und hatten ihre Raten nicht mehr zahlen können. Bereits die US-Großbanken hatten für das vergangene Quartal aber reihum deutlich weniger faule Kredite gemeldet. Nun wartet jedoch eine neue Herausforderung auf die Branche: die neuen Finanzmarkt-Gesetze.

So hat es US-Präsident Barack Obama den Finanzfirmen erschwert, die Zinsen bei Kreditkarten im Nachhinein klammheimlich anzuheben. Auch müssen sich die Finanzunternehmen bescheiden, was Strafgebühren angeht, wenn ein Kunde etwa seine Rechnung zu spät bezahlt. Die Bank of America etwa rechnet mit drastischen Umsatzeinbußen. Auch Amex-Chef Chenault geht von Umbrüchen in seiner Industrie aus.

Gegenwind aus Washington

Der Staat hat die Branche ohnehin im Visier: Das US-Justizministerium wittert Wettbewerbsverstöße durch die drei Großen der Branche. Sie sollen versucht haben, Einzelhändler daran zu hindern, ihre Kunden zur Benutzung von Kreditkarten konkurrierender Firmen mit geringeren Gebühren anzuspornen - etwa durch Rabatte oder auch nur durch Plakate in ihren Schaufenstern mit Aufschriften wie "Wir bevorzugen..."

Mit Visa und Mastercard einigte sich das Justizministerium jüngst auf einen Vergleich, nur American Express weigert sich beharrlich, Verfehlungen einzuräumen. Das Ganze geht nun vor einem New Yorker Gericht weiter. Hintergrund des Rechtsstreites ist, dass Händler jedes Mal eine Gebühr zahlen müssen, wenn ein Kunde eine Kreditkarte benutzt.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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