Gewinneinbruch bei Deutsche Bank Analysten klopfen auf den Busch
26.07.2012, 12:49 Uhr
Warten auf Konkretes von der Deutschen Bank: Wischiwaschi-Begründungen reichen den Analysten nicht.
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Welche Rolle spielt der schwächere Euro bei dem Verlust, den die Deutsche Bank überraschend eingeräumt hat? Branchenbeobachter sind misstrauisch. Sie vermuten mehr als nur Wechselkursschwankungen hinter dem schlechten Ergebnis. Ein Insider liefert weitere Gründe.

Das Führungsduo Jain und Fitschen startet mit einem Gewinneinbruch in das erste Amtsjahr.
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Die Deutsche Bank hat bei ihrer Gewinnwarnung vor zwei Tagen möglicherweise nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Dass der Gewinn gut 30 Prozent unter den Analystenschätzungen liegt, sei auch einem schwachen Umsatz im Investmentbanking geschuldet, sagte eine mit der Sache vertraute Person. Die Deutsche Bank hatte den Rückgang dagegen hauptsächlich mit dem schwächeren Euro begründet.
zufolge verdiente der deutsche Branchenprimus nach Steuern lediglich 700 Mio. Euro im zweiten Quartal. Im Vorjahr waren es noch 1,2 Mrd. Euro. Analysten hatten im Vorfeld mit 1,0 Mrd. Euro deutlich mehr erwartet.
Das Frankfurter Institut argumentierte bei der Ankündigung, die im Ausland anfallenden Kosten hätten sich aufgrund des schwächeren Euros umrechnungsbedingt erhöht. Die Bank ist stark in London und New York vertreten, so dass wegen des schwächeren Euro höhere Kosten in Pfund und US-Dollar anfallen. Die Argumentation konnte Händler und Analysten jedoch nicht zufrieden stellen.
Stochern nach Gründen
Insiderinformationen zufolge ist der sprunghafte Anstieg der in Euro denominierten Kosten nur ein Teil der Rechnung. Hinzu komme ein Rückgang im Investmentbanking sowie Umsatzrückgänge in Ländern, die einen Großteil zum Konzerngewinn beitragen, hieß es.
Analysten wären nicht überrascht von einer derartigen Entwicklung: "Wenn wir die Details bekommen, dann werden sie sicherlich zeigen, dass dies von schwächeren Umsätzen getrieben ist", sagte Jon Peace, Bankanalyst bei Nomura in London. Wie auch bei den Wettbewerbern in Europa dürfte die Investmentbanking-Sparte der Deutschen Bank unter einem Rückgang des Handelsvolumens, einem trägen Wirtschaftswachstum und der weitverbreiteten Besorgnis der Investoren im Zuge der Eurokrise gelitten haben, heißt es weiter.
Nicht abgesicherte Wechselkursschwankungen
Händler und Analysten stellen der Bank für diese Argumentation ein schwaches Zeugnis aus. Die Abwertung des Euro im zweiten Quartal sei nicht überraschend. Eine Abschwächung der Währung um etwa 5 Prozent sei auch nicht als besonders volatil zu bezeichnen. "Sie hätten in der Lage sein sollen, sich gegen diese Art von Dingen abzusichern - schließlich ist das die Deutsche Bank", sagte ein Devisen-Stratege bei einer anderen Bank in London.
Hinzu komme, dass höhere Wechselkurseffekte üblicherweise nicht nur die Kosten, sondern auch die im Ausland erzielten Einnahmen steigern. Dies sei eine natürliche Absicherung gegen höhere Fixkosten, wenn der Euro abwertet, fügte die mit den Vorgängen der Bank vertraute Person an.
Diesmal seien die Einnahmen in jenen Auslandswährungen aber geringer ausgefallen als erwartet und hätten nicht ausgereicht, um den Kostenanstieg in Großbritannien und den USA auszugleichen. Zudem habe die Bank ihre Ausgaben nicht vollständig abgesichert, damit bleibt ein Restrisiko, wenn der Euro stärker als gedacht fällt. Die Deutsche Bank hatte Währungsschwankungen schon einmal als Faktor für höhere Kosten angeführt. Im zweiten und dritten Quartal 2010 war der Euro gegenüber dem US-Dollar und Pfund auf ein ähnliches Niveau gefallen.
Klarheit wird es möglicherweise am kommenden Dienstag geben, wenn die neue Führungsriege der Deutschen Bank aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen erstmals in Funktion als Doppelspitze der Deutschen Bank auf die Bühne treten und die endgültigen die Quartalszahlen des Instituts präsentieren.
Quelle: ntv.de, DJ