Wirtschaft

"Ziemlich große Gorillas" im Markt Analysten kritisieren Gold-ETFs

Die steil anziehenden Notierungen im Markt für Edelmetalle stoßen unter Experten zunehmend auf Misstrauen. Beobachter vermuten einen direkten Zusammenhang zwischen Goldpreis und dem Zustrom an Anlegergeldern in populäre Indexfonds. Damit drohen schlimmstenfalls extreme Preisstürze.

1200 Tonnen Gold: Der weltweit größte Gold-Fonds verwaltet ein Vermögen von 60 Mrd. Dollar. Die Dame im Bild trägt Blattgold aus modischen Gründen - am Preisanstieg trägt sie wohl keine Schuld.

1200 Tonnen Gold: Der weltweit größte Gold-Fonds verwaltet ein Vermögen von 60 Mrd. Dollar. Die Dame im Bild trägt Blattgold aus modischen Gründen - am Preisanstieg trägt sie wohl keine Schuld.

(Foto: REUTERS)

Das rasante Wachstum der börsennotierten Indexfonds (ETFs) auf Gold mit physischer Besicherung stößt bei einigen Marktteilnehmern in den USA auf Kritik. "Wir können nicht ignorieren, dass ziemlich große Gorillas die Szene betreten haben, und nach meiner Einschätzung macht ihr Engagement gut 300 Dollar vom aktuellen Goldpreis aus", sagte Jon Nadler, Metallanalyst bei Kitco Metals in Montreal. Der Goldpreis hatte am Donnerstag mit 1535 Dollar pro Feinunze ein neues Rekordhoch erreicht.

Das Edelmetall wird häufig als Absicherung gegen Währungs- und Inflationsrisiken genutzt. Im vergangenen Jahr stieg der Goldpreis um 62 Prozent. Im selben Zeitraum flossen 9 Mrd. Dollar in Gold-ETFs. 2009 waren es 12 Mrd. Dollar. Als der Goldpreis Anfang des Jahres deutlich nachgab, machte der Internationale Währungsfonds (IWF) dafür Abflüsse in Höhe von 3 Mrd. Dollar aus ETFs dafür mitverantwortlich. Zudem warf der IWF der Branche vor, Preisschwankungen am Rohstoffmarkt mit auszulösen.

Gefahr für Anleger

Ein direkter Wirkungszusammenhang zwischen ETF-Engagement und Notierungen wäre in der Tat hoch problematisch - und vor allem für private Kleinanleger nicht ungefährlich: Nach Einschätzung von Analyst Nadler kann es am Goldmarkt zu einem plötzlichen Preissturz kommen, wenn die in ETFs stark investierenden Hedgefonds aussteigen - etwa weil sie ihre Gewinnziele erreicht haben oder sich das Zinsumfeld ändert.

Ein solcher Vorgang könnte zu einem Abzug von 200 bis 300 Tonnen Gold aus physisch besicherten ETFs führen, erklärte Nadler. Dies entspräche rund 10 Prozent der gesamten Gold-Bestände der Branche. Ein solcher Abfluss würde den Goldpreis seiner Meinung nach auf unter 900 Dollar pro Feinunze drücken.

Fast so viel Gold wie Frankreich

Der weltweit größte Gold-Fonds, der SPDR Gold Trust (GLD) des Anbieters State Street Global Advisors, hält aktuell ein Vermögen von 60 Mrd. Dollar, das mit mehr als 1200 Tonnen Gold besichert ist. Der GLD-Fonds sitzt also nach den USA, Deutschland, dem IWF, Italien und Frankreich auf den größten Gold-Beständen der Welt.

Tom Anderson, Chef von ETF Strategy and Research bei State Street, wies die Kritik Nadlers und des IWF zurück: "GLD handelt Wertpapiere im Volumen von 2 Mrd. Dollar pro Tag. Es gibt also eine unglaublich große Menge an Liquidität in diesem Produkt, also kann es im täglichen Geschäft auch eine unglaublich große Menge an Abflüssen aushalten."

Auch gegen den Vorwurf, dass ETFs Schuld an den Preisschwankungen am Rohstoffmarkt sind, wehrt sich Anderson. So habe es im ersten Quartal zwar Abflüsse aus Gold-ETFs gegeben, der Goldpreis sei aber in dem Zeitraum weiter gestiegen. "Natürlich hat die Nachfrage (nach Gold) zugenommen, aber das geschah aus einer Reihe von Gründen, nicht allein durch die ETFs."

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen