Wirtschaft

Dubais starke Nachbarn Anlegen am Golf

Nicht erst seit dem spektakulären Turmbau zu Dubai locken die Staaten am Persischen Golf Investoren aus aller Welt an: Die Region hat auf den ersten Blick alles, was es zu einer reichhaltigen Wachstumsstory benötigt - aber auch nicht wenige Probleme.

Ehrwürdige Versammlung in weichen Ledersesseln aus Großbritannien: Der Golf-Kooperationsrat, hier bei einer Sitzung im Kuwaiter Bayan Palast.

Ehrwürdige Versammlung in weichen Ledersesseln aus Großbritannien: Der Golf-Kooperationsrat, hier bei einer Sitzung im Kuwaiter Bayan Palast.

(Foto: REUTERS)

Wenn Analysten von der Golf-Region oder den Golf-Staaten sprechen, beziehen sie sich in der Regel auf Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese Länder gelten als wirtschaftlich stark und sind zumindest teilweise an westlichen Standards orientiert.

Die übrigen beiden Golfanrainer Irak und Iran bleiben in ihren diesen Zusammenstellungen meist außen vor. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Im Irak steht die Sicherheitslage größeren Aktivitäten im Wege, im Iran behindert die politische Situation und geltende Wirtschaftsanktionen Investitionen aus dem Ausland.

In den letzten vergangenen Jahren folgten beinahe alle Golfstaaten dem Trend, mehr Offenheit im Bereich Entwicklungsprojekte, Anlagestrategien und in der Politik gegenüber ausländischen Investoren zu wagen. "Die Golfländer zeigen allmählich eine offenere Haltung gegenüber ausländischen Investoren an den Aktienmärkten ihrer Länder und in anderen speziellen Sektoren, lockern Vorschriften und vereinfachen Genehmigungsverfahren für Firmen aus Ländern, die nicht dem Golfkooperationsrat angehören, und richten mehrere neue Freihandelszonen ein", beschrieben die Analysten von DBresearch die Entwicklung.

"Obwohl Petrodollars weiterhin die Haupteinnahmequelle in der Golfregion sind, gewinnen Infrastrukturprojekte und Investitionen in der Industrie und im Immobilien- und Tourismusbereich zunehmend an Bedeutung", hieß es. Für die Runde der Golfstaaten insgesamt spielt jedoch der Ölpreis weiterhin die entscheidende Rolle.

Abschied vom schwarzen Gold

Obwohl die Golfstaaten deutliche Unterschiede aufweisen, haben sie alle von den hohen Energiepreisen profitiert und in den letzten Jahren einen breiten Wirtschaftsaufschwung verzeichnet. Die reichhaltigen Ölexporteinnahmen führen zu gesunden Staatsfinanzen und hohen Leistungsbilanzüberschüssen Zudem steigen mit dem Zustrom der Öl-Dollars auch die Auslandsanlagen, die zum Teil über Staatsfonds auch in deutsche Unternehmen investieren.

Blick in eine spannungsreiche Region: Der Persische Golf verbindet Europa mit Asien.

Blick in eine spannungsreiche Region: Der Persische Golf verbindet Europa mit Asien.

Daneben stehen auch umfangreiche Mittel für Investitionen im eigenen Land zur Verfügung. Die strukturelle Neuausrichtung birgt jedoch auch Risiken. Die Schwierigkeiten des kleinen Emirats Dubai, Teil der Vereinigten Arabischen Emirate, belegen, wie anfällig ein Land, das auf Mega-Projekte setzt, sein kann.

Um den sogenannten "Boom-Bust-Zyklen" entgegenzuwirken, haben die Golf-Staaten Reserven aufgebaut, ihre öffentliche Verschuldung reduziert und Überschüsse angesammelt, die auf Ölstabilisierungsfonds, Staatsfonds und andere staatlich kontrollierte Anlagevehikel übertragen wurden.

Vorbild Euro-Zone

Daneben streben die Golf-Staaten im Rahmen des Golf-Kooperationsrats (GCC) stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit an. Nach der Zollunion laufen Gespräche über den Zusammenschluss zu einem gemeinsamen Währungsraum.

"In allen GCC-Ländern hat sich der Hauptwachstumsimpuls vom öffentlichen auf den privaten Sektor verlagert", heißt es in der Analyse von DBresearch. "Sowohl der öffentliche Sektor als auch der Privatsektor versuchen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren, indem sie die inländischen Investitionen steigern und eine Diversifizierungsstrategie verfolgen."

Chancen für Investoren bieten sich demnach im Finanzsektor, im Bauwesen, im Immobilienbereich und im Tourismus. Mit ihrer Verbreiterung der Wirtschaftsstgruktur versuchen die Staaten Arbeitsplätze in Berufsbereichen außerhalb des Ölsektors zu schaffen. "Deshalb erhöhen die Regierungen der GCC-Länder die Investitionen in die soziale Infrastruktur, das heißt das Gesundheitswesen, den Bildungssektor, die berufliche Weiterbildung und Innovationen."

Die Zukunft am Golf

So lange sich der Ölpreis auf einem historisch sehr hohen Niveau bewegt, bleibt damit auch der kurzfristige Ausblick für die Golf-Staaten positiv. "Das hohe Wirtschaftswachstum in der Region dürfte sich in den nächsten Jahren fortsetzen, wobei die hohen Energiepreise und das Wachstum außerhalb des Energiesektors die wichtigsten Wachstumsimpulse sein dürften", fassten die Analysten der Deutschen Bank die Lage zusammen.

Früheren Angaben zufolge würden die Golfstaaten sogar bei einem Ölpreis von nur 50 Dollar pro Barrel bis 2020 noch Ölexporterlöse von 4,7 Billionen Dollar erwirtschaften. Nach Berechnungen von McKinsey Global Institute (MGI) entspräche das dem 2,5-fachen der Gewinne aus den letzten 14 Jahren.

Quelle: ntv.de, mmo

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