Rabenschwarze Börsenmonat Anleger beweinen den August
31.08.2011, 17:03 Uhr
Wie geht es im September weiter?
(Foto: dapd)
Am letzten Handelstag des Börsensommers bemüht sich der deutsche Aktienmarkt um einen versöhnlichen Ausklang: Doch das kräftige Kursplus reicht nicht aus, die Verluste der vergangenen vier Wochen auch nur annähernd zu überdecken. Schon jetzt ist sicher: Der August 2011 wird als einer der schwächsten Börsenmonate seit langem in die Geschichte eingehen.
Am deutschen Aktienmarkt geht der August mit einem leichten Hoffnungsschimmer zu Ende. Der Dax notierte am letzten Handelstag des Monats deutlich im Plus. Die Monatsbilanz wird durch die kurzfristige Aufwärtsbewegung allerdings nur wenig aufgehellt: Mit einem Minus von knapp 19 Prozent war es für den deutschen Leitindex einer der verlustträchtigsten Monate seiner Geschichte. Nur der September 2002 fiel wegen der Furcht vor einem Konjunkturabschwung und dem heraufziehenden zweiten Irak-Krieg mit einem Verlust von 25,4 Prozent noch schlechter aus.
Bei den Nebenwerten sieht es nicht viel besser aus: Der MDax beendet den August mit einem Abschlag von knapp 14 Prozent. Der TecDax verliert vom 1. bis zum 31. August rund 9 Prozent. Der Index der europäischen Schwergewichte Eurostoxx50 liegt wenige Stunden vor Handelsschluss auf Monatssicht rund 13 Prozent im Minus.
Die Angst vor einem Rückfall in eine globale Rezession sowie die Schuldenkrisen in Europa und den USA haben dazu geführt, dass der August nicht nur für den Dax zu einem der schlimmsten Börsenmonate seit Jahren wird. So wird der MSCI World Stock Index mit einem Minus von gut 8 Prozent wohl die höchsten monatlichen Verluste seit Mai vergangenen Jahres einfahren. Ein August lief zuletzt im Jahr 1998 so schlecht.
Besonders groß war der Vertrauensverlust bei den Finanzinstituten. Europäische Bankaktien sind dabei, ihren höchsten Monatsverlust seit Oktober 2008 einzufahren. Damals hatten die Kursstürze nach der Lehman-Pleite die Aktien der Geldhäuser auf die Verkaufsliste geschoben. Drei Jahre später sind die Nachwirkungen der großen Finanzkrise immer noch nicht ausgestanden. Trotz aller Regulierungsbemühungen wirkt das Finanzsystem kaum stabiler. Die Anteilsscheine der Deutschen Bank - dem größten deutschen Kreditinstitut - verloren im August rund 28 Prozent an Wert. Die Papiere der Commerzbank - der Nummer 2 im deutschen Markt - gaben rund 23 Prozent nach.
Die Erholung zum Monatsende erklärten Börsianer unter anderem mit den Hoffnungen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Doch trotz der Gewinne am letzten Handelstag sahen Experten keinen Grund zur Entwarnung. "Rein technisch gesehen befindet sich der Dax weiter in einem übergeordneten Abwärtstrend", sagte Helaba-Aktienstratege Christian Schmidt. "Das wird so lange so bleiben, bis die Marke von 6100 Punkten nachhaltig genommen ist.
Gut lief es dagegen an den Rohstoffmärkten. Die Schuldenkrise in Europa und der Haushaltsstreit in den USA hatten die Anleger bereits zu Monatsbeginn in die vermeintlich sicheren Häfen getrieben. In Scharen suchten die Investoren nach sicheren Positionen. Gold zählt unbestritten zu den größten August-Gewinnern. Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor's am Ende der ersten Augustwoche und die Schuldenzweifel an großen Euro-Staaten wie , und zuletzt sogar fachten die Nervosität an den Märkten zusätzlich an.
Für eine Feinunze Gold bezahlten Anleger in der Spitze 1911 Dollar oder 1330 Euro. Damit kostete die Standardmenge von 31,1 Gramm des gelben Metalls so viel wie noch nie zuvor. Mit mehr als 12 Prozent verzeichneten Händler beim Goldpreis in Dollar den drittgrößten Monatsgewinn seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Angst vor einer Inflation mit einem Rückfall in eine weltweite Rezession habe Gold im August mehr denn je zu einer Ersatzwährung werden lassen, hieß es. Nicht zuletzt spiegelt sich im hohen Goldpreis nach Ansicht der Experten jedoch vor allem das Misstrauen der Anleger in die Weltleitwährung Dollar sowie dem Euro wider.
Weiteren Schub bekomme der Goldrausch nach Einschätzung von Experten durch die Nullzinspolitik der US-Notenbank (Fed). Seit die Fed im August vorigen Jahres weitere Stützungsmaßnahmen für die US-Wirtschaft verkündet hatte, hat der Goldpreis 50 Prozent gewonnen. Zuletzt beteuerte die Fed, dass sie bis Mitte 2013 an ihrer Politik des ultrabilligen Geldes festhalten will. Aus der Sicht der Gold-Investoren fällt damit der eigentlich größte Nachteil einer Gold-Anlage - nämlich ihre Zinslosigkeit - flach.
Quelle: ntv.de, mmo/rts