Wirtschaft

Im Sturm der Finanzmarktkrise Anleger suchen sicheren Hafen

Welche Anlage ist dieser Tage am sichersten?

Welche Anlage ist dieser Tage am sichersten?

Die Aktienindizes der Welt bewegen sich kollektiv in Richtung Jahrestief, panisch stoßen die Anleger ihre Aktien ab. Doch wohin nun mit dem Kapital? Je mehr Menschen Gold, Staatsanleihen und Schweizer Franken kaufen, desto weniger lukrativ werden die Anlagen. Experten raten daher zu Unternehmensbonds - und zu Investitionen in Schwellenländern.

Aus dem Sturm an den Finanzmärkten ist ein Orkan geworden. Weltweit trennen sich Anleger von Aktien - so hat der Dax binnen acht Handelstagen weit über 1000 Punkte eingebüßt. Das während der Atomkatastrophe von Fukushima erreichte Jahrestief hat der deutsche Leitindex bereits unterschritten. In diesem Unwetter brauchen Anleger einen guten Kompass. Sorgen vor einer Rezession und einer Ausweitung der Schuldenprobleme auf beiden Seiten des Nordatlantiks treiben immer mehr Investoren in mutmaßlich sichere Häfen - Staatsanleihen großer Industrieländer und Gold. Doch wenn alle denselben Hafen ansteuern, wird es dort eng. Die Folge: Viele Staatsanleihen werfen nur noch wenig Rendite ab und für Gold müssen Investoren mittlerweile weit über 1600 Dollar pro Feinunze hinblättern.

Es gilt also, andere Routen zu finden. Nach Ansicht von Finanzexperten sollten Investoren statt Staatsanleihen Unternehmensbonds ansteuern. Zudem böten einige Schwellenmärkte mehr Sicherheit als die der Industrieländer. Zumindest auf kurze Sicht kann das helfen.

Bei Unternehmensanleihen raten Experten dazu, sich auch die dazugehörigen Aktien ins Portfolio zu holen, falls es sich um Firmen mit einem soliden Kapitalfluss handelt. "Die Haushaltslage in der Privatwirtschaft sieht sicher besser aus als die der öffentlichen Hand", sagt Klaus Wiener, Chef der Research-Abteilung von Generali Investment in Köln. Viele Kommunen und Länder sind mit einer schlechteren Kreditwürdigkeit versehen als Privatfirmen. Ihre Zahl dürfte noch steigen, wenn die Bonität der USA - wie von den Ratingagenturen angedroht - herabgestuft werden sollte.

Nach Einschätzung Wieners werfen beispielsweise Firmen aus dem Versicherungssektor einen stabilen Cashflow ab. Daten von ThomsonReuters StarMine zufolge beträgt die Verschuldungsquote im Vergleich zum Eigenkapital im Versicherungssektor weltweit 0,41. Zum Vergleich: Beim Finanzsektor insgesamt beläuft sich die Verschuldungsrate auf 1,52. Je niedriger die Quote ist, desto leichter fällt es einem Unternehmen, seine Kredite zu bedienen. Auch Sanjay Joshi, Portfolio-Manager bei London & Capital Wealth Managers, bevorzugt zur kurzfristigen Absicherung neben Unternehmensanleihen auch die Aktien ausgewählter Firmen. Dazu zählt er den US-Pharmakonzern Johnson & Johnson, den Einzelhandelsriesen Wal-Mart oder dessen britischen Rivalen Tesco. Die Verschuldungsquote von Wal-Mart liegt beispielsweise bei 0,2.

Kapitalstrom nach Thailand, Südkorea und Brasilien

Auf Talfahrt: Der Deutsche Aktienindex DAX.

Auf Talfahrt: Der Deutsche Aktienindex DAX.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bank of New York-Mellon beobachtet darüber hinaus aktuell Kapitalflüsse in die Schwellenländer, vor allem nach Thailand, Südkorea und Brasilien. Für Anleger auf der Suche nach Sicherheit rangierten diese Länder in der Vergangenheit nicht unbedingt ganz oben. Aber die Haushaltsdisziplin vieler Schwellenländer im vergangenen Jahrzehnt sowie das hohe Wirtschaftswachstum zahlen sich mittlerweile aus. Davon können auch Investoren profitieren.

Derzeit versuchen sich Anleger vor allem mit Investitionen in Staatsanleihen großer Volkswirtschaften, sowie in Gold und den Schweizer Franken abzusichern. Doch die vermeintlich sicheren Häfen könnten sich als Falle erweisen, wenn es sich bei der aktuellen Krise nur um einen Dämpfer für die Weltwirtschaft handelt und nicht um den Beginn einer neuen Rezession. Dann würde aus den Anlageklassen bald wieder massiv Geld abgezogen. Von einer solchen Kehrtwende wären Unternehmensanleihen nach Einschätzung von Experten weniger stark betroffen.

Vor allem bei Staatsanleihen ist die hohe Nachfrage mittlerweile zum zweischneidigen Schwert geworden. Die Real-Verzinsung der Bundesanleihe - also die Rendite abzüglich der Inflation - ist in dieser Woche erstmals seit mindestens 54 Jahren auf null Prozent gefallen. Die Rendite der zehnjährigen Papiere sank auf 2,395 Prozent - noch im Juli waren die Preise um 2,4 Prozent gestiegen waren. Auch bei Anleihen aus Großbritannien und den USA erhalten die Anleger nur noch Minimalbeträge. Lediglich japanische Anleihen werfen mehr ab, was aber nur daran liegt, dass die Inflation in Japan bei nahe Null rangiert. Obwohl Investoren mit den Staatsanleihen also zum Teil Verluste schreiben, greifen sie dort weiter zu. Das Verlangen nach Sicherheit geht in Krisenzeiten eben vor.

Quelle: ntv.de, rts

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