Reilly bei den Opelanern Annäherung in Rüsselsheim
04.12.2009, 19:36 UhrDer zunächst nur vorübergehend als Europachef von General Motors eingesetzte Nick Reilly bleibt auf diesem Posten. Der 59-Jährige wurde zum neuen Präsidenten von GM Europe ernannt und ist damit auch künftig für Opel und die Schwestermarke Vauxhall verantwortlich. Reilly werde seine eigentliche Funktion als Leiter des internationalen Geschäfts aufgeben, teilte GM in Detroit mit.
Die Ernennung erfolgt im Rahmen eines Management-Umbaus, den der neue GM-Chef Edward Whitacre angestoßen hat. Reilly war Anfang November eingesetzt worden, um Opel und Vauxhall nach dem geplatzten Verkauf an den Zulieferer Magna wieder auf Kurs zu bringen.
Reilly kommt damit nach acht Jahren in Asien wieder nach Europa zurück. Der geborene Waliser war dort zunächst für die Restrukturierung des ehemaligen GM Daewoo Geschäfts zuständig. Im Anschluss war er Präsident von GM Asia-Pacific, und zuletzt Präsident von GM International Operations.
Verbale Abrüstung in Rüsselsheim
Unterdessen schlagen die Opel-Beschäftigten und GM nach heftigen Auseinandersetzungen über die Zukunft von Opel einen deutlich versöhnlicheren Kurs ein. Während Reilly Abstand vom geplanten Stellenabbau im Entwicklungszentrum in Rüsselsheim nahm, signalisierte Betriebsratschef Klaus Franz Bereitschaft für Lohnzugeständnisse der Mitarbeiter.
Beide hatten auf einer Betriebsversammlung am Opel-Stammsitz vor etwa 9000 Beschäftigten gesprochen und waren danach gemeinsam vor die Presse getreten. Bis vor kurzem hatten Reilly und Franz gemeinsame Auftritte gemieden und sich einen öffentlichen Kampf geliefert. Noch vergangene Woche warf Franz dem Management eine chaotische Unternehmensführung vor und drohte mit rechtlichen Schritten. Nun scheinen beide ihr Kriegsbeil begraben zu haben: Wenn es um die Zukunft von Opel gehe, hänge viel an der Person von Nick Reilly, sagte Franz. "Er verkörpert für mich New GM." Die Sanierung wollen Arbeitnehmervertreter und GM-Management nun gemeinsam angehen.
Die europaweit 50.000 Mitarbeiter sind laut Franz grundsätzlich zu Zugeständnissen an GM bereit. Er wolle in den Verhandlungen dort ansetzen, wo er in den Gesprächen mit dem Opel-Bieter Magna aufgehört hatte. Mit dem Zulieferer hatten sich die Beschäftigten bereits auf Zugeständnisse über 265 Mio. Euro pro Jahr geeinigt. Details zur Sanierung von Opel will Franz am kommenden Montag in Detroit direkt mit Whitacre besprechen.
Kein Jobabbau im Entwicklungszentrum
Auch Reilly blieb seinen Teil der Versöhnungsrede nicht schuldig. Am Ende der Verhandlungen mit den Mitarbeitern sei die geforderte Umwandlung von Opel in eine Aktiengesellschaft möglich, stellte er in Aussicht. Von diesem Schritt erhofft sich der Betriebsrat mehr Unabhängigkeit für Opel. Zudem solle das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim als wichtiger Bestandteil von GM in Europa erhalten bleiben. Nach Angaben von Franz nimmt GM Abstand von dem dort geplanten Abbau von 548 Stellen.
Hessens Ministerpräsident Roland Koch begrüßte die Ankündigung. Nun müsse GM ein "schlüssiges und tragfähiges" Gesamtkonzept für Opel vorlegen, forderte der CDU-Politiker.
Brüderle noch nicht überzeugt
Zur Sanierung von Opel will GM auch Staatshilfen in Anspruch nehmen. Ob der Konzern dafür wie zuletzt beziffert 2,7 Mrd. Euro benötige, ist laut Reilly noch nicht sicher. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle äußerte sich dazu jedoch erneut zurückhaltend. In Brüssel vereinbarte der FDP-Politiker bei einem Treffen mit Amtskollegen aus anderen EU-Staaten mit Opel-Standorten, dass GM sein Sanierungskonzept der EU-Kommission bis Anfang Januar zur Prüfung vorlegen muss. Erst wenn die Behörde das Konzept gutheißt, können die Länder über staatliche Beihilfen entscheiden. So solle ein Subventionswettlauf verhindert werden, sagte Brüderle.
Opel produziert mit vier Werken in Deutschland, ist aber auch in Großbritannien, Spanien, Polen und Belgien tätig. Während Deutschland seit der Absage des Verkaufs von Opel an den von der Bundesregierung bevorzugten Investor Magna sich reserviert zeigt, sollen andere Länder zum Teil schon mit Millionen gewunken haben.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts