Kurzarbeit zu teuer Arbeitgeber wollen Entlastung
14.06.2009, 10:02 UhrDer Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, hat von der Bundesregierung die Befreiung der Unternehmen von allen Kosten der Kurzarbeit für die Dauer der Wirtschaftskrise gefordert.
Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, hat von der Bundesregierung die Befreiung der Unternehmen von allen Kosten der Kurzarbeit für die Dauer der Wirtschaftskrise gefordert. "Die Arbeitgeber müssen grundsätzlich für die Zeit der Krise von sämtlichen spezifischen Mehrkosten der Kurzarbeit befreit werden", verlangt Kannegiesser in der "Bild am Sonntag". Trotz einer "historisch niedrigen Auslastung" der Werke von unter 70 Prozent hielten die Unternehmen ganz überwiegend ihre Mitarbeiter. Dabei helfe vor allem Kurzarbeit.
Über die Hälfte der 23.000 Betriebe der Metall- und Elektroindustrie nutze die Kurzarbeit, so Kannegiesser. Die Zahl der Kurzarbeiter in der Metallbranche habe sich zwischen Dezember und März auf 726.000 fast versechsfacht. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) geht davon aus, dass im April und Mai in Deutschland mit rund 1,1 Mio. ähnlich viele Arbeitnehmer wie im März in Kurzarbeit gewesen sind. Die Bundesagentur übernimmt dabei 60 Prozent (bei Arbeitnehmern mit Kindern 67 Prozent) des durch Kurzarbeit ausfallenden Nettolohns
EZB warnt vor Problemen
Unterdessen warnt die Europäische Zentralbank davor, die Kurzarbeit auszuweiten. Das dauerhafte Festhalten an der Stützungsmaßnahme in der Rezession könne sich im Aufschwung rächen, hieß es. "Solche Maßnahmen bringen im Zeitverlauf eine erhebliche Belastung der Staatshaushalte mit sich, ohne Investitionsanreize zur Konjunkturbelebung zu schaffen." Zudem werde die für den Arbeitsmarkt insgesamt wichtige Mobilität gehemmt: "Die Wanderung von Arbeitskräften zwischen Unternehmen und Sektoren ist wichtig, damit gewinnbringende Investitionschancen, die sich im Zuge der wirtschaftlichen Erholung bieten, leichter genutzt werden können."
Bei einer kurzfristigen Konjunkturschwäche ist der Einsatz von Kurzarbeit laut Europäischer Zentralbank (EZB) aber ein wirksames Instrument "zum Schutz von Humankapital in einem Unternehmen". Die Währungshüter sehen jedoch die Gefahr, dass sich die Brückenfunktion der Kurzarbeit schon bald als nicht mehr tragfähig erweisen und die Arbeitslosenquote im Euroraum bereits in den kommenden Monaten weiter steigen dürfte.
Die Wirtschaftskrise hat die Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone im Frühjahr auf den höchsten Stand seit fast zehn Jahren getrieben. Die Arbeitslosenquote kletterte im April auf 9,2 Prozent. Wegen der schärfsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg rechnen Experten damit, dass die Zahl der Arbeitslosen auch in Deutschland bis 2010 weiter steigen wird. Die Kurzarbeit hat bisher Schlimmeres verhindert.
Quelle: ntv.de, AFP/rts