Griechenland-Wetten drücken Gewinn Ärztebank hat sich verzockt
17.04.2012, 13:15 Uhr
Die Apobank hat sich mit Wetten auf die Griechen-Pleite verzockt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ärzte und Apotheker gelten nicht gerade als risikofreudig. Doch ihre Bank entpuppt sich als spekulativer Hedgefonds: Schon in der Finanzkrise versuchte die Apobank mit hochriskanten strukturierten Produkten ein großes Rad zu drehen und rutschte erstmals seit ihrer Gründung in die roten Zahlen. Auch in der Euro-Krise haben sich die Apo-Banker verzockt – mit Wetten auf die Griechen-Pleite.
Die Finanz-Eskapaden der Vergangenheit lassen die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) nicht los. Im vergangenen Jahr verhagelten Kreditversicherungen (CDS) auf griechische Staatsanleihen das Ergebnis. Als die CDS, mit denen die Apobank andere Investoren gegen eine Griechen-Pleite versichert hatte, im Zuge der Umschuldung der griechischen Staatsschulden fällig wurden, musste die größte deutsche Genossenschaftsbank an die Investoren rund 80 Mio. Euro zahlen, wie Vorstandschef Herbert Pfennig einräumte. "Die Euro-Schuldenkrise hat uns wehgetan."
Insgesamt zehrten Abschreibungen auf Finanzinstrumente und Beteiligungen noch mit 119 (Vorjahr: 202) Mio. Euro am Ergebnis. Unter dem Strich reichte es dennoch für einen Gewinn von 43,1 (53,4) Mio. Euro, wovon 33 Mio. an die Mitglieder - Ärzte, Zahnärzte und Apotheker - als Dividende ausgeschüttet werden.Schon 2009 musste das Geldhaus wegen riskanter Investments einen Verlust von 283 Mio. Euro verkraften.
Apobank kämpft immer noch mit Finanzkrise
Pfennig sieht die Altlasten aber als bereinigt an. Von 5,5 Mrd. an strukturierten Wertpapieren wie CDOs, die die Bank in den Boomjahren bis 2008 gekauft und die sich in der Finanzkrise als toxisch erwiesen hatten, sind noch drei Mrd. Euro übrig. "Wir waren drei Jahre vor allem mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Wir sind relativ sicher, dass Wiederholungen nicht möglich sind", sagte Pfennig.
Nun wolle sich die Bank verstärkt darum kümmern, ihre Klientel früher - schon im Studium - zu gewinnen und nicht so schnell wieder zu verlieren. "Der Kampf um unsere Kunden ist wüst entbrannt", sagte Pfennig. "Aber wir sind kampfbereit und verteidigungsfähig." Viele Ärzte holten sich den Kredit für den Aufbau ihrer ersten Praxis bei der Apobank, legten das erworbene Vermögen aber bei Großbanken an. Um das zu verhindern, wolle die Apobank nun eine Sparte für wohlhabende Privatkunden aufbauen.
Der Umbau im Vertrieb und eine Steigerung der Effizienz werden sich laut Pfennig zunächst aber in einem Stellenabbau unter den 2500 Mitarbeitern niederschlagen. "Die Bank muss sich strukturell um ihre Kostensituation kümmern." Über das Volumen werde noch mit dem Betriebsrat verhandelt. Die 180 Mio. Euro teure Umstellung des IT-Systems soll ab 2013 jährlich 30 Mio. Euro einsparen. Unter dem Strich dürfte der Gewinn 2012 wieder höher ausfallen.
Quelle: ntv.de, hvg/rts