Wirtschaft

Gespräche über Not-Kredite Athen ächzt unter Zinslast

Die Kosten für griechische Schulden steigen auf ein neues Rekordhoch. Die Regierung in Athen gibt sich unbeeindruckt, doch die Verhandlungen mit EU und IWF über Notfallkredite laufen.

Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou (Mitte) während einer Pressekonferenz.

Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou (Mitte) während einer Pressekonferenz.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Trotz der Einigung auf ein Rettungspaket für Griechenland wird die Schuldenaufnahme für Athen immer teurer. Für zehnjährige griechische Staatsanleihen verlangen Investoren rund 8,2 Prozent Zinsen – das ist der höchste Wert seit Griechenlands Beitritt zur Euro-Zone. Bereits am Dienstag war die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen mit 7,8 Prozent auf ein Rekordhoch gestiegen. Der erneute rasante Anstieg spiegelt die wachsenden Zweifel der Märkte daran wider, dass Griechenland seine massiven Staatsschulden zurückzahlen kann. Noch vor einem Monat hatte die Rendite bei etwa von 6,3 Prozent gelegen.

Ein Ansteigen der Kreditkosten für Griechenland auf derartige Höhen hatte eigentlich der Rettungsplan der Europäischen Union verhindern sollen. Die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten hatten sich vor rund vier Wochen geeinigt, Griechenland bilaterale Kredite zu günstigeren Konditionen zu gewähren, falls die Kosten für neue Staatsschulden des Landes auf den Finanzmärkten zu hoch werden sollten.

In diesem Jahr soll sich Griechenland auf diese Weise im Notfall bis zu 30 Mrd. Euro zu einem Zinssatz von rund fünf Prozent leihen können. Hinzu kämen der Vereinbarung zufolge Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) von bis zu 15 Mrd. Euro. Finanzminister Rainer Brüderle sprach von IWF-Hilfen in Höhe von 12 Mrd. Euro.

Verhandlungen in Athen

Unterdessen kamen in Athen Vertreter der Regierung mit Gesandten der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des IWF zusammen, um über die Bedingungen für mögliche Nothilfen zu verhandeln. Die Gespräche sollen etwa zehn Tage dauern. Experten der EU präsentierten dem hochverschuldeten Land dabei die harten Sparvorgaben für die kommenden Jahre.

"Das Ziel der Gespräche in Athen ist, ein Programm für die notwendigen wirtschaftlichen Anpassungen auszuarbeiten", sagte ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn. Dabei werde es um die Details der Einsparungen gehen, die Athen umsetzen müsse, um sein Haushaltsdefizit unter die erlaubte Grenze zu senken. Bei den Gesprächen geht es laut Kommission nicht konkret um Vorbereitungen zur Aktivierung des zugesagten Hilfspaketes. "Unsere Aufgabe ist es, bereit zu sein. Über den Antrag entscheiden die Griechen."

Harter Sparkurs

Brüssel hat dem größten Schuldensünder des Eurogebiets in beispielloser Weise unter Aufsicht gestellt. Athen muss bis 2012 sein Defizit in den Griff bekommen und fährt bereits einen harten Sparkurs. Dazu gehören Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst, Rentenkürzungen, Einschnitte bei Investitionen und Steuererhöhungen. Die Budget-Sanierung wird von Brüssel streng und ständig überwacht. Experten fürchten, dass die Maßnahmen nicht ausreichen und Griechenland sich nicht alleine aus der Finanzmisere befreien kann.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble warnte eindringlich vor einer Zahlungsfähigkeit Griechenlands. Die Folgen wären unabsehbar, sagte er im Bundestags-Europausschuss. "Das würde die Stabilität des Euro in Frage stellen." Die griechische Regierung hofft, ohne Hilfskredite des IWF und der EU-Partner auszukommen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen